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Heinrich von Rugge, ›Nach vrowen schoͤne niemen sol‹
B A C C
B Rugge 11
IB Rugge 11 = MF 107,27
A Rugge/29v/2 1
IA Rugge/29v/2 1 = MF 107,27
C Reinm 202
IC Reinm 202 = MF 107,27
C Rugge 22
IC Rugge 22 = MF 107,27
B Rugge 12
IIB Rugge 12 = MF 107,35
A Rugge/29v/2 2
IIA Rugge/29v/2 2 = MF 107,35
C Reinm 203
IIC Reinm 203 = MF 107,35
C Rugge 23
IIC Rugge 23 = MF 107,35
B Rugge 13
IIIB Rugge 13 = MF 108,6
A Rugge/29v/2 3
IIIA Rugge/29v/2 3 = MF 108,6
C Reinm 204
IIIC Reinm 204 = MF 108,6
C Rugge 24
IIIC Rugge 24 = MF 108,6
B Rugge 14
IVB Rugge 14 = MF 108,14
A Rugge/29v/2 4
IVA Rugge/29v/2 4 = MF 108,14
C Reinm 205
IVC Reinm 205 = MF 108,14
C Rugge 25
IVC Rugge 25 = MF 108,14

Kommentar

Überlieferung: Das vier­stro­phige Lied ist in ABC im Rugge-Korpus überliefert, in C erneut im Reinmar-Korpus. Im Wortbestand und in der Wortreihenfolge weichen BCC nur vereinzelt voneinander ab (z. B. steht nur in C Rugge IV,2 als Reimwort schal). A hingegen zeigt größere Abweichungen, wobei v. a. die Wortumstellungen im Abgesang von A II und III auffallen. Die Liedeinheit sowie die Strophenfolge wurden, trotz der einheitlichen Strophenanordnung in den vier Überlieferungszeugen, in der Forschung verschiedentlich diskutiert. Für eine Übersicht vgl. MF/MTE, S. 93. Von Kraus bezeichnet die Strophen als »Variationen« (MF/KU, S. 249). Aarburg (in Anmerkungen bei Spanke, S. 309) überlegt, die Strophen zusammen mit C Rugge 5 et al. zu einem Lied (mit der Folge IV, III, I, C Rugge 5 et al., II) zusammenzufassen.

Form: .4a .4b / .4a .4b // .4c .4c .4d .5d

Es liegen achtversige Stollen­stro­phen vor. Kein Auftakt in A II,7 und A III,7. Unterfüllt ist A III,8; überfüllt sind BCC IV,6.8. Der b-Reim ist gestört in C Rugge IV.

Inhalt: Spruchhafter Appell, auf die innere Schönheit der Frauen zu achten (Str. I); Abschiedsklage mit Kaisertopos (Str. II); Evokation von Sommerfreude (Str. III, IV). Während die Strophen III und IV über ein Naturbild verbunden sind, ist der Strophenzusammenhang mit den Strophen I und II nur lose.

Die erste Strophe ist eine gnomische Ermahnung, die Frauen nicht nur nach ihrer Schönheit, sondern nach ihrem muͦt (I,6) zu beurteilen, denn ihre varwe (I,5) ist vergänglich. Cramer zählt diese Strophe (wie auch Str. IV) zu den ›androgynen‹ Strophen, bei denen die Zuordnung sowohl zu einem männlichen als auch zu einem weiblichen Sprecher-Ich möglich ist: »Denkt man sich die Eingangsstrophe von einer Frau artikuliert, dann [...] warnt die Frau den Mann vor einem Fehler, den er in der zweiten Strophe begeht« (S. 26).

Die zweite Strophe ist eine Abschiedsklage: Viele gute Freunde lässt der Sprecher zurück und die eine, deren Gruß sein Herz mehr erfreuen würde, als wenn er Kaiser in Rom wäre. Vereinzelt wurde für diese Strophe ein Kreuzzugsbezug angenommen (eine Übersicht über die Forschungspositionen gibt Rudolph, S. 190).

Strophen III und IV begrüßen den nahenden Sommer: Der Winter ist mit swere (IV,4) verbunden; im Sommer wird die Klage des Sprechers senfter (III,3). Augen und Ohren werden von der Natur erfreut (vgl. III,4f., IV,1,8). Eine Frau hat den Sprecher getroͤstet (III,6), sodass er die (Sommer-)Zeit genießen kann. Auffällig ist die Strophenordnung: Während sich in Str. III das Ich voller Sommerfreuden inszeniert, ist Str. IV dominiert von der Hoffnung auf den nahenden Sommer. Diese Chronologie kann Grund zur Strophenumstellung geben (s. o.), gleichzeitig lässt sie sich als Hinweis auf den zyklischen Verlauf der Jahreszeiten, die Vergänglichkeit von Sommer wie Winter, lesen.

Sandra Hofert

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