Für den Langen Ton ist zumindest wahrscheinlich, dass er auf Regenbogen selbst zurückgeht. Für den im ältesten Textzeugen (D3, um 1350) und äußerst variant überlieferten "Judenkrieg" ist eine Autorschaft Regenbogens unter Vorbehalt anzunehmen.
Form: 4'a 6b 4c 5'd / 4'a 6b 4c 5'd // 4e 5'f 4e 5'f 4g 3h 5h 4i 5k 4i 5k 4x 5h 4g 5h
Die Strophe mit konventionellen Reimformen lädt mit 23 Versen und 174 Silben weit aus; das Tonschema zeigt folgende Strukturmerkmale:
AA/B – 6-12 Silben – 10 Reimklänge – Waise (Z. 20)
Die Stollen haben vier Verse mit je vier bis sechs Hebungen. Es folgt ein umfangreicher Abgesang mit insgesamt 15 Versen und komplexerem Reimschema. Die in k überlieferte Melodie weist leider starke Defekte auf und ist für eine nähere Analyse der melodischen Struktur des Tons daher kaum brauchbar.
Der Lange Ton ist laut Schanze (Sp. 1084) derjenige Ton, welcher von allen Tönen der alten Meister im 15./16. Jh. am häufigsten benutzt wurde. Demgemäß bildet er die umfangreichste Liedsammlung in einem Ton Regenbogens. Die Hauptmasse der großteils anonymen Überlieferung bietet Lieder mit soteriologischem Schwerpunkt; Johannesvisionen, Trinitätsbeschreibungen sowie marianisches Liedgut dominieren das thematische Feld. Nur vereinzelt finden sich auch Lieder mit weltlichem Inhalt.