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Überlieferung: Die Spruchstrophe ist in A, B, C und Z unter Walther, in W2 namenlos und in k als erste Strophe des Tonkorpus der ›Gespaltenen Weise‹ überliefert. Dort ist ihr die Überschrift her Walthers von der Vogelweyde gespalten wys (fol. 732ra) direkt vorangestellt. In W2 und Z ist die Strophe aufgrund mechanischer Verluste fragmentiert, sodass im ersten Fall nur V. 1 und ein Teil von V. 2, im zweiten nur V. 8–10 überliefert sind. A und C bieten einen nahezu wortgleichen Text (vgl. aber die Abweichungen in V. 4.6.8, die zu nuancierten Unterschieden führen). Von ihm weicht der Wortlaut der übrigen Hss. signifikant ab.
Form: .6-a .6-a .7-a // .6-b .7c .6c .7-b // .6d .6d .7d (Walther von der Vogelweide, Gespaltene Weise [König-Friedrichs-Ton]), siehe Tonkommentar.
Auftaktlos gegenüber dem Schema sind AC V. 2f., k I,5 und k II,3.9. Tonbeugung ist anzusetzen für AC V. 7 (froné). Zu Hebungsprall kommt es in B V. 2 (wórt únde) und vor allem in k: I,2.9; II,2.3.5.8; III,5.7. Überfüllt ist B V. 4. Unterfüllt sind A V. 6, wo auch der Reim gestört ist, sowie AC V. 5, setzt man nicht beschwerte Hebung, beispielsweise auf krístèn, an. In k sind wiederum mehrere Verse unter- (I,7; III,2f.) bzw. überfüllt (I,10; III,4). Beschwerte Hebung ist für k II,4 (Maríà) und k III,10 (páradísè) anzusetzen.
Inhalt: Selbstanklage und Sündenbekenntnis. Der Sprecher, der seine Kunstfertigkeit Gott verdankt, bekennt sich schuldig: Er unterlasse häufig das Gotteslob (V. 1) und verstoße gegen die Gebote der Nächsten- und Gottesliebe (V. 4f.). Darüber hinaus bringt er sein Unverständnis gegenüber dem Gebot der Feindesliebe (Mt 5,44: Ego autem dico vobis: diligite inimicos vestros [...]) zum Ausdruck (V. 8f.). Von der Trinität erbittet er sich rechte Besinnung (V. 7) und Vergebung der Sünden (V. 10).
Diese Strophe eröffnet in k ein dreistrophiges Bar. Str. II setzt das Bekenntnis fort: Der Sprecher zeigt Reue für sein sündiges Verhalten und erbittet sich von Maria Fürsprache, von Gott Erbarmen. Die Schlussstrophe k III beginnt mit einem memento mori, das Anklänge an Hartmanns ›Armen Heinrich‹ bietet:
unser bluome der muoz vallen,
sô er aller grüenest wænet sîn (V. 110f.)
ze hewe wart sîn grüenez gras (V. 126a)
Am Ende mündet die Angst vor dem Sensenmann in die geläuterte Hoffnung, dass rechte Lebensführung (V. 8f.) ins Paradies führt (V. 10).
Sarah Hutterer