Autor
Weder der in C überlieferte Sängername (her wachsmuͦt von Mu̍lnhusen, fol. 183v) noch die dem Korpus vorangestellte Miniatur lassen eine Identifizierung des Dichters zu. Diskutiert wurden als möglicher Herkunftsort Mü(h)lhausen im Elsass, in Schwaben und in Thüringen (vgl. Hübner, Sp. 558). Auf Letzteres scheint einerseits die mitteldeutsche Sprachfärbung hinzuweisen, die Bartsch, S. 259, den Liedern Wachsmuts attestiert hat, andererseits auch eine thüringische Urkunde (1267), die einen Vastmude de Mulhusen erwähnt (Walther, S. 121). Ähnlich vage wie alle Versuche der Lokalisierung müssen jene der Datierung des Autors bzw. seines Werkes bleiben: Der Hinweis auf den König der Tschampanige, der sich in C Mühlh 4, V. 3 findet, könnte sich auf den champagnischen Grafen Thibaut IV. beziehen, der zwischen 1234 und 1253 das Königreich Navarra beherrschte und zugleich einer der wirkmächtigsten nordfranzösischen Trouvères war (dazu Ranawake, S. 14–23, v. a. S. 17). Wachsmuts Schaffenszeit ließe sich dann auf das zweite Viertel des 13. Jahrhunderts eingrenzen.
Werk und Überlieferung
Der Codex Manesse überliefert (im Grundstock-Segment B, vgl. Henkes-Zin, S. 34) elf Strophen, die fünf Lieder bilden. Sie sind formal durch ihre Zweistrophigkeit charakterisiert, eine Ausnahme bildet in dieser Hinsicht lediglich das letzte Lied, C Mühlh 9–11, das auf mehreren Ebenen, nicht nur bezüglich seines Strophenumfangs, mit der Dreizahl spielt (vgl. dazu den Liedkommentar). Inhaltlich sind alle Lieder von einem »freudig-unbeschwerte[n] Tenor« (Hübner, Sp. 559) getragen; sie realisieren durchgängig Elemente des Schönheits- und Frauenpreises, setzen dabei jedoch auch je eigene Akzente: C Mühlh 1f. etwa dehnt den Kaisertopos auf das himmlische Reich aus, C Mühlh 3f. überträgt die Konstellation Hoher Minne auf eine jugendliche Liebesbeziehung, in C Mühlh 7f. verdeutlicht naturkundliches Wissen den Wunsch des Sprechers nach der Liebeserfüllung. Den von C Mühlh 6 aktualisierten Augen/Herz-Topos greift die Miniatur zum Korpus auf: Sie verbildlicht die Unabdingbarkeit des Minnedienstes in jenem Pfeil, mit welchem die Dame auf das Herz des Geliebten zielt (dazu Walther, S. 121).
Stephanie Seidl