LDM -- Strophensynopse

Neidhart, ›Ich sahe den waldt und auch die haide‹

c *Neidh 420

c *Neidh 420 = SNE I: R 48 (R I); HW 22,38; SL 20

Überlieferung: Berlin, Staatsbibliothek Preussischer Kulturbesitz, mgf 779, fol. 182v

[rub Aber ein Ray rub] /[[1 danach 7 Zeilen freigelassen; i¬neu~i in der Mitte zweiter Hand]]

[ini I|4|rot][ini %C|1|rub]%H #sa{h|ch}{e|} den wal{dt|t} #vnd {au|ou}ch die h{ai|ei}de #/

b{ey|î} m{ei|î}nen / tagen n{y|i}e #s{o|ô} in #sch{o|œ}ner {au|ou}ge{l|n}w{ai|ei}de. #/[[2 i¬nie vor manegen zîten in sô liehter ougenweide~i HW, Nei/Bey, Nei/Sa nach R, A]]

die der m{ay|ei} / h{a|â}t f{u|ü}rge#sant, #/

da{s|z} #sie ku^:nden in d{ie|iu} lan{dt|t} #/

#seine / kunft den fr{u|uo}ten #/

#vnd allen hochgem{u^:|uo}ten. /

c *Neidh 421

c *Neidh 421 = SNE I: R 48 (R II); HW 23,5; SL 20

Überlieferung: Berlin, Staatsbibliothek Preussischer Kulturbesitz, mgf 779, fol. 182v

[ini A|1|rub]lle{s|z}, da{s|z} d{ie|iu} werlt h{a|â}t #vmb#slo{#s#s|zz}en, #/

da{s|z} fr{ew|öuw}et #sich gein / #s{ei|î}ner kun{ff|f}t; #/ man h{a|â}t #s{ei|î}n {ee|ê} geno{#s#s|zz}en. #/

%Er i#st #vns / allen wilk{u|o}me#n, #/

#s{ei|î}{tt|t} mangem her{cz|z}en i#st ben{u|o}#me{nn|n} #/ /

l{ai|ei}{d|t} #vnd #vngem{u^:|üe}te #/

mit mang#er handen {p|b}l{u^:|üe}te. #/ /

c *Neidh 422

III

c *Neidh 422 = SNE I: R 48 (R III); HW 23,11; SL 20

Überlieferung: Berlin, Staatsbibliothek Preussischer Kulturbesitz, mgf 779, fol. 182v

[ini D|1|rub]ie nu #s{ei|î}nen †pr{ei|î}#sen†[[1 i¬pr{ei|î}#sen~i$ i¬i#s~i aus i¬v~i gebessert oder umgekehrt (vgl. die Parallelüberlieferungen: i¬brieve~i) ]][[2 i¬#s{ei|î}nen pr{ei|î}#sen~i$ i¬sîne brieve~i HW, Nei/Sa, Nei/Bey nach R, A]] h{o|œ}ren wollen

#vnd #s{ei|î}n lo{b|p} _mitt|_ #/ // mit fr{eu|öu}den he{ll|l}{ff|f}e{nn|n} #/ in die lande er#schellen, #/

die lo#sen[[3 i¬losen~i swV. ›hörend acht geben, zuhören, horchen‹ (Le I, Sp. 1957f.).]] / der lieben na{ch|h}t{i|e}ga{ll|l}, #/

wa{nn|n} %Ir #st{y|i}{m|mm}e n{y|i}e erha{ll|l} /

#s{o|ô} wu{n|nn}{i|e}{g|c}l{i|î}chen[[2 i¬#s{o|ô} wu{n|nn}{i|e}{g|c}l{i|î}chen~i$ i¬alsô suoze~i Nei/Sa, Nei/Bey, i¬alsô süeze~i HW nach A]] m{e|ê}re. #/

der m{ay|ei} hab #s{ei|î}n {e|ê}re! #/ /

c *Neidh 423

c *Neidh 423 = SNE I: R 48 (R IV); HW 23,17; SL 20

Überlieferung: Berlin, Staatsbibliothek Preussischer Kulturbesitz, mgf 779, fol. 183r

