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Überlieferung: Die zwei Sprüche C Liecht 319 und 320 sind ausschließlich im C-Korpus Ulrichs überliefert. Im Alexanderroman Rudolfs von Ems wird C Liecht 320 dabei meister Gotfrit zugerechnet:
Der wîse meister Gotfrit sanc, / daz glesîn gelücke / des veste si brœde und kranc, / ez breche in kleiniu stücke / swenn ez schîn allerbeste. / gelücke gê bald an und abe / und sî vil selten veste. / vil lîhter danne manz behabe, / lâze ez sich uns vinden / und sî sîn gunst vil selten lanc, / ez kan vil gâhes swinden (Alexander, V. 20621–20631).
Die Forschung geht insbesondere wegen dieses Zitats für beide Sprüche von der Autorschaft Gottfrieds von Straßburg aus, so wird Gottfried bei RSM IV, S. 8f., als Tonautor (Gotfr/1/1 und Gotfr/1/2) und Verfasser beider Strophen geführt.
Form: 6a .6a .5-b / .6c .6c .5-b // 3-d .7-d .5-e / 3-f .7-f (.)5-e (Ulrich von Liechtenstein, Ton)
Vgl. Tonkommentar
Inhalt: Thema ist das unbeständige Glück. Fällt es einem zu, verführt es zu falscher Hoffnung (II,6: es tumbet den, swem es ze vil geborget), denn es dreht sich wie das Rad der Fortuna und ist schwerer zu halten, als zu erlangen. Das Ideal vollkommender Freude ist nicht zu erreichen, daher soll man sich bewusst machen, dass das Glück gläsern ist und dann zerbricht, swanne es uns under du̍ oͮgen spilt unde schinet aller beste (II,11). Der Spruch kann im Kontext an den Minnesang Ulrichs erinnern, der als Ideal wiederholt die spilnden ougen und den schîn der Dame hervorhebt.
Vier Verse des 91. Spruchs von Reinmar von Zweter beziehen sich auf den Spruch: Gelücke wenket unbesorget, / ez gît vil manegem ê der zît / unt nimt hin wider swaz ez gît: / ez tœret den, swem ez ze vil geborget (Roethe, S. 456).
Beide Sangsprüche C Liecht 319 und 320 greifen – einmal mit den verheerenden Wörtern ›min‹ unde ›din‹, einmal mit dem Gedanken vom gläsernen Glück – auf Sentenzen von Publilius Syrus zurück (vgl. Preuss, S. 71f.).
Simone Leidinger