LDM -- Textsynopse

Heinrich von Veldeke, ›Du̍ welt der liehtechaite‹

B Veld 17

B Veld 17 = MF 61,1

Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 55

[ini D|1|blau]{#v^i|iu} welt der l{ie|î}htech{ai|ei}te·[[3-2 i¬der l{ie|î}htech{ai|ei}te ... balt~i$ ›eifrig zur Leichtfertigkeit‹; ergänze: i¬ist~i.]][[2 i¬Diu werelt ist der lîhtekeite~i {MF/LH #198}]]

alze r{#v^e|üe}mecl{i|î}chen[[3 i¬rüemeclîchen~i Adv. ›prahlerisch‹ (vgl. Le II, Sp. 529).]] balt·.

harte / kran{k|c} i#st ir gel{ai|ei}te[[3 i¬geleite~i stN. ›Führung; Schutz‹ (vgl. Le I, Sp. 809), »moralische Orientierung« ({Brem #1656}, S. 113).]]·;

da{s|z} t{#v^o|uo}t der minnen gewalt·.[[3 i¬minnen~i$ Subjektsgenitiv (i. S. v.: ›das tut die Gewalt der Minne‹) oder (hier eher) Dativobjekt (»das tut der Minne Gewalt an«, {Schweikle #2760}).]]

die / l{o|ô}#sh{ai|ei}t, die man w{i|î}lent #schalt·,

d{#v^i|iu} i#st ver#s{#v^e|üe}net[[3 i¬versüenen~i swV. ›wieder gut machen‹ (vgl. Le III, Sp. 256f.); anders übersetzen {MF/MT #119}, S. 118 (mit {Frings/Schieb #1920}, S. 89): »in Gnaden aufgenommen« (wodurch die Bedeutung ähnlich pessimistisch verstanden wird wie in C).]] {#v^i|ü}b#eral·. /

die b{o^e|œ}#sen #si{tt|t}e werdent alt·;

da{s|z} {#v^i|u}ns lange weren #sal·. /

C Veld 17

C Veld 17 = MF 61,1

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 31ra

[ini D|2|blau]{#v^i|iu} welt i#st der l{i|î}hte{k|ch}eite·[[3-2 i¬der l{i|î}hte{k|ch}eite ... balt~i$ ›eifrig zur Leichtfertigkeit‹.]][[1 Gleiche Initialfarbe wie die zwei vorausgegangenen Strophen und die folgende.]]

alze>>r{u^e|üe}mecl{i|î}-/chen[[3 i¬rüemeclîchen~i Adv. ›prahlerisch‹ (vgl. Le II, Sp. 529).]] balt·.

harte kranc i#st ir geleite[[3 i¬geleite~i stN. ›Führung; Schutz‹ (vgl. Le I, Sp. 809), »moralische Orientierung« ({Brem #1656}, S. 113).]]·; /

d#c t{u^o|uo}t der minne gewalt·. [[3 i¬minne~i$ Subjektsgenitiv (i. S. v.: ›das tut die Gewalt der Minne‹) oder (hier eher) Dativobjekt (»das tut der Minne Gewalt an«, {Schweikle #2760}).]]

die l{o|ô}#sheit, die / man w{i|î}lent #schalt·,

[del di#st del] d{u^i|iu} i#st #vn<<#uer#s{#v|û}me[sup t sup][[3 i¬unversûmet~i part. Adj. ›nicht versäumt bzw. vernachlässigt‹ (vgl. BMZ II/2, Sp. 730b), also ›kommt nicht zu kurz‹.]]·. /

wol ger{#v|û}met·

#sint ir wege man{i|e}{g|c}valt#·. /

Kommentar

Überlieferung: Die Strophe ist in BC im Korpus Heinrichs von Veldeke überliefert. Im Abgesang differieren Wortlaut und Versgestalt zwischen den beiden Handschriften deutlich, was auf Eingriffe seitens des C-Überlieferungszweigs zurückgehen dürfte, die es erlaubten, C 17 mit den zwei vorausgehenden und der folgenden Strophe in einen Strophenzusammenhang zu stellen und dies durch identische Initialfärbung anzuzeigen (vgl. Korpuskommentar C zu dieser generellen Bearbeitungstendenz).

Form:
BC Aufgesang 4-a 4b / 4-a 4b //
B Abgesang .4b .4c .4b 4c
C Abgesang .4b .2-c 2-c 4b

Der Textbestand von B und C unterscheidet sich insbesondere im Abgesang, weil die Bearbeitung wie auch in C 15 und C 18 die Form an BC 16 anzugleichen bestrebt war.

Inhalt: Spruchhafte Gegenwartsschelte.

Die Strophe ist geprägt von einer Scheltrede, die sich gegen die Leichtfertigkeit der Welt richtet, welche der Minne schadet (alternatives Verständnis: die Leichtfertigkeit der Welt wird durch die Minne verursacht – möglicherweise Anspielung auf das Motiv vom Minnetoren). In C ist die Gegenwartskritik noch deutlicher; in B könnte man den Abgesang auch positiv verstehen (die Zügellosigkeit ist wieder gut gemacht [ist versuͤnet B, V. 6] vs. die Zügellosigkeit wird nicht gemieden [ist unversumet C, V. 6]).

Sandra Hofert