LDM -- Strophensynopse

Heinrich von Morungen, ›Owe‹

C₁ *Mor 32

C₁ *Mor 32 = MF 143,22

Überlieferung: Krakau, Bibl. Jagiellońska, Berol. mgq 519, fol. 3ra

[ini {O|Ô}|2|rot]w{e|ê}·,

#sol aber mir iemer / m{e|ê}

gel{u|iu}hten dur die naht· /

noch w{i|î}{#s#s|z}er danne ein #sn{e|ê}·

ir / l{i|î}p vil wol ge#sla{ch|h}t·? [[3 i¬geslaht~i Adj. ›geartet, wohlgeartet, schön‹ (Le I, Sp. 916).]]

der tr{o|ou}{g|c} d{u^i|iu} / {o|ou}gen m{i|î}n·.

ich w{a|â}nde, e{s|z} #solde / #s{i|î}n·

des l{i|ie}hten m{a|â}nen #sch{i|î}n.

#refr D{o|ô} / taget e{s|z}· /

C₁ *Mor 33

C₁ *Mor 33 = MF 143,30

Überlieferung: Krakau, Bibl. Jagiellońska, Berol. mgq 519, fol. 3ra

›[ini {O|Ô}|2|blau]w{e|ê}·,

#sol aber er iemer m{e|ê}· /

den morgen hie betagen, / [[3 i¬betagen~i swV. ›den Tag über bleiben, die Zeit hinbringen‹ (Le I, Sp. 233).]]

als #vns die naht eng{e|ê}·, [[3 i¬engân~i, i¬engên~i anV. ›verloren gehen, sich entziehen‹ (Le I, Sp. 553).]]

da{s|z} wir / ni{ch|h}t durfen {c|k}lagen·:

»{o|ô}w{e|ê}, nu i#st / e{s|z} ta{g|c}·«,

als er mit {c|k}lage pfla{g|c}, /

d{o|ô} er #iunge#st b{i|î} mir la{g|c}?

#refr D{o|ô} ta-/gete e{s|z}·.‹ /

C₁ *Mor 34

III

C₁ *Mor 34 = MF 144,1

Überlieferung: Krakau, Bibl. Jagiellońska, Berol. mgq 519, fol. 3ra

[ini {O|Ô}|2|rot]w{e|ê},

#si ku#ste {a|â}ne zal·

in dem / #sl{a|â}fe mich·.

d{o|ô} vieln hin ze / tal· [[1 Reimpunkt nicht wie sonst rot]]

ir tr{e|ê}ne nider #sich·. [[3 Zum pleonastischen Gebrauch des reflexiven i¬sich~i vgl. h¬25~hMhd. Gramm. § S 92.]]

ie<<doch #s{o|ô} / getr{o|ô}#ste ich #sie·,

da{s|z} #si ir weinen / lie· [[1-8 Reimpunkte nicht wie sonst rot]]

#vnd mich al #vmbe<<vie·.

#refr [ini D|1|rub]{o|ô} / tagte e{s|z}·. /

C₁ *Mor 35

C₁ *Mor 35 = MF 144,9

Überlieferung: Krakau, Bibl. Jagiellońska, Berol. mgq 519, fol. 3ra

›[ini {O|Ô}|2|blau]w{e|ê},

da{s|z} er #s{o|ô} di{k|ck}e #sich·

b{i|î} / mir ent#sehen h{a|â}t·! [[3 i¬entsehen~i stV. ›anblicken, durch den Anblick bezaubern‹ (Le I, Sp. 585); hier aber doch wohl eher ›sich im Anblick verlieren‹ (vgl. C: i¬ersehen~i).]]‹‹

als er / enda{ch|h}te mich·,

#s{o|ô} wolt er #sunder / w{a|â}t·

m{i|î}n arme_n|_ #sch{ow|ouw}en bl{o|ô}{s|z}·. /

e{s|z} was ein wunder gr{o|ô}{s|z}·,

da{s|z} in / des nie verdr{o|ô}{s|z}.

#refr [ini D|1|rub]{o|ô} tagte e{s|z}.‹ //

Kommentar

Bleumer, Das Echo des Bildes, S. 331-333.

Cöllen, Minne und Metapher, S. 210; 214.

Fisher, The Minnesinger, S. 268-277.

Gotzmann, Das Tagelied Heinrichs von Morungen, S. 63-82.

Hirschberg, Wan ich dur sanc, S. 116-118.

Huber, Ekphrasis-Aspekte im Minnesang, S. 95.

Kellner, Spiel der Liebe, S. 339-343.

Keul, Semantic Structures, S. 356-367.

Köhler, Morungen-Rezeption, S. 226f.

Kirchhoff, Trübe Wolken, trübe Augen, S. 89-91.

Mertens, Tagelieder singen, S. 283f.; 288f.

Mittler, Virtualität, S. 277-283.

Peschel-Rentsch, Liebe und Unglück, S. 144-155.

Schweiger, Textkritische und chronologische Studien, S. 290-295.

Seidel, HvM und der Minnesang, S. 66-70.

Von Kraus, HvM, S. 82.

Von Kraus, Zu den Liedern HvM, S. 53-54.