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Leuthold von Seven, ›Uns wil schiere wol gelingen‹ (A 43 44 45 46) Lied zurückLied vorDruckerTEI Icon

Kommentar

Überlieferung: Während C das Lied unter Walther von der Vogelweide führt (und es neben andere Lieder stellt, die zum Modell der ›Hohen Minne‹ Distanz halten), findet es sich in A in der Sammlung Leutholds von Seven. Die neuere Forschung spricht das sog. ›Mailied‹ Walther zu und kann sich dabei nicht nur auf die Machart des Textes stützen, sondern auch auf die Eigenart des Leuthold-Korpus in A, das fast durchgängig Material bietet, das andere Zeugen anderen Autoren zuweisen. Dass der C-Text gegenüber dem A-Text zwei Plus­stro­phen aufweist, ließe sich, zumindest im Verbund mit der vorgenannten Beobachtung, als weiteres Indiz für seine Priorität anführen. Gegenüber der Walther- stellt die Leuthold-Fassung die Strophen um. Zwei der Walther-Strophen finden sich in M anonym an lateinische Lieder angehängt, eine weitere überliefert die späte Haager Liederhandschrift S als anonyme Einzelstrophe, allerdings verlängert um vier Verse, die auf Material eines anderen Walther-Liedes zurückgehen (C Wa 170–174, III,5f.).

Form: 4-a 3b / 4-a 3b // 3c 4-d 4-d 3c

Die Reimstruktur ist typisch für die achtzeiligen Strophen Walthers von der Vogelweide. Der Rhythmus ist rasch.

M 61r/2 1f. überliefert zu dem Lied eine Melodie in Neumen, auch der erste Stollen der deutschen Strophe ist mit Hakenneumen versehen. Außerdem hat die Forschung in der Strophe eine Kontrafaktur auf Gautiers d’Espinau Lied ›Quant je voi l’erbe menue‹ erkennen wollen, zu dem die Hs. Paris, Nationalbibliothek, fr. 200050 ebenfalls eine Melodie bewahrt. Dieses ist freilich nicht vor 1235 belegt.

Inhalt: Das Walther-Lied beginnt mit einem Preis der die gesamte Gesellschaft belebenden Wirkung des Mais (C Wa 179), der in einen Tanzaufruf übergeht (C Wa 180). Dieser enthält eine Warnung vor doͤrperheit (V. 4), womit sich das Lied in jedem Fall gegen ein unhöfisches Verhalten, vielleicht auch konkret gegen dessen Propagator Neidhart wendet. Das Mai-Thema setzt das nun folgende Lied im Lied fort, das an den Mai selbst adressiert ist; es mündet in den witzigen Größenvergleich von Blumen und Klee (C Wa 181; vgl. auch C Wa 411 et al.). Nach diesem ausladendem Natureingang wechselt das Lied abrupt zur Minnethematik, indem es einen roten Mund adressiert, der den Liebenden an- bzw. verlacht (C Wa 182). Nach dem Mund wird dessen Besitzerin angesprochen, der Sänger beklagt sich bei ihr über die fehlende Gnade (C Wa 183) und fordert sie auf, ihr Verhalten auf die Natur abzustimmen und ihn zu erhören (C Wa 184). Wachinger, S. 79f., erkennt im Wortlaut der Erhörungsbitte eine Anspielung auf A Reinm 35 et al. Das gesamte Lied sieht die Forschung im Bezug auf die lateinische Lyrik, wobei die Priorität umstritten ist.

Auch die Leuthold-Fassung hebt mit dem Tanzaufruf an (A Leuth 43), schiebt das Mailob nach (A Leuth 44), fährt mit dem ›Blumenwettstreit‹ fort (A Leuth 45) und schließt mit dem Appell an die Dame (A Leuth 46). Die im Kontext des Minnesangs ungewöhnliche, aggressive Anrede des roten Mundes fehlt hier.

Der Codex Buranus setzt zum einen den Größenvergleich der Blumen (M 61r/2 6) an den Schluss eines sechs­stro­phigen Liedes, das in ähnlicher Weise wie das Walther-Lied nacheinander die Themen ›Frühling‹, ›Tanz‹ und ›Erwartung der Liebeserfüllung‹ abhandelt. Zum anderen beschließt die Anrede an den roten Mund (M 68r 5) ein fünf­stro­phiges Liebeslied, das in der ersten und der dritten Strophe ebenfalls den Mund thematisiert.

Manuel Braun

Kommentar veröffentlicht am 25.02.2016; zuletzt geändert am 19.10.2023.
Gehört zur Anthologie: Minne- bzw. Werbelied
 A Leuth 43 = L 51,21Zitieren
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Kleine Heidelberger Liederhandschrift (Heidelberg, UB, cpg 357), fol. 38v
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 I
 
 A Leuth 44 = L 51,13Zitieren
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Kleine Heidelberger Liederhandschrift (Heidelberg, UB, cpg 357), fol. 38v
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 II
 
 A Leuth 45 = CB 151a; L 51,92Zitieren
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 III
 
 A Leuth 46 = L 52,15Zitieren
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Kleine Heidelberger Liederhandschrift (Heidelberg, UB, cpg 357), fol. 38v
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 IV
 
 
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