LDM -- Strophensynopse

Albrecht von Johannsdorf, ›Der al der werlde froͤide git‹

C Johd 24

I	C Johd 24 = MF 92,14

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 180vb

[ini D|2|blau]er al der w#erlde fr{o^ei|öu}de g{i|î}t·,

der tr{o^e|œ}#ste m{i|î}#n / gem{#v^e|üe}te·.

m{i|î}n fr{o^ei|öu}de an der vil #sch{o|œ}-/ne#n[[???]] l{i|î}t·,

n{a|â}ch der m{i|î}n h#erze w{u^e|üe}te·.

#scheide/,[[3 i¬scheiden~i stV. ›beilegen, beenden‹ (Le II, Sp. 684).]] fr{ow|ouw}e, di#se#n #str{i|î}t·,

der i#n m{i|î}nem h#erzen l{i|î}t·, /

mit reines w{i|î}be#s g{u^e|üe}te·! /

C Johd 25

II	C Johd 25 = MF 92,21

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 180vb

[ini D|2|blau]#v nim_e|_ d#c, fr{ow|ouw}e, in d{i|î}nen m{#v^o|uo}t·

#vn#d / t{#v^o|uo} gen{e|æ}de{k|c}l{i|î}che·.[[3-3 Interpunktionsalternative mit Konjektur bei MF: i¬und tuo genaedeclîche gegen~i mi¬ir. unsanfte mir das tuot~i, [...].]]

gegen dir #vn#sanfte / mir d#c t{u^o|uo}t·,

#vn#d[[3 i¬un#d~i hat hier konditionale Bedeutung.]] #sol ich vo#n dir w{i|î}che#n·.

d#v / l{a|â} gege#n mir den d{i|î}ne#n ha{s|z}·,

#s{o|ô}ne mac mir / niemer w#erden ba{s|z}#·

wan in dem himel-/r{i|î}che·. //

C Johd 26

III

III	C Johd 26 = MF 92,28

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 181ra

[ini #V|2|blau]n#d #sold ich iemer d#c geleben#·,

d#c ich #si / #vmbe<<vienge·,

#s{o|ô} m{#v^e|üe}{#s|z}e m{i|î}n h#erze i#n fr{o^ei|öu}-/den #sweben·.

#swenne d#c al#s{o|ô} ergienge·,

#s{o|ô} / wurde ich von #sorge#n fr{i|î}·.

ir gen{a|â}de #st{a|â}nt / d{a|â} b{i|î},

ob #si mir des v#erhienge·. /[[3 i¬verhienge~i Konj. Prät. zu i¬verhâhen~i stV. ›aufhängen, verhängen (z. B. die Augen)‹ (Le III, Sp.123), in der Bedeutung ›geschehen lassen‹ belegt (vgl. MWB, Online-Belegarchiv zu i¬verhâhen~i).]]

C Johd 27

IV	C Johd 27 = MF 92,35

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 181ra

[ini D|2|blau]{u^i|iu} #s{e|æ}lde h{a|â}t gekr{o^e|œ}net mich·

gegen d#er / vil #s{#v^e|üe}{#s#s|z}en mi#nne·.

de#s m{#v^o|uo}{s|z} ich iemer / {e|ê}ren dich·,

vil w#erde k{u^i|ü}n{i|e}ginne·. –

#swe#nne / ich die vil #sch{o|œ}ne#n h{a|â}n·,

[exp #swen exp] #s{o|ô}ne[[1 vor i¬#sone~i expungiert i¬#swen~i]] mac / mir niemer mi#s#seg{a|â}n·.

#si i#st aller g{u^e|üe}te / ein gimme·. /[[3 i¬gimme~i stswF. ›Edelstein, Juwel‹ (Le I, Sp. 1016).]]

C Johd 28

V	C Johd 28 = MF 93,5

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 181ra

[ini G|2|blau]epr{u^e|üe}{f|v}et[[3 i¬prüeven~i swV. ›beweisen‹ (Le 2, Sp. 302).]] h{a|â}t [[1 i¬hat~i$ i¬a~i auf Rasur]] ir r{o|ô}ter munt·,

d#c ich / m{#v^o|uo}{s|z} iemer m{e|ê}re·

mit fr{o^ei|öu}den lebe#n / zaller #stunt·,

#swar[[3 i¬swar~i Konjunktion ›wenn (…) irgendwohin‹ (Le 2, Sp. 1339).]] ich des lande#s k{e|ê}re·.

al-/#s{o|ô} h{a|â}t #si gel{o|ô}net mir·.

ge#scheide#n h{a|â}t mi[sup c sup]h / niht vo#n ir·

fr{o|ô} %zuht mit #s{#v^e|üe}{#s#s|z}er l{e|ê}re·. /

Kommentar

Überlieferung: Das fünfstrophige Lied ist unikal in C überliefert.

Form:

Str. I: .4a .3-b / .4a .3-b // 4a 4a .3-b

Str. II-V: .4a .3-b / .4a .3-b // (.)4c (.)4c .3-b

Anders als die übrigen Strophen ist Str. I durchgereimt, wenn auch unter Wiederholung des Reimworts I,3/6. Unreine Reime begegnen II,2/4/7 und IV,2/4/7.

Inhalt: Auffällig an diesem zwischen Hoffnung auf Erhörung (Str. I-III) und Freude über eine zumindest partielle Erfüllung (Str. IV u. V) oszillierenden Lied ist die Engführung von religiösem und erotischem Diskurs: Trost durch Gott und die Dame (Str. I), Aufnahme bei der Dame und im Himmelreich (Str. II), marianische Züge der Minnedame (Str. IV).

Justin Vollmann