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Überlieferung: Die Wiener Leichhandschrift W enthält überwiegend Leichs, allerdings auch vereinzelte Liedstrophen. Die vorliegende Strophe in Reinmars von Zweter Neuer Ehrenweise folgt auf einen in Parallelüberlieferungen Reinmar zugeschriebenen Leich, weshalb die Strophe in der Forschung auch Reinmar zugeordnet wird (so etwa Birkhan, S. 168f.).
Form: .4-a .4-a 8b / 4-c 4-c 8b // 4d .4d .3-e 3-f 4-f 3-e .6-e
Es liegt eine dreizehnversige Stollenstrophe vor.
Inhalt: Minnedidaktische Weisung an junge Minnende, sich eine junge Minnedame zu suchen, wobei das genaue Verständnis der Strophe mehrdeutig bleibt.
Mindestens 20 Jahre Minnedienst sind nötig, bevor Lohn zu erwarten ist. Sollte der Minnende nach ›Abendsolt‹ (nach dem Lohn durch die alte Minnedame? nach dem Lohn nach langem Dienst?) streben, soll er seinen ›Speer‹ (bzw. dessen Ausrichtung?) wechseln, sodass ihn die Tochter erhört.
Neben dem Rat zur richtigen Minnedame lassen sich die Verse als allgemeine Klage über das Konzept der Hohen Minne mit ihrem lange ungelohnten Dienst lesen: Es passt nicht gut zusammen, dass der Minner ›von Prim zu Non‹ (bis er selbst alt geworden ist) auf Lohn warten muss (vgl. V. 4–6). Früher brachte Minnedienst noch Lohn (vgl. V. 7f.); jetzt, muss man so lange dienen, dass nur bei einer jungen Minnedame genug Zeit bleibt. Die Minnedame erscheint so nicht als unveränderliches Ideal, sondern ist – wie der Sänger selbst – der Zeitlichkeit unterworfen. Liest man den Speer-Wechsel erotisch konnotiert, könnte auch sexueller Minnelohn (von der Jungen) dem (von der alten Minnedame) ungelohnten Dienst gegenübergestellt werden.
Sandra Hofert