LDM -- Textsynopse

Walther von der Vogelweide, ›Do gottes sun hie in erde gie‹

B Wa 7

B Wa 7 = L 11,18; RSM ¹WaltV/3/2b

[ini D|1|blau]{o|ô} go{tt|t}es #s#vn hie in erde gie·,

d{o|ô} ver#s{#v|uo}{h|ch}ten in die / #i#vden ie·.

al#s{o|ô} t{a|â}ten #s{#v^i|ie}[[5/4/11 i¬siu~i ist Ausdehnung der Pl. Neutr.-Form auf den Pl. Mask. Fem. im Alem. und Bair. (h¬25~hMhd. Gramm. § M 41, Anm. 2).]] {ai|ei}nes tages mit d{ie|i}rre fr{a|â}-/ge·:

#s{#v^i|ie} fr{a|â}geten, obe ir fr{i|î}e{s|z} leben·

dem r{i|î}che iht / zin#ses #solte geben·.

d{o|ô} ver#st{#v^o|uo}nt er wol ir h{#v^o|uo}te[[3 i¬huote~i stF. ›Hinterhalt, Lauer‹ (Le I, Sp. 1395).]] #vn#d / ir l{a|â}ge·.[[3 i¬lâge~i stF. ›Nachstellung‹ (Le I, Sp. 1812).]]

er ie#sch[[3 i¬ie#sch~i Prät. Sg. zu i¬eischen~i swV. ›fordern‹ (Le I, Sp. 533).]] {ai|ei}n m{#v^i|ü}n{i|}z<<{i|î}#sen·,[[3 i¬münzîsen~i stN. ›Münzstempel‹ (Le I, Sp. 2237).]]

er #sprach: ›wes / bilde i#st hinne[[3 i¬hinne~i = i¬hie inne~i.]] ergraben·?‹

›des k{ai|ei}#sers‹, #spr{a|â}chen / d{o|ô} die merk{##e|æ}re·.

d{o|ô} riet er den #vnw{i|î}#sen·,

da{s|z} #s{#v^i|ie} / den k{ai|ei}#ser lie{#s#s|z}en haben·

#s{i|î}n k{ai|ei}#sers reht· #vn#d go{t/t|t}e, da{s|z} go{tt|t}es w{##e|æ}re·. //

A Wa 84

A Wa 84 = L 11,18; RSM ¹WaltV/3/2a

[ini D|1|rot]es go{tt|t}es #s#vn hie in erde gie;

d{o|ô} ver#s{#v|uo}{h|ch}ten in die // #i#vden ie.

#same t{a|â}tens[[3 i¬tâtens~i = i¬tâten si~i.]] eines tages mit dirre vr{a|â}ge·:

#si vr{a|â}ge_n|_ten[[1=, Konjektur nach C]], ob ir vr{i|î}e{s|z} / leben·

dem k{#v^i|ü}nege iht zin#ses #solte geben.

d{o|ô} brach er in die h{#v^o|uo}te[[3 i¬huote~i stF. ›Hinterhalt, Lauer‹ (Le I, Sp. 1395).]] #vn#d al ir l{a|â}/ge.[[3 i¬lâge~i stF. ›Nachstellung‹ (Le I, Sp. 1812).]]

er hie#sch[[3 i¬hie#sch~i Prät. Sg. zu i¬eischen~i swV. ›fordern‹ (Le I, Sp. 533).]] ein m{#v|ü}nz{i|î}#sen,[[3 i¬münzîsen~i stN. ›Münzstempel‹ (Le I, Sp. 2237).]]

er #sp_[sup at sup]|#ra_ch[[1=, der Schreiber hat hier wohl das gewöhnlich wie i¬cc~i geformte i¬a~i-Superskript als i¬at~i gelesen.]]: ›we#s bilde i#st hie {i|e}r<<graben?‹

›des kei#sers‹, / #spr{a|â}chen d{o|ô} die merk{e|æ}re·.

d{o|ô} riet er den #vn<<w{i|î}#sen·,

d#c #si den kei#ser liezen / haben

#s{i|î}n k{#v^i|ü}neges reht #vn#d got, #swaz gotes w{e|æ}re·.

C Wa 11 (10 [10])

C Wa 11 (10 [10]) = L 11,18; RSM ¹WaltV/3/2c

[ini D|2|blau]{o|ô} gotes #s#vn hie in erde gie·, /

d{o|ô} ver#s{#v^o|uo}chten in die #i#vden ie·.

al#s{o|ô} t{a|â}/ten #si eines tages mit dirre vr{a|â}ge·:

#si vr{a|â}-/geten in, ob ir fr{i|î}e{s|z} leben·[[1 Durch Verweiszeichen i¬D~i am Seitenrand den Strophen C Wa 364–366 zugeordnet.]]

dem r{i|î}che iht / zin#ses #solte geben·.

d{o|ô} v#er#st{#v^o|uo}nt er wol ir h{#v^o|uo}-/te[[3 i¬huote~i stF. ›Hinterhalt, Lauer‹ (Le I, Sp. 1395).]] #vn#d ir la^^ge·.[[3 i¬lâge~i stF. ›Nachstellung‹ (Le I, Sp. 1812).]]

er ie#sch[[3 i¬ie#sch~i Prät. Sg. zu i¬eischen~i swV. ›fordern‹ (Le I, Sp. 533).]] ein m{#v^i|ü}nz<<{i|î}#sen·[[1 i¬m{#v^i|ü}nz<<i#sen~i$ i¬e~i gebessert]][[3 i¬münzîsen~i stN. ›Münzstempel‹ (Le I, Sp. 2237).]],

er / #sprach: ›wes bilde i#st hinne[[3 i¬hinne~i = i¬hie inne~i.]] ergrabe#n·?‹

›des / kei#sers‹, #spr{a|â}chen d{o|ô} die merk{e|æ}re·.

d{o|ô} riet / er de#n #vnw{i|î}#sen·,

d#c #si den kei#ser lie{#s#s|z}e#n habe#n· /

#s{i|î}n kei#sers reht #vn#d gote, d#c gotes w{e|æ}re·. /

Kommentar

Überlieferung: Die Spruchstrophe ist in A, B und C überliefert, wobei A gegenüber BC einige Varianten aufweist. Auch die Reihenfolge der Strophen macht wahrscheinlich, dass die beiden Hss. hier auf eine gemeinsame Vorlage *BC zurückgehen (vgl. zu *BC im Detail Wilmanns, S. 20–27).

Form: .4a .4a .5-b / .4c .4c .5-b // .3-d .4e .5-f / .3-d .4e .5-f (Walther von der Vogelweide, Ottenton [Feiner Ton]), siehe Tonkommentar.

Beschwerte Hebung ist für ABC V. 9 (mérkère) und AC V. 7 (múnzìsen) anzusetzen.

Inhalt: Gleichnis vom Zinsgroschen (Mt 12,17–21; Mc 12,14–17; Lc 20,22–25). Abweichend von den Evangelien lässt sich Christus keine Münze, sondern ein ›Münzeisen‹ (V. 7) geben.

Sarah Hutterer