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Reinmar, ›Ich alte ie von tage ze tage‹
B Reinm 18
I (work in progress)B Reinm 18 = MF 157,1
Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 64
B Reinm 19
II (work in progress)B Reinm 19 = MF 156,27
Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 64
B Reinm 20
III (work in progress)B Reinm 20 = MF 157,31
Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 65

Kommentar

Überlieferung: ACE überliefern fünf Strophen unter Reinmar, allerdings mit variierender Strophenreihenfolge (an der Reihenfolge von C orientiert bietet A II, III, I, V, IV und E I, V, III, IV, II). In E sind die Strophen zudem mit dem Folgelied E Reinm 110–113 zusammengefasst (fehlender Dichtername vor E Reinm 110, nur einzeilige Initiale, siehe sekundäre Lied­ein­heit). B überliefert drei der Strophen im Reinmar-Korpus, in der gleichen Reihenfolge wie C (es fehlen die in C zweite sowie die letzte Strophe).

Die Strophenanordnung sowie ihre Zusammengehörigkeit wurden von der Forschung diskutiert (eine Übersicht bei MF/MT im Apparat).

Form: .4a .6b / .4a .6b // .4c .6c .6d .4e .4e .4d

Es liegen zehnversige Stollen­stro­phen vor. A III ist nur neunversig, wodurch V. 10 zur Waise wird. Auch in E III fehlt ein Vers, sodass V. 5 eine Waise ist; zudem ist der e-Reim gestört. In B III sind V. 9 und 10 vertauscht, wodurch ein Kreuzreim die Strophe schließt. In A IV / C V reimen V. 8f. nur unrein. Unterfüllt sind C II,7 / E V,7; E V,4. Überfüllt sind B III,5 / C IV,5 sowie E V,5. Die Auftaktgebung kann variieren (insb. doppelter Auftakt).

Inhalt: Minneklage, in der der Sprecher die Frage nach dem richtigen Reden und Schweigen stellt. (Die Strophennummerierung im Folgenden bezieht sich auf C.)

Die Klage über das Älterwerden ist gleichzeitig Ausdruck der andauernden Minne. Seine Dame ist seiner Leidklagen überdrüssig geworden, heißt es in der ersten Strophe, und so möchte der Sprecher nun schweigend seinem Dienst Ausdruck verleihen. Damit verstrickt er sich »in den performativen Widerspruch« (Kellner #2329}, S. 303, des einerseits selbst auferlegten Schweigegebots, welchem andererseits im Sang Ausdruck verliehen wird.

Anders als in der ersten Strophe, in der die Minne unwandelbar und unvergänglich erscheint, beginnt die zweite Strophe mit dem Gedanken an eine Zeit vor dem Minnedienst: Früher hatte er immer geglaubt, dass das Reden anderer über das Leid der Minne bloß ein Scherz gewesen ist (anders E V: dort wird die Aussage verneint). Nun ist ihm eine Dame in das Herz eingedrungen, deren Gleichgültigkeit ihm alle seine Freude nehmen wird.

Die dritte Strophe greift das Thema von Reden und Schweigen aus der ersten Strophe auf (in B folgt sie direkt auf die erste): Die Hoffnung wird vom Zweifel verdrängt und der Sprecher kann nicht mehr weiter singen. Sollte die Dame nicht das entscheidende Wort aussprechen, so wird sein Leid kein Ende finden.

In der vierten Strophe zeigt sich der Sprecher wieder zuversichtlich, zwar nicht bezogen auf die Erhörung durch die Dame, aber auf einen anderen Lohn: den Ehrgewinn im andauernden Dienst.

Die letzte Strophe schließt wieder an die erste an (in E folgt sie direkt auf die erste): Sich selbst kann das Ich mit seiner Sprache nicht helfen; ein anderer Mann jedoch könnte mit dieser Rede sein Heil finden. Dieses Glück vergönnt der Sprecher dem anderen, solange jener es nicht an der gleichen Stelle (bei der gleichen Minnedame) sucht wie das Ich.

Sandra Hofert

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