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Walther von der Vogelweide, ›Die schamelosen, liessen si mich ane not‹
C als neue Leitversion A als neue Leitversion B als neue Leitversion B als neue Leitversion E als neue Leitversion
C Wa 234 (230 [237])
I
IC Wa 234 (230 [237]) = L 64,13
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 134va
B Wa 100
III
IIIB Wa 100 = L 64,13
Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 166
E Wa 163
II
IIE Wa 163 = L 64,13
Überlieferung: München, UB, 2° Cod. ms. 731, fol. 177va
C Wa 235 (231 [238])
II
IIC Wa 235 (231 [238]) = L 64,22
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 134vb
B Wa 99
II
IIB Wa 99 = L 64,22
Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 166
E Wa 164
III
IIIE Wa 164 = L 64,22
Überlieferung: München, UB, 2° Cod. ms. 731, fol. 177vb
C Wa 236 (232 [239])
III
IIIC Wa 236 (232 [239]) = L 63,32
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 134vb
A Namenl 13
I
IA Namenl 13 = L 63,32
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 357, fol. 40v
B Wa 98
I
IB Wa 98 = L 63,32
Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 166
C Wa 222 (218 [225])
 
 C Wa 222 (218 [225]) = L 64,4
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 134ra
C Wa 237 (233 [240])
IV
IVC Wa 237 (233 [240]) = L 64,4
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 134vb
A Namenl 14
II
IIA Namenl 14 = L 64,4
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 357, fol. 40v
B Wa 84
 
 B Wa 84 = L 64,4
Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 163
E Wa 162
I
IE Wa 162 = L 64,4
Überlieferung: München, UB, 2° Cod. ms. 731, fol. 177va

Kommentar

Überlieferung: Die insgesamt fünf Lied­stro­phen sind in BCE unter Walther und in A (Anhang) und G1 namenlos überliefert und dabei zu Liedern mit unterschiedlichem Strophenbestand und -ordnung verbunden. Zu einer Neubewertung des textkritischen Befunds führte das Auffinden des Liederhandschrift-Fragments G1 (vgl. von Kraus), das als einziges ein fünf­stro­phiges Lied darbietet. Die dort erste Strophe ist in BC als Einzelstrophe überliefert, wobei die blauen Lombarden in C die Strophe dem vorausgehenden, formal völlig von ihr verschiedenem Lied C Wa 217–221 angliedern. In C ist sie darüber hinaus – untypischer Weise – ein zweites Mal innerhalb eines vier­stro­phigen Liedzusammenhangs aufgeschrieben worden, und zwar gegenüber G1 in umgekehrter Ordnung (G1 I–IV = C IV III II I). B bietet ein drei­stro­phiges Lied (ohne die schon weiter vorn aufgeschriebene Str. I), das in der Reihenfolge G1 (II III IV) entspricht. Ein weiteres drei­stro­phiges Lied überliefert E (E I–III = G1 I IV III), ein zwei­stro­phiges A (A If. = G1 II I). Anders als die unterschiedliche Reihung der Strophen suggeriert, gehen BC hier eindeutig auf eine gemeinsame Vorlage zurück (vgl. zu *BC im Detail Wilmanns, S. 20–27). Während E sich in den Lesarten zu keiner der anderen Hss. fügt, sind AG1 näher verwandt (vgl. von Kraus, bes. S. 508f.).

Form: .6a .4b / .6a .4b // .6c 6d .4d .3-x .4c

Kanzonenstrophe. In B III = C I = E II ist der c-Reim gestört: E V. 5.9 bietet die Reimwörter hochgezit : leit anstelle von hofschait : lait in G1, und in BC ist dieser Teil von V. 5 ausgefallen. Die Verse E I,8 und E III,7f. sind gänzlich ausgefallen. Darüber hinaus unterfüllt sind V. 5 der Einzelstrophe in BC (= C IV) sowie A II,3; B III,1 = C I,1; G1 II,5 und III,5.7 sowie E I,7 und II,3f. In mehreren Fällen kommt es (u. a. in Zusammenhang mit zuweilen fehlendem Auftakt) zu Hebungsprall. G1 III,8 ist aufgrund von modifizierter Syntax anders kadenziert und reimt so an den a-Reim an. Manyoni, S. 57, fasst V. 8f. als Langzeile auf.

Inhalt: Je nach Einpassung der Strophen in den einzelnen Liedzusammenhang ergeben sich unterschiedliche Schwerpunkte. Dass G1 I in B und C (auch) als Einzelstrophe tradiert ist, verdankt sich mit Sicherheit ihrem Spruchcharakter (Zeitklage/laudatio temporis acti). In dem zwei­stro­phigen Lied in A folgt diese spruchartige Strophe auf die Klage über die Neugierigen, denen der Sprecher gnade und ungnade (A I,5) als (allegorische) Namen seiner Dame verrät, und entwickelt so die Schelte der Unverschämten aus einer konkreten Situation. Die fingierte Publikumsfrage nach dem Namen der Dame begegnet in Walthers Lyrik auch in C Wa 94–98 (Str. IV) und A Wa 116–120 et al. (Str. A V).

Das drei­stro­phige Lied in B setzt ebenfalls mit der Klage über die Neugierigen ein. Es folgt die Dienstversicherung gegenüber der Dame, die gleichzeitig eine Zusicherung des sängerischen Erfindungsreichtums in immer neuem Lob (B II,3f.) bedeutet. In einer Strophe mit sommerlichem Natureingang klagt der Sprecher dem personifizierten Sommer, dass seine Zuneigung nicht erwidert wird (B III). Dieselbe Reihung dieser drei Strophen beinhaltet G1 im Kern, wobei als erste Strophe die Zeitklage vorangestellt ist. Als Liedschluss hat G1 eine Strophe, die dort unikal überliefert ist: Anschließend an G1 IV kann die Nachricht, die der Bote dem Sprecher überbringt (G1 V,1–3), die Erkenntnis der unerwiderten Zuneigung meinen. Diese maere (G1 V,1) erfahren zu haben, bewegt den Sprecher zur Androhung der Dienstaufkündigung.

In E sind Zeitklage (E I), Klage an den Sommer (E II; durch die Varianten in II,9 eine Frauenstrophe!) und Dienstversicherung mit Leidensbereitschaft (E III) zu einer drei­stro­phigen Minneklage verbunden.

Allein in C steht die Strophe mit Natureingang am Beginn, und die Dienstversicherung gegenüber der Dame (C II) folgt somit auf die Feststellung der unerwiderten Zuneigung (C I). Innerhalb des Liedzusammenhangs kann sie so als Aufhänger für das Fragen der Neugierigen (C III) fungieren. Sie werden – wie in A – in der spruchhaften Str. C IV als skrupellos abqualifiziert in einer nun allgemeineren Kritik an den ungefuͤgen (C IV,6) insgesamt.

Sarah Hutterer

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