Überlieferung: Die beiden Strophen sind unikal in C überliefert.
Form: .4a .4a / (.)5-b (.)5-b // (.)5c .4-d (.)4-d .4c (Walther von der Vogelweide, Bognerton), siehe Tonkommentar.
Inhalt: Beide Strophen beziehen sich auf den Bogenere, nach dem der Ton insgesamt benannt ist, und seine milte. Zunächst dankt das Sänger-Ich für die Gabe eines Diamanten, der ihm ane bette (I,3) zuteil wurde. Das Sänger-Ich will aber nicht die äußere schoͤne (I,4) loben, sondern betont in der Folge auch die innere Werte des Gebers, nämlich die milte und allgemein die Wohlerzogenheit (I,5). Darin nämlich besteht die Schönheit des Ritters (V. 2), dessen Name dann, als Höhepunkt der Strophe, im letzten Vers genannt wird: Es handelt sich um den 1245 verstorbenen Grafen Diether II. von Katzenellenbogen. Die milte des ›Bogners‹ scheint weithin bekannt gewesen zu sein und wird etwa auch im sechsten Leich des Tannhäusers (C Tannh 6, V. 49) gepriesen. Walther hat Diether vermutlich nach 1220 am Würzburger Hof kennengelernt.
Dass Walther ein derart kostbares Geschenk ohne vorherige Bitte von Diether erhalten haben soll, unterstreicht nicht nur dessen milte, sondern hebt auch die Sonderstellung Walthers unter den fahrenden Sängern hervor.
Die Folgestrophe setzt direkt mit dem Namen des Gönners wieder ein (II,1). Zwar wird er erneut für seine milte gerühmt, allerdings ist das Lob nun ironisch gebrochen, wenn das Sänger-Ich bekennt, dass die Gaben nicht er, sondern irgendein Polan alder ein Ru̍̂sse (II,4) erhalte. Dabei handelt es sich vermutlich um inferiore Musikanten, die dann in II,7 verächtlich als snarrenzere bezeichnet werden. Sie werden den hovewerden (›die dem Hof Würdigen‹, V. 8), zu denen sich Walther offensichtlich zählt, gegenübergestellt. Auffällig ist, dass hier für die Bezeichnung beider Gruppen eine eigene, sonst nicht belegte Wortschöpfung verwendet wird.
Das milte-Lob erweist sich so als Mahnung, sich den richtigen Künstlern zuzuwenden. Wie so oft bei Walther ist eine Herrscherlobstrophe mit einer Mahnstrophe verbunden (vgl. Philippslob und Philippsschelte im Ersten Philippston).
In älteren Ausgaben (Wa/La) werden die Strophen häufig umgestellt und das Diamantengeschenk als Antwort auf die milte-Rüge angesehen. Zur Strophenfolge vgl. Klein.
Björn Reich