[ini S|1|rub]prach ein m{ai|ei}{dt|t}: ›%Ich wi{ll|l} #s{ei|î}n gern h{o^:|œ}ren, #/

%Im z{u|uo} lo{b|p} / den m{ei|î}nen l{ei|î}{b|p} #/ mit mangem #sprun{g|c} em{p|b}{o^:|œ}ren. #/ /

%Ich h{a|â}n gelernet eine#n #sprun{g|c}, #/

wenn ich den #sprin{g|c}, / #s{o|ô} wu^:rd ich _g|#i_un{ck|c}, #/

wenn ich de{nn|n} #spring,[[2 i¬sô ich den hôhe springe~i HW, Nei/Sa, Nei Bey nach R, A]]

#s{o|ô} fr{ew|öuw}et / #sich m{ei|î}n gedinge.‹ /

c *Neidh 424

c *Neidh 424 = SNE I: R 48 (R V); HW 23,23; SL 20

Überlieferung: Berlin, Staatsbibliothek Preussischer Kulturbesitz, mgf 779, fol. 183r

[ini I|1|rub]r ge#spi{ll|l} #sie fr{a|â}gen d{a|â} begunde, #/

wer der w{e|æ}r, der / g{u|uo}te #spru^:n{g|c} al#s{o|ô} #springen lernen k{u^:|u}nde: #/

›%Ich kennt / {y|i}n gern, #vnd mo{ch|h}t e{s|z} #s{ei|î}n.‹ #/

›tr{a|iu}wn‹, #sprach des m{a^:|e}g/e{th|t}{ei|î}n, #/

›er i#st #s{ei|î}n #vn#u#ermeldet, #/

%Ir lo{b|p}t {y|i}n oder #scheldet.‹ /

c *Neidh 425

c *Neidh 425 = SNE I: R 48 (R VI); HW 23,29; SL 20

Überlieferung: Berlin, Staatsbibliothek Preussischer Kulturbesitz, mgf 779, fol. 183r

›[ini I|1|rub]ch ma{g|c} wol d{ei|î}n #vngef{u^:|üe}ge #schelten: #/

du m{u|uo}#st {y|i}m#er wid#er / mich #/ #s{o|ô} ge{ll|l}{ff|f}er[[3 i¬gelph, gelf, gelpf~i Adj. hier ›übermütig‹ (Le I, Sp. 812).]] wort engelten. #/

%Wir hetten {ee|ê} ba{s|z} / b{ai|ei}de gedagt. #/

h{ew|iuw}er[[3 i¬hiuwer, hiure~i Adv. ›auch in der Bedeutung von i¬hiute~i‹ (Le I, Sp. 1310)]] #s{ej|î} dir wider#sagt #/

d{i|ie}n#st #vnd {au|ou}ch / tr{e|iu}we. #/

d{ei|î}n m{u|uo}t i#st {y|i}tzunt n{ew|iuw}e.‹ #/ /

c *Neidh 426

VII

c *Neidh 426 = SNE I: R 48 (R VII); HW 23,35; SL 20

Überlieferung: Berlin, Staatsbibliothek Preussischer Kulturbesitz, mgf 779, fol. 183r

›[ini N|1|rub]u{n|} z{ei|î}he#stu mich, ich #s{ej|î} #vngef{u^:|üe}ge: #/[[2 i¬Sprichest dû, daz ich sî ungevüege?~i HW, Nei/Sa, Nei/Bey nach R, A]]

