Überlieferung: Das Lied ist unikal in C überliefert.
Form: 4-a 2-a+2b 2b+.3c / 4-d 2-d+2e 2e+.3c // 4c 2f / 4-g 2-g+2h 2h+.3f
Durchgehend auftaktlose Kanzonenstrophe mit Steg und drittem Stollen. Der erste Vers des Abgesangs ist an den letzten Stollenvers angereimt. Insbesondere in Str. I und V ist hier auch kein deutlicher syntaktischer Einschnitt zu erkennen.
Inhalt: Herbstlied.
Leppin sieht das aber in V. 1 als Indiz für eine spätere chronologische Entstehungszeit als C Hadl 75–79 und betrachtet das Lied als eine Art ›Fortsetzung‹ (S. 205). In beiden Liedern fungiert der personifizierte Herbst als ein großzügiger Gastgeber: Im Gegensatz zu den sonst oft genannten Frühlings- und Sommerfreuden sind die herbstlichen Vorzüge vor allem kulinarische. Da besonders im Spätherbst geschlachtet wurde, bieten die Strophen I–III eine recht detaillierte Aufzählung entsprechender Speisen: hammen (II,1), verschiedene Innereien (etwa II,4 oder II,9) oder auch klobwu̍rste (III,7) werden genannt, dazu der frisch gekelterte win (I,8) und zumindest assoziativ über das Verb bru̍wen (I,2) auch das Bier. Über die Ordnung der Speisen wurde viel spekuliert (vgl. etwa Bolduan, S. 128, Anm. 1); Renk sieht in der Auflistung vor allem Zürcher Spezialitäten repräsentiert (S. 152).
All diesen Schwelgereien zum Trotz vermisst das Sänger-Ich aber die Sommerfreuden, denn die Kälte des nahenden Winters hat die Heide entfärbt (IV,9) und die Vögel vertrieben. Am meisten aber klagt das Sänger-Ich darüber, dass seine Minnedame es nicht erhört, so dass selbst der Tod seinem Leid vorzuziehen wäre (V,6). Nur die guͤte der Dame (II,10) könnte seinen Kummer noch wenden.
Das Lied arbeitet stark mit der Kontrastfolie eines fast dörperlich anmutenden Schlemmens und der sozialen Vereinzelung eines am Liebesschmerz leidenden Ichs.
Björn Reich
C Hadl 83 = SMS 30 20 IZitieren | |||
![]() Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 374vb | |||
I | |||
C Hadl 84 = SMS 30 20 IIZitieren | |||
![]() Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 374vb | |||
II | |||
C Hadl 85 = SMS 30 20 IIIZitieren | |||
![]() Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 374vb | |||
III | |||
C Hadl 86 = SMS 30 20 IVZitieren | |||
![]() Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 375ra | |||
IV | |||
C Hadl 87 = SMS 30 20 VZitieren | |||
![]() Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 375ra | |||
V | |||