Überlieferung: Der Hofton ist der produktivste, d.h. in diesem Fall: der am umfassendsten tradierte und rezipierte Spruchton Konrads. Im Konradkorpus von C ist er mit 23 Strophen überliefert, zwei zusätzliche, als echt eingestufte Strophen finden sich, neben Parallelüberlieferung, in J. Verhandelt wird ein breites Spektrum an religiösen, tagespolitischen und moraldidaktischen Themen, die sich darüber hinaus einer kunsttheoretischen Reflexion öffnen können. Gerade die geistlichen Strophen des Hoftons sind schon früh verhältnismäßig breit tradiert worden (vgl. dazu Miedema sowie die Kommentare zu C KonrW 94, 95, 97 ). Eine erste Übernahme des Tons findet sich, mit leichter rhythmischer Variierung, bereits in C: im Korpus des Alten Meißner und im denjenigen Eberhards von Sax (dazu Brunner, S. 74, Anm. 98 und Rettelbach, S. 138f.) In den Meisterliederhandschriften sind in insgesamt acht jüngeren Barbildungen altüberlieferte Strophen des Hoftons Konrads erhalten; aufgegriffen werden dabei neben den geistlichen Strophen gerade auch die Tugendlehren und Konrads Kunstreflexion.
Form: .7-a .7-a (.)3-a+.4b / .7-c .7-c (.)3-c+.4b // (.)8*7d (.)4d+.3-e / .7-e .7-e (.)3-e+.4b
Kanzone mit drittem Stollen, der in den beiden ersten Versen und im Binnenreim des dritten an den Steg, im Schlussvers an diejenigen der Stollen des Aufgesangs anreimt.
Die vorliegende Edition geht mit Brunner, S. 74f., davon aus, dass aus strophensymmetrischen Gründen die Schlussverse der Stollen sowie der zweite Vers des Stegs als binnengereimte lange Zeilen anzusetzen sind (unter Einbezug der Melodie in J plädiert dafür bereits Pickerodt-Uthleb, S. 497). Gestützt wird diese Annahme durch etliche nachträglich gesetzte oder fehlende Reimpunkte in C, die dafür sprechen, dass zumindest der Schreiber dieser Handschrift von einem zusammenhängenden langen Vers ausgegangen ist (s. etwa C KonrW 95, V. 11; C KonrW 105, V. 6, C KonrW 107, V. 6, C KonrW 108, V. 6).
Weiterentwicklung der Form: Die jüngere Tonform der Meistersingerhandschriften generalisiert die Setzung des Auftaktes. Bereits beim Alten Meißner findet sich eine Veränderung des Reimschemas durch die Hinzufügung weiterer Zäsurreime; der späte Meistersang setzt dann generell Langzeilen mit Zäsurreimen an (vgl. dazu Rettelbach, S. 139–141).
Melodie: Die älteste, in J erhaltene Melodie hat folgende Struktur (nach Brunner, S. 79): αβ.γα1δ.δε. / αβ.γα1δ.δε. // α1β1. α2β2. / αβ.γα1δ.δε. k überliefert eine sowohl im Modus wie in der melodiösen Ausgestaltung deutlich davon unterschiedene, weniger melismatische Melodie, vgl. dazu Arlt, S. 79–82, Rettelbach, S. 84f.
Stephanie Seidl