Überlieferung und Form: Das allein in C überlieferte zweistrophige Minnelied hat die Form einer recht regelmäßig gefüllten Stollenstrophe des Baus .4a .6b / .4a .6b // 6c .4a .6c .5c, worin alle Verse auftaktig und somit alle Versübergänge gefugt sind mit Ausnahme des auftaktlosen Beginns des Abgesangs. I,2 ist überfüllt.
Inhalt: Der Natureingang verbindet sich mit dem Eingeständnis der Erfolglosigkeit des (langjährigen, II,3f.) Dienstes, welche wiederum als eine Folge des (Selbst-)Betrugs durch minnekliche[n] wan begriffen wird. Die erste Strophe kulminiert in der emphatischen Bekundung, sich dieser Täuschung auch weiterhin bereitwillig hingeben zu wollen. Die Motive des wâns (I,7) und des wünschens (II,1), die in anderen Liedern Rubins eine wichtige Rolle spielen, werden hier nicht weiter entwickelt. Stattdessen endet das Lied mit einer in Gegensätze gefassten Reflexion der Lage (Minne ohne Gegenminne ist keine Minne; sein ja ist ihr nein; jedoch: ihre guͤte überwiegt ihre Hartherzigkeit). Im Gleichklang mit dem Schluss der ersten Strophe führt alle Erkenntnis nur dazu, am Ende doch, quasi grundlos, weiter auf ihre Gnade zu hoffen. Gedanklich und motivlich schließt das Lied eng an C 8–11 (Mich hat ein lieber wan) an, dem es auch in der Handschrift direkt folgt.
Sonja Glauch