Überlieferung: B und C überliefern das Lied in nahezu identischer Gestalt und greifen demnach auf eine gemeinsame Vorlage *BC zurück.
Form: 5-a 5b / 5-a 5b // 4c 5c
Kanzonenstrophe. BC IV,5 ist überfüllt. Das Lied ist in seiner Form identisch mit C Wa 387–389, steht aber in Hs. C – auch ohne etwaige Verweiszeichen, die auf die Tongleichheit hinweisen würden, – weit entfernt von diesem. Inhaltlich lassen die Lieder ebenfalls keinen Zusammenhang erkennen. Nach C Wa 387–389 lässt die Hs. einen Freiraum für weitere Strophen, was darauf hindeuten könnte, dass Strophen aus diesem Lied ergänzt werden sollten bzw. beide Lieder als flexibel kombinierbares Strophenrepertoire verstanden wurden (Wa/Bei, S. 630, 667).
Inhalt: Minnelied. Das Sänger-Ich erteilt in Str. I eine Absage an alle, die am Guten verzweifeln und dieselbe emotionale Verfasstheit beim Sänger-Ich vermuten oder erhoffen. Das Sänger-Ich zeigt sich hoffnungsvoll, die Liebe einer Dame zu erringen. Es apostrophiert die Dame in Str. II mit der Bitte um Mithilfe, dass der Neid anderer gerechtfertigt sein möge. Str. III offenbart den Wunsch, die Dame zugleich als Geliebte und als Minnedame zu wissen. Str. IV offeriert der Dame ein Angebot: Das Sänger-Ich versichert, Geliebter (betont durch das Hendiadyoin friunt – geselle) der Dame zu werden, wenn die Dame gewillt ist, im Gegenzug Geliebte und Minnedame zu sein. Die Verwendung des Kleider- und Kaisertopos (V. 4) hat das Lied mit B Wa 90–93 et al. (Str. IIIf.) gemein, jedoch ohne eindeutige intertextuelle Bezüge aufzuweisen (vgl. Schweikle, S. 764; Kasten, S. 950). Die Interpretation dieses Verses ist indes unklar, weshalb frühere Editionen sich zu Ergänzungen bzw. zur Konjektur des mir veranlasst sahen.
Michael Lebzelter