Überlieferung: In B und C ohne merkliche Abweichungen voneinander.
Form: Kanzonenstrophe von schlichtem Bau: .4a .4-b / .4a .4-b // .4c .4c .4d .4d
Inhalt: Ähnlich wie in der vorausgehenden Einzelstrophe löst erst die letzte Zeile einen hermeneutischen Kippeffekt aus: Während die Strophe bis dahin wie eine verrätselte gnomische Spruchstrophe über den Karfunkel wirkt, macht es der letzte Vers unüberhörbar, dass in Wirklichkeit eine Minnestrophe geboten wird, in der die Dame mit dem Karfunkel (bzw. der Besitz der Dame mit dem Besitz des Karfunkels) verglichen sein soll.
Die zeitpolitische Anspielung auf den Waisen dürfte mit von Kraus, S. 363 (dort auch ältere Literatur) auf einen Zeitpunkt zu beziehen sein, zu dem Otto IV. allein König war, ohne Zugang zu den Reichskleinodien zu haben. Wachinger ist wohl Recht zu geben, dass eine Entstehung der Strophe »zu verschiedenen Terminen zwischen 1198 und 1218 möglich [wäre]; am wahrscheinlichsten ist aber wohl die Anfangszeit, in der das Thema am stärksten hochgespielt wurde«.
Sonja Glauch