Überlieferung: Das Lied ist in den Rubin-Korpora der Handschriften A, B und C mit jeweils verschiedener Strophenfolge überliefert. C umfasst gegenüber dem dreistrophigen B-Lied eine zusätzliche vierte Strophe, die in A als zweite Strophe fungiert, während die in B und C gemeinsame dritte Strophe dort fehlt.
Form: Die Stollenstrophe mit dem Schema .5-a 5b / .5-a 5b // 5c .4-d 7-d 5c zeigt (mit Ausnahme des Einsatzes des Abgesangs) grundsätzlich Synaphie, sofern die weiblichen Kadenzen als weiblich voll interpretiert werden. Schema-Abweichungen in den überlieferten Versionen sind jedoch zahlreich: Fehlende Hebung C I,7; II,1.3; B I,8; beschwerte (oder fehlende) Hebung BC III,2; Abweichung im Auftakt BC III,1.8; A II,3.8; A III,3; C IV,8. In der A-Fassung finden sich mehrere das Schema verletzende Reime (identischer Reim A II,1.3; zerstörte Reimbindung II,5; III,3).
Inhalt: In dem klassischen Minnelied erörtert der Sprecher Gründe und Möglichkeiten, wie sich der allgemeine Zustand der Trübsal (Str. I) in Freude verwandeln lasse. Garantinnen der Freude seien die Frauen (I, 7) bzw. die Minne (BC II, 5–8), die die Geliebte zum Entgegenkommen bewegen kann. Die BC gemeinsame dritte Strophe setzt sich mit der Idee des lieben wanes auseinander, der in Rubins Œuvre generell eine große Rolle spielt: die Quelle der Freude wird als Illusion entlarvt (BC III, 1–5). Dennoch behauptet sich die Freude darin, dass die stete liebe des Ich für die Dame sichtbar ist. Die in B nicht enthaltene, in C an den Schluss und in A in die Mitte gesetzte Strophe (A II = C IV), möglicherweise eine alternative Schlussstrophe, schließt eng an BC II an, entwickelt aber eine noch düsterere Zukunftsaussicht: zwar hat es die Geliebte in der Hand, den Sprecher zu erlösen, wenn sie es aber nicht tut, wird Freude niemals einkehren. Trotzdem bleibt es beim Dienst in der Hoffnung auf eine Wendung ins Positive (ob ir noh der haz entwiche) und, analog zu BC III,8, auf die Wirkung der eigenen Beharrlichkeit (daz si gedenke an mine stetekeit).
Sonja Glauch