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Friedrich von Hausen, ›Ich denke underwilen‹
B C
B Hausen 45
IB Hausen 45 = MF 51,33
C Hausen 47
IC Hausen 47 = MF 51,33
B Hausen 46
IIB Hausen 46 = MF 52,7
C Hausen 48
IIC Hausen 48 = MF 52,7
B Hausen 47
IIIB Hausen 47 = MF 52,17
C Hausen 49
IIIC Hausen 49 = MF 52,17
B Hausen 48
IVB Hausen 48 = MF 52,27
C Hausen 50
IVC Hausen 50 = MF 52,27

Kommentar

Überlieferung: In B und C unter Friedrich von Hausen. Vers B IV,8 fehlt ausgehend von der sonstigen Strophenform, die Handschrift markiert keine Lücke. Textvarianz geht mit Reimunterschieden einher.

Form: Stollenstrophe mit angereimtem Abgesang: .3-a .3-b .3c / .3-a .3-b .3c // .3c .3-b .3c .3c

III,8 hat statt des b-Reims a-Reim. Auftakt fehlt hin und wieder. Wo B assonierend reimt, hat C reine Reime, wiederholt auf Kosten der Alternation von betonter und unbetonter Silbe (z. B. C I,6, C III,6 oder C IV,3; C I,9 überfüllt?).

Inhalt: Trennungsklage. Räumliche Distanz bei gedanklicher Nähe ist zentrales Thema des Lieds.

Das Ich gibt mit Str. I an, der Geliebten in Gedanken seinen Liebesschmerz zu klagen, der sie ihm innerlich näher bringt, den es jedoch nach außen nicht zeigt. In C I,10 verliert das Ich anders als in B deswegen den Mut (durchgängig reiner c-Reim in C). In Str. II führt das Ich seine ausweglose Situation auf die hohe[] minne (II,1) zurück. Dass Liebe in Opposition steht zum Verstand (II,4), dass das Ich ein gebundenes herze (II,8) hat und seine stete (II,7) versichert, sind zentrale Elemente und Motive der Hohen Minne. Die Schreiberkorrektur in C III,1 (groͤsse wunden aus groͤssu̍ wunder) legt nahe, dass dem Schreiber die B-Version (grôsse wunder) bekannt war (Schweikle, S. 160): Für das Ich ist die Feindschaft der Geliebten ein großes Wunder (B) oder bedeutet große Wunden (C). Niemand anderem wünscht das Ich solche Schmerzen – die mit reinen Reimen einhergehenden Umformungen in C III,4–6 führen inhaltlich zu leichten Änderungen –, die es in der Ferne dreimal so stark empfindet wie zu Hause. Str. IV setzt einen Kontrast zu dieser Klage: Dass das Ich der Geliebten gedanklich nahe sein kann, bedeutet für es Freude und trost (IV,6), obwohl es ihr fern ist. C IV,8, eine Freudeversicherung, ist in B ohne Lücke ausgelassen, was eine inhaltlich plausible Variante darstellt. Den Strophenschluss setzt die werbende Versicherung, der Geliebten mehr als alle anderen Männer stets undertan (IV,10) gewesen zu sein.

Intertext: Die Form entspricht jener von Ma joie premerainne von Guiot de Provins, inhaltlich ist das Lied jedoch gerade keine Übernahme, sondern ein Eigenentwurf (vgl. Hassel, S. 310f. und 321–324).

Simone Leidinger

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