LDM -- Textsynopse

Leuthold von Seven, ›Ich suhte guͦter vru̍nde rat‹

A Leuth 15

I	A Leuth 15 = MF/MT Dietm XVI,1

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 357, fol. 37r

[[1 Paragraphenzeichen am Rand (Liedbeginn)]][ini I|1|rot]ch #s{#v|uo}{h|ch}te g{#v^o|uo}ter vr{u^i|iu}nde / r{a|â}t,

der aller be#ste h{a|â}t mir noch ger{a|â}ten niht ze>>wol.

#i{a|â} enweiz ich, / war #vmbe er daz l{a|â}t,

m{i|î}n h#erze meine ich, daz vor allen vr{u^i|iu}nden r{a|â}/ten #sol·.

ez riet den #sinnen, d#c #si mich

verleiten #vn#d #selbe #sich

an ein vil / t#vgen{|t}r{i|î}chez[[3 i¬t#vgen{|t}r{i|î}chez~i$ Das fehlende /t/ verweist auf Kononantenschwund bei Mehrfachkonsonanz, vgl. h¬25~hMhd. Gramm § L 81.]] w{i|î}p;

d{#v^i|iu} i#st mir lieber danne ich ir, dar #vmbe tr{#v|û}ret mir / #Zder l{i|î}p·. /[[2 Zwei Kurzverse MF]]

C Dietm 41

I	C Dietm 41 = MF/MT Dietm XVI,1

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 65vb

[ini I|2|blau]ch #s{#v^o|uo}chte g{#v^o|uo}ter fr{u^i|iu}nde r{a|â}t·,

der aller be#ste / h{a|â}t mir noch ger{a|â}te#n niht ze>>wol·.

#i{a|â} en-/wei{s|z} ich, war #vmbe er da{s|z} l{a|â}t·,

m{i|î}n h#erze / mein ich, d#c vor allen fr{u^i|iu}nde#n r{a|â}te#n #sol·. /

e{s|z} riet dien #sinnen, da{s|z} #si mich·

v#erleite#n / #vn#d #selbe #sich·

an ein vil t#vgent<<r{i|î}che{s|z} / w{i|î}{b|p};·

d{u^i|iu} i#st mir lieber danne ich ir, dar-/#vmbe tr{u|û}ret mir der l{i|î}{b|p}·. /[[2 Zwei Kurzverse MF]]

A Leuth 16

II	A Leuth 16 = MF/MT Dietm XVI,2

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 357, fol. 37r

[ini M|2|blau]ir wont vil #vngemaches b{i|î},

m{i|î}n aller be#ste vr{ei|öu}de l{i|î}t / {o|ou}ch an der g{#v^o|uo}ten gar·.

#swie[[3 Konzessivsatz: ›Obwohl...‹ (vgl. h¬25~hMhd. Gramm § S 175).]] #vngn{e|æ}d{i|e}c #si mir #s{i|î}·,

#s{o|ô} en<<wil iedoch daz / herze m{i|î}n niender anders danne dar.

ez h{a|â}t mich gar d#vr #si verl{a|â}n /

#vn#d wil ir we#sen #vndert{a|â}n.

wie h{a|â}n ich #s#v{z|s} an ime er<<zogen?

ez t{#v^o|uo}t // der tohter vil gel{i|î}ch, die lieb{#v^i|iu} m{#v^o|uo}ter h{a|â}t betrogen·.[[2 Zwei Kurzverse MF]][[3 Zu erwarten wäre im Relativsatz die Tochter als Subjekt: i¬d{#v^i|iu} liebe m{#v^o|uo}ter h{a|â}t betrogen~i (vgl. Parallelüberlieferung).]]

C Dietm 42

II	C Dietm 42 = MF/MT Dietm XVI,2

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 65vb

[ini M|2|blau]ir wont vil #vngemaches b{i|î}·,

m{i|î}n / aller be#ste fr{o^ei|öu}de l{i|î}t {o^v|ou}ch an der g{#v^o|uo}te#n // gar·.

#swie[[3 Konzessivsatz: ›Obwohl...‹ (vgl. h¬25~hMhd. Gramm § S 175).]] #vngen{e|æ}d{i|e}{g|c} #si mir #s{i|î}·,

#s{o|ô} wil {e|ie}-/doch[[4 i¬{e|ie}-/doch~i$ Hess. Schreibung des Anlauts: ›e‹ für ›ie‹ (h¬25~hMhd. Gramm. § L 18, Anm. 3).]] d#c herze m{i|î}n niender anders dan-/ne dar·.

e{s|z} h{a|â}t mich gar d#vr #si v#erl{a|â}n·

#vn#d / wil ir we#sen #vndert{a|â}n·.

wie h{a|â}n ich #s#v#s / an im erzogen·?

e{s|z} t{#v^o|uo}t der tohter vil / gel{i|î}ch, d{#v^i|iu} liebe m{#v^o|uo}ter h{a|â}t betrogen.#· //[[2 Zwei Kurzverse MF]]

Kommentar

Überlieferung: C führt die Strophen unter Dietmar von Aist. A bringt sie unter Leuthold von Seven, wobei die meisten Lieder dieses A-Korpus in anderen Handschriften unter abweichenden Dichternamen überliefert sind. Aus inhaltlichen und metrischen Gründen wurde jedoch auch die Zuschreibung in C angezweifelt. Tendenziell ohne sich bezüglich der Autorschaft festzulegen, hat die Forschung das Lied »den besten Zeiten des höfischen Minnesangs« zurechnet (Rathke, S. 71). Eher spekulativ sind vereinzelte Versuche, wegen sprachlicher Merkmale Reinmar als Dichter plausibel zu machen (vgl. z. B. Becker, S. 99f.: »eines seiner schönsten« Lieder).

Form: .4a .7b / .4a .7b // .4c .4c .4d .8d

Die Gestaltung des Abgesangs mit abschließendem 8-hebigem Vers folgt den Reimpunkten in C, während MF den letzten Vers spaltet: .4x .4d

Inhalt: Im Zentrum beider Strophen der Minneklage steht das personifizierte Herz. In C II wird es mit einer Tochter verglichen, die ihre Mutter verlässt; dass in A II die Mutter die Untreue ist, ist vermutlich ein Schreibfehler (vgl. Wolf, S. 99).

Simone Leidinger