Die Blätter 40r–45v der Kleinen Heidelberger Liederhandschrift (sonst in der Forschung mit der Sigle a bezeichnet) wurden in mehreren Etappen von fünf Nachtragshänden gefüllt. Die niederalemannische Schreibsprache zeigt hier, verglichen mit dem Hauptschreiber, einen etwas nördlicheren (mitteldeutschen) Einschlag.
Der erste Nachtragsschreiber (Str. 1–48 [46], 1. Viertel 14. Jh.) begann offenbar mit der Auswertung einer Rubin-Sammlung, aus der er nur aufnahm (A 1 bis 20/21), was im Rubin-Korpus des Grundstocks (A Rubin) fehlte. Danach folgt, beginnend mit A 21 oder eher A 22, eine Reihe von Strophen Walthers von der Vogelweide (bis A 30), wobei der Beginn der neuen Vorlage nicht sicher anzugeben ist, weil auch innerhalb der Rubin-Folge Strophen auftreten, die in anderen Handschriften Walther zugeschrieben werden (A 13 14), und weil Wechsel der Tintenfarbe und der Texteinrichtung auf mehrfache Schreibpausen oder Vorlagenwechsel vor A 15, 19 und 22 hindeuten könnten. Im Anschluss sind nach drei Strophen Reinmars von Zweter (A 31–33) mehrere Tagelieder notiert (A 34–45 [43]). Ein Frauenlied (A 46 [44]–47 [45], sonst für Reinmar belegt) und ein Leich (A 48 [46]) bilden den Abschluss dieser minneorientierten Nachlese.
Der zweite Nachtragsschreiber (Str. 49 [47]–58 [56], 2. Viertel 14. Jh.) trägt eine Reihe von Strophen im IV. Ton Friedrichs von Sonnenburg ein, die eine religiöse Thematik haben.
Die dritte und die vierte Nachtragshand (Str. 59 [57]–61 [59], 3. Viertel 14. Jh.) schreiben, auf einem Einzelblatt aus »gänzlich anderem Pergament« (Blank, S. 20), ein Lied Rubins nieder, das bereits auf der ersten Seite der Nachträge steht (A 6 3 4).
Sonja Glauch