Überlieferung: Unter dem Namen Hartmanns ist das Lied dreistrophig und in nahezu identischer Gestalt in A und C überliefert. Mitsamt einer vierten Strophe erscheint das Lied in E unter dem Namen Walthers von der Vogelweide. Als eigenständiges Lied ist die besagte Strophe in S überliefert, auch hier unter dem Namen Walthers.
Häufig wird auch die formgleiche, ebenfalls Walther zugeschriebene Strophe E Wa 129 et al. zum vorliegenden Lied gerechnet, auf welches sie in E als letzte Strophe eines weiteren Liedes auch tatsächlich folgt, ohne jedoch als Einzel- oder Nachtragsstrophe gekennzeichnet zu sein; als Teil desselben Liedes wie in E erscheint die betreffende Strophe auch im Walther-Korpus C (vgl. Henkel, S. 107).
Form: .4a (.)4b / (.)4a .4b // .6c .6c (.)4x (.)4e .4e
Unreiner Reim in A III,1/3. AC III,1 ist überfüllt. In S sind die V. 5f. unterfüllt.
Inhalt: Bemerkenswert ist die Heterogenität der in diesem Lied aufgerufenen Kommunikationssituationen und Sprechweisen, die sich auch inhaltlich nicht zwanglos zu einem kohärenten Ganzen fügen. Die ersten beiden Strophen bilden einen Dialog: Ein Bote trägt einer Dame den Dienst eines Ritters an (Str. I), die Dame lehnt mit dem Argument mangelnder Vertrautheit höflich ab (Str. II). Str. III ist minnesangtypischer Monolog des männlichen Ichs. Die nur in E sowie als Einzelstrophe in S überlieferte Str. IV ist lehrhaften Charakters und verteidigt die Minne gegen den Vorwurf der Sündhaftigkeit.
Justin Vollmann