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Hadlaub, Johannes, ›Was meinent nu du̍ vogellin‹
C
C Hadl 148 (147)
IC Hadl 148 (147) = SMS 30 39 I
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 377va
C Hadl 149 (148)
IIC Hadl 149 (148) = SMS 30 39 II
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 377va
C Hadl 150 (149)
IIIC Hadl 150 (149) = SMS 30 39 III
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 377va
C Hadl 151 (150)
IVC Hadl 151 (150) = SMS 30 39 IV
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 377va
C Hadl 152 (151)
VC Hadl 152 (151) = SMS 30 39 V
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 377vb

Kommentar

Überlieferung: Das Lied ist unikal in C überliefert.

Form: .4a .5-b .4c / .4a .5-b .3-d+1c // .4c .2e .4e .2f .2f .3-d

Stollen­stro­phe mit durchgehendem Auftakt; der erste Vers des Abgesangs ist an den letzten Vers des Aufgesangs angereimt. In V. 6 findet sich ein Binnenreim, der mit dem letzten Vers des Liedes reimt. In den Strophen I, II und IV ist an dieser Stelle der Handschrift auch ein Reimpunkt gesetzt, in den Strophen I, II und IV werden die gespaltenen männlichen Kadenzen des d-Reims zu weiblichen umgedeutet, siehe Autorkommentar. III,7 ist um eine Hebung zu kurz, die Ausgaben fügen hier in der Regel ein ich lige ein.

Inhalt: Sommerlied/Minneklage.

Das überaus kunstvolle Lied, das noch ganz in der Tradition des ›Hohen Sanges‹ zu verorten ist (vgl. Loleit, S. 265), beginnt mit einer Anthropomorphisierung der vogellin (I,1), die die sommerliche Freude ankündigen, von der sich das Sänger-Ich aufgrund seiner Minneschmerzen jedoch ausgeschlossen fühlt. Sein sumertag sei nämlich die Geliebte, die ihn bisher nicht erhören will. Der Blick der Vögel zur Sonne empor korrespondiert dabei mit der Unterordnung des Sänger-Ichs unter die Geliebte. Die Engführung der Geliebten mit dem sumertag findet sich ähnlich auch bei Konrad von Landeck (vgl. C Landeck 49 und C Landeck 56), erinnert im Gestus aber noch weit mehr an Heinrichs von Morungen Sonnenmetaphorik (vgl. Loleit, S. 271).

Statt die Klage fortzusetzen, beginnt Str. II noch einmal mit einem Frühlingseingang, wobei sich das Sänger-Ich mit dem wir in V. 1 nun in die Hofgemeinschaft einschreibt; doch ergibt sich im Laufe der Strophe wieder eine Diskrepanz zwischen denen, die bereits Liebeserfüllung gefunden haben (es ist gewert; II,10), und dem Sänger-Ich, das deshalb verzagen muss. Das fortwährende Denken an die Geliebte, das quasi zwanghaft aus ihrer ethischen Qualität resultiert (si ist so rechte guͦt; III,9), wird in verschiedenen formelhaften Reihungen, die alle metaphorisch für das ›immer‹ stehen, ausgedrückt, etwa: ich slafe, ich wache, [ich lige,] ich ste (III,7) oder morgen und abint (V,4f.).

Im Laufe des Liedes nimmt die Emphase immer weiter zu, was in Ausrufen wie owe (IV,3) oder ach (IV,8) greifbar wird, so dass das Leid des Sänger-Ichs und die Dringlichkeit der Liebeserfüllung immer größer zu werden scheinen.

Die letzte Strophe beginnt mit einem Rätsel: Das Sänger-Ich verfüge über einen botten (V,2), den er ohne ihr Wissen immerzu zu seiner Dame sende, nämlich den sin (V,8), der aus seinem herzen grunt (V,7) hervorbreche. Dieser eher aus der religiösen, mystischen Dichtung stammende Begriff korrespondiert auch mit einer sonst immer wieder aufgegriffenen ›geistlichen Sprechweise‹ (etwa die Bezeichnung der Dame als reinu̍ frucht; IV,8), was eine Überhöhung sowohl der Dame als auch des Minneleidens zur Folge hat.

Björn Reich

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