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Das dreistrophige Tagelied ist allein in C überliefert.
Form: Stollenstrophe .7a .7b / .7a .7b // .5c .6c .7c mit nur beim Liedbeginn fehlendem Auftakt (I,1). Die siebentaktigen Verse sind vermutlich mit einer (klingenden) Zäsur nach der dritten Hebung anzusetzen, also eigentlich als 4k+4 zu begreifen (so auch von Kraus). Auch Ranawake, S. 286, setzt 3x-+4 an.
Inhalt: Im (stummen) Zentrum des Liedes steht eine Frau, die sich den Usancen der Tageliedliebe widersetzt: Sie zürnt dem Wächter dafür, dass er seine Aufgabe erfüllt, und weckt ihren Geliebten nicht. Wenn die weibliche Haltung, die Trennung hinauszögern zu wollen, in Tageliedern des späteren 13. Jahrhunderts gelegentlich augenzwinkernd-humorvoll gestaltet wird, fällt hier ein negatives Licht auf die Dame. Das Lied setzt mit der Rede des Wächters ein, der seinen Dienst aufkündigt und seine Aufgabe den Vögeln und Gott überträgt, weil er im Verhalten der Dame einen Fehler erkennt: sie habe sich eines riters unde ir eren bewegen (I, 5). In der zweiten Strophe beschwört er, immer zuverlässig gewesen, aber vom zorn gegen tage (II,5) der Dame in zwivel gebracht worden zu sein. Die dritte Strophe gehört dem Ritter, der nach seinem ›unsanften‹ Gewecktwerden durch Vogelgezwitscher die Dame anklagt, ihn nicht geweckt zu haben.
Vom konventionellen Typus des Tagelieds weicht das Lied auch darin ab, dass es keinen Erzähler zu Wort kommen lässt und keine körperliche Nähe gestaltet.
Intertextuelles: Wolf, S. 80f., stellt das Lied in einen Variations- und Amplifikationszusammenhang mit dem Tagelied des Markgrafen von Hohenburg (C Hoh 10 11 12), wie bereits eingangs (I,2) an der Aufnahme der Begriffe ere und lip zu erkennen. Auch der Ausdruck schœne(z) wip (hier I,4) verbindet diese Lieder sowie das Tagelied C Botenl 19 20 21.
Sonja Glauch