LDM -- Strophensynopse

Ulrich von Singenberg, ›Nu gert ich niht der welte me‹

A Singenb 59

I	A Singenb 59 = SMS 12 17 I

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 357, fol. 17v

[[1 Paragraphenzeichen am Rand (Liedbeginn)]][ini N|2|blau]#v gert ich niht d#er welte m{e|ê},

wan d#c ich w{i|î}len #solte #sehen·

d#er[[3 i¬der~i ist Bezugswort und Relativum zugleich (vgl. h¬25~hMhd. Gramm. § S 166).]] mir d#c h#erze nie / v#ergaz·,

#s{i|î}t #si mir t{#v^o|uo}t mit g{#v^o|üe}te w{e|ê}·,

#vn#d ir m{i|î}ns willen wart v#er#iehen

mit / vorhte, al#se ich ir wort ent#saz,[[3 ›weil ich mich vor ihren Worten fürchtete‹ (vgl. BMZ II/2, S. 334).]]

d{o|ô} w►#c|as◄ ir wort, ir werc #s{o|ô} minne{n|}cl{i|î}ch· #vn#d al/le{s|z} ir geb{a|â}ren·.

d#er iem#er n{a|â}ch dem w_i|u_n#sche[[1=, Konjektur nach C]] #sch{o|œ}nes w{i|î}bes #solte v{a|â}ren·,

d#er k#vnde / #si n{a|â}ch m{i|î}nem d#vnke #sch{o|œ}ner niht gemachen·.

mich vr{ow|öuw}et, w{e|æ}r ich ha_|l_ber[[1=, Konjektur nach C]] / t{o|ô}t·,

ger{#v|uo}{h|ch}te[[3 i¬ger{#v|uo}{h|ch}te~i$ Hsl. mit Monophthong realisiert; die Schreibung i¬u~i bzw. i¬v~i für den Diphthong i¬uo~i ist in obd. Handschriften häufig (vgl. h¬25~hMhd. Gramm. § L 49).]] mich ein #s{e|æ}l{i|e}{ch|c} w{i|î}p vo#n h#erzen an gelachen·.

A Singenb 60

II	A Singenb 60 = SMS 12 17 II

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 357, fol. 17v

[ini S|1|rot]{o|ô} #s{#v^e|üe}z lache_t|n_[[1=, Konjektur nach C]] #s{#v^o|üe}zet / mir

d#c #i{a|â}r·, die w{i|î}le #vn#d {o|ou}ch d#c leben·,

d#c ich #sorge twinge {#v|û}f h{o|ô}her[[3 i¬ûf hôher~i ›weiter weg‹ (vgl. BMZ I, S. 696).]] #st{e|ê}_|n_·[[1=, Konjektur nach C zur Herstellung des Reims]][[??? Reimkonjektur]].

ich weiz / die #s{#v^o|üe}zen #s{e|æ}l{t|d}e an ir;

d{#v^i|iu} #s{e|æ}lde fr{oi|öu}de kan gegeben·,

vo#n d#er wol tr{#v|û}ren m{#v^o|uo}z zerg{e|ê}n·. /

wie m{o|ö}hte al#s{o|ô} be#scheidenl{i|î}cher g{#v^o|üe}te iht arges wid#er<<#str{i|î}ten,

in d#er #si reinecl{i|î}/che leb{i|e}t mit #s{e|æ}lden zallen z{i|î}ten·?

ez m{#v^e|üe}#ste wol #s{i|î}n ein {#v|û}z der m{a|â}ze n{a|â}he / g{e|ê}nde #sw{e|æ}re·,

d{a|â} al#s{o|ô} werdes w{i|î}bes tr{o|ô}#st,

den #si wol gebe, r{#v|uo}{h|ch}te #si{s|z}, niht g{#v^o|uo}t / ze>>b{#v^o|uo}ze w{e|æ}re·.

A Singenb 61

III

III	A Singenb 61 = SMS 12 17 III

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 357, fol. 17v

[ini G|1|blau]edinge, #sorge, vl{e|ê}hen t{#v^o|uo}t

mich vor den #i{a|â}ren werden alt·. /

{o|ô}w{e|ê} mi_n|r_[[1=, Konjektur nach C]], wie d#c v{u^o|üe}get #s{i|î}·,

d#c #si mich weiz al#s{o|ô} gem{#v^o|uo}t·;

#swie #s{e|ê}re #si mir t{#v^o|uo}t / gewalt·,

d#c ir m{i|î}n herze i#st #st{e|æ}te b{i|î}·.

n#v #s{i|î} e{th|ht} #st{e|æ}te:[[3 ›Nun will ich wirklich i¬stæte~i sein‹]] ich wil mit #sige od#er {a|â}ne / #si{g|c} bel{i|î}ben·.

mir mac m{i|î}n g{#v^o|uo}t gedinge noch die #sorge wol [mut l mut][ins v ins]ertr{i|î}ben,[[1 i¬[mut l mut][ins v ins]ertriben~i$ Am Wortanfang Ansatz für Langschaft, zu i¬v~i gebessert.]]

obe / mir ir gn{a|â}de gn{e|æ}decl{i|î}che wirt erzeiget·,

d#c fl{e|ê}hen #s{#v^o|uo}ze am ende wirt·: /

#so#st allez, d#c ich w{e|ê} ge#schr{e|ê},[[3 i¬geschrîen~i stV. mit dem Prät. i¬geschrê~i neben i¬geschrei~i (vgl. Le I, Sp. 905).]] mit vr{ei|öu}den gar ge#sw[sup e sup]iget·.

Kommentar

Überlieferung: Das dreistrophige Lied ist in A und C in derselben Strophenfolge nahezu wortgleich überliefert (vgl. aber die Abweichungen in I,2; I,11; II,3; II,8; III,2).

Form: .4a .4b .4c / .4a .4b .4c // .8d .7d .7e .4x .7e

Kanzonenstrophe; durchgehend auftaktig. Die Stollenverse sind isometrisch (vierhebig) und ihre Struktur nimmt der Abgesang in V. 10 (mit Reimwaise) wieder auf. AC II,1 entsteht Hebungsprall wegen der apokopierten Form (suͤz) und C III,2 und AC III,9 sind unterfüllt.

Inhalt: Frauenpreis/Minneklage. Str. I bezieht den Wunsch des Sprechers, die Dame wiederzusehen, auf eine Begegnung in der Vergangenheit und gipfelt in der Sehnsucht, von ihr angelächelt zu werden. Dieses Lächeln wiederaufnehmend setzt Str. II zum Preis der Dame an, die alles zum Guten wenden könnte. Str. III konterkariert diese optativische Vorstellung mit dem Bild des vor (vergeblicher) Hoffnung, Sorge und Flehen (diese Trias wird III,8–10 wiederaufgenommen) frühzeitig alternden Sprechers. Sein Herz soll dennoch stete (III,7) bleiben, damit schließlich das Wehgeschrei durch Freude zum Schweigen gebracht werde.

Sarah Hutterer