Überlieferung: im Autorkorpus Wenzels von Böhmen in C sowie zweimal – davon das erste Mal mit lediglich vier Strophen – in f (vgl. den Kommentar zur Überlieferung).
Form: .6a .4b .6c / .6a .4b .6c // .6d .6d .4d .4d.
C III,1 lies Reht als ein rose (vgl. die Parallelüberlieferung).
Inhalt: Lied der Hohen Minne, das die paradoxe Grundstruktur des Konzepts zum Motiv der enthaltsamen Liebesnacht (dazu Wachinger, S. 141) zuspitzt: Erst im Verzicht auf den Vollzug der Liebesvereinigung (IV,2–6; V,3) zeige sich die ganze liebe (C IV,9) in ihrer elementaren »Einheit von Lust und Leid« (Wachinger, S. 817, vgl. I,8; II,9f.; III,9f.). Eine solche »Glorifizierung des Tatverzichts als Leistung« (Behr, S. 242) bestimmt auch die Frauenpreis-Elemente des Liedes: Im Lob der Minnepartnerin (I,6; II,3; III,1–3; IV,3) reflektiert das Ich zugleich die Risiken seines ruͤmens (I,6f.; IV,1, dazu ebd. S. 242f.) und rechtfertigt das Ende des Sangs vor lieber liebe (C V,7).
Intertext: Deutliche Übereinstimmungen in den Formulierungen finden sich in einer Strophe Wizlavs von Rügen (dazu von Kraus, S. 634); den Ton des Liedes übernimmt Albertus Munsterbergen in einer lateinischen ›cantio‹ in melodia auz hoher aventewer (Wachinger, Sp. 866).
Stephanie Seidl