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›Hebet sydus leti visus‹
M Namenl/68r 1
IM Namenl/68r 1 = CB 169,1
Überlieferung: München, BSB, Clm 4660, fol. 68r
M Namenl/68r 2
IIM Namenl/68r 2 = CB 169,2
Überlieferung: München, BSB, Clm 4660, fol. 68r
M Namenl/68r 3
IIIM Namenl/68r 3 = CB 169,3
Überlieferung: München, BSB, Clm 4660, fol. 68r
M Namenl/68r 4
IVM Namenl/68r 4 = CB 169,4
Überlieferung: München, BSB, Clm 4660, fol. 68r
M Namenl/68r 5
VM Namenl/68r 5 = L 51,37; CB 169a
Überlieferung: München, BSB, Clm 4660, fol. 68r

Kommentar

Überlieferung: in M. Die deutsche Strophe ist in C unter Walther von der Vogelweide überliefert. Es handelt sich um die vierte Strophe des sogenannten Mailieds, aus dem CB 151 bereits die dritte Strophe übernommen hatte.

Form (lateinische Strophen): 8 5' / 8 5' // 5' 8 8 5' ‖ ab ab cddc

Zusätzliche Binnenreime in I,1 (Assonanz) sowie II,6f. CB 151 hat dasselbe Schema, doch mit konsequenter durchgeführten Binnenreimen.

Form (deutsche Strophe): 4-a 3b / 4-a 3b // 3c 3-d 3-d 3c

Kanzonenstrophe.

Inhalt: Minneklage über die Trennung von der Geliebten, sprachlich an vielen Stellen dunkel. Das Lied spielt mit dem Kontrast von Nähe/Distanz und Freude/Trauer, die Bildlichkeit ist oft eine des Lichts. Die Erwähnung des Reigentanzes in II,1 stellt (neben den sprachlichen Charakteristika) die Verbindung zu den anderen Liedern der Hebet-sidus-Gruppe her (siehe den Kommentar zu CB 151). Str. III ist semantisch besonders schwierig: Dargestellt scheint nicht das Konzept höfischer Minne, das die Unerfüllbarkeit der Werbung voraussetzt; die Trauer des Sängers resultiert stattdessen aus der Trennung von seiner Geliebten (bei Tage? tagtäglich?) im Anschluss an vergangene nächtliche Stelldicheins. Die Trennung gilt als Verstoß gegen geltendes Recht (IV), beide leiden in ähnlicher Weise darunter. Was aber die Trennung begründet, ist eine offene Frage, die je nach Erwartungshorizont verschiedene Antwort findet: ein Nachhall des minnesangtypischen Gefälles zwischen Dame und Sänger? eine tageliedartige Situation? irgendwelche äußeren Umstände?

Die lateinischen Strophen und die deutsche sind unter anderem über das Motiv des Mundes verbunden (I,3; II,5–8; vgl. auch tabet in IV,1 zu swachest in V,1). Während aber der lachende Mund bei Walther die Unnahbarkeit der Minnedame symbolisiert, erinnert er in den lateinischen Strophen an die Freuden der Nacht. Heinens Deutung schärft den Kontrast zum schockierenden Moment: Der Hörer realisiere mit der deutschen Strophe überrascht, dass nicht die Gesellschaft die Trennung verursache, sondern die Zurückweisung der Dame (Heinen, S. 13).

Theresa Höf‌le / Florian Kragl

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