%Ich w{ai|ei}{s|z} ein{|e}{|n} %Ritt#er, / der mich an #s{ei|î}n bette tr{u^:|üe}ge, #/

da{s|z} er mich ni{ch|h}t / enw{u|ü}r{ff|f} hin. #/

du {p|b}i#st l{ai|ei}der {o|â}n #s{y|i}{nn|n}, #/

da{s|z} du mich / #s{o|ô} {#sch|s}weche#st, #/

dir #selber v{ei|î}n{dt|t} mache#st.‹ /

c *Neidh 427

VIII

c *Neidh 427 = SNE I: R 48 (R VIII); HW 24,1; SL 20

Überlieferung: Berlin, Staatsbibliothek Preussischer Kulturbesitz, mgf 779, fol. 183r

[ini V|1|rub]on %Ir ge#sel#scha{ff|f}t #/ #sie #sich #sch{i|ie}den. #/

† n{y|ie}man{t|} %Ir we{ch|h}#sel/rede an den lieden. #/ †[[2 i¬niemen kunde ir wehselrede volrecken an den lieden.~i HW, Nei/Sa, Nei/Bey nach R]]

%Sie wurden {p|b}{ai|ei}d an<<einander gram. #/ /

eine ich mir z{u|uo} tr{au|û}ten nam, #/

da{s|z} ich #sie {y|i}mm#er tr{au|iu}te; #/ /

da{s|z} n{ey|î}dent ander l{eu|iu}te. #/ /

c *Neidh 428

c *Neidh 428 = SNE I: R 48 (R IX); HW 24,7; SL 20

Überlieferung: Berlin, Staatsbibliothek Preussischer Kulturbesitz, mgf 779, fol. 183r

[ini D|1|rub]er mich #vmb die wolge{th|t}{a|â}nen #/ n{ey|î}de, #/

dem w{u|ü}n#sch / ich, da{s|z} %Im dick be#sch{e|æ}he, #/ da{s|z} er #vn#sa{ff|f}te l{ay|î}de. #/

gew{y|i}nn / er {y|i}mmer her{cz|z}en<<lie{b|p}, #/

die #ste{ll|l} %Im der m{y|i}nne<<die{b|p}!

da{s|z} / m{u|uo}{ß|z} #s{ei|î}n alles r{o^:|â}men: #/[[3 i¬râmen~i swV. ›zielen, trachten, streben‹ (Le II, Sp. 337f.).]]

m{ei|î}n fr{eu|iu}n{dt|t}, nu #sprechet alle / [ini {a|â}|1|rub]men! /

Kommentar

Überlieferung: Unter Neidhart in R und c mit gleichem Strophenbestand (9 Str.), mit drei Strophen weniger in A unter Gedrut. Auch auf Strohenebene stehen R und c hinsichtlich der Varianz meist gegen A, in c VIII und A V ist die Überlieferung fehlerhaft (zum gestörten Reimschema vgl. unten).

Form: 5-a 7-a / .4b 4b / 3-c .3-c

Eines von vier Liedern Neidharts mit Paarreimfolge aabbcc (Brunner, S. 146). Hinsichtlich der Auftakte ist die Überlieferung recht frei, insbesondere in c; in c weicht teils auch die Hebungszahl vom Schema ab. In A I und III ist das Reimschema gestört.

Inhalt: Gespielinnen-Gesprächslied.

Ausgehend von der Sprechsituation sind R und c dreiteilig, die Version in A ist zweiteilig und gegenüber jener in R und c drei Strophen kürzer. In R und c umfasst der Natureingang drei Strophen (A: zwei Strophen), darauf folgen in allen drei Handschriften vier Gesprächsstrophen, in denen sich Mädchen über Tanz und Liebe unterhalten. Während die A-Version hier endet, fügen sich in R und c zwei Ich-Strophen an, die zusammen mit dem Natureingang den Gesprächsteil rahmen. In R und c schließt das Lied mit einer Drohung an die dörperlichen Rivalen, spöttisch gesteigert durch Einschluss des Gebetsschlusses amen.

Simone Leidinger