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›We vrauwin minne trudit in ir ere niet‹
N Namenl/94v 15
 N Namenl/94v 15 = KLD 38 n III 15; RSM ¹ZX/20/1b
Überlieferung: Leipzig, UB, Rep. II 70a (Leihgabe Leipziger Stadtbibliothek), fol. 95va

Kommentar

Überlieferung: Drei Strophen sind anonym in D überliefert, die ersten beiden finden sich zuden in N, stehen dort allerdings nicht zusammen.

Form: .6a .5-b / .6a .5-b // .7c .4-d .4c .4-d .5c

Es liegen neunversige Stollen­stro­phen vor. In D II / Namenl/94v 27, V. 5f., Spiel mit der dreimaligen Wiederholung von minnen. Kein Auftakt in: I,5. 9; III,5. Unterfüllt ist II,9, überfüllt ist III,7. Das Reimschema im Aufgesang von N Namenl/94v 27 ist gestört.

Inhalt: Die ersten zwei Strophen binden im gnomischen Duktus Minne und Ehre aneinander, die letzte erweitert die Perspektive hin zu einer allgemeinen Sündenklage. (Die Strophennummerierung im Folgenden bezieht sich auf D.)

Die erste Strophe betont das notwendige Miteinander äußerlicher und innerlicher Schönheit und verbindet wahre Minne mit der Ehre der Frau. Wo D dabei von der durch Tugendhaftigkeit noch schöneren Schönheit spricht, soll sich die Frau in N für die Schönen (die Tugendhaften / wahrhaft Minnenden?) insbesondere durch ihre Demut schöner machen.

Die zweite Strophe greift erneut das Miteinander von Ehre und Minne auf, wobei diesmal die Perspektive stärker auf die Tugendhaftigkeit des Mannes gerichtet ist, obwohl sich nun – spiegelbildlich zu Str. I – der Appell zunächst an die Frau richtet: Sie soll nur einen solchen Dienst von einem Mann verlangen, der der Ehre förderlich. Die Ehre gilt zudem als Voraussetzung für den richtigen Minnedienst: Erst soll der Mann die Ehre minnen, dann die Frauen.

Die in D unikal überlieferte letzte Strophe konstatiert allgemein herrschende Sündhaftigkeit: Zunächst wird die Unverbesserlichkeit der Dummen beklagt, dann solches Vehalten, das nicht der jeweiligen Rolle (bzw. dem jeweiligen Alter) entspricht. Schließlich stehen sich die Sünden und Tugenden als Abstrakta gegenüber: Kühnheit ohne Verstand wird rasend, Geiz würgt Ehre wie eine Gräte (herunter), Neid fördert heimlich Zorn, Falschheit zerstört Zucht, Untreue lässt die Schande hinein. Es ist eine kleine Psychomachie, in der die Sünden zu gewinnen scheinen. Der Mensch ist zum Kampf für die Ehre aufgerufen. So wird das in den Strophen zuvor beschriebene richtige Minnewerben zu einem Spiegelbild angemessenen Lebens.

Sandra Hofert

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