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Steinmar, ›Sumerzit, ich froͤwe mich din‹
C Steinm 23
IC Steinm 23 = SMS 26 7 I
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 309vb
C Steinm 24
IIC Steinm 24 = SMS 26 7 II
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 309vb
C Steinm 25
IIIC Steinm 25 = SMS 26 7 III
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 309vb
C Steinm 26
IVC Steinm 26 = SMS 26 7 IV
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 309vb
C Steinm 27
VC Steinm 27 = SMS 26 7 V
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 309vb

Kommentar

Überlieferung: Die fünf Strophen sind unikal im Steinmar-Korpus in C überliefert.

Form: 4a 3-b / 4a 3-b // 4-c 4-c 2d 4d //R 2e 5e

Es liegen zehnversige Stollen­stro­phen mit Refrain vor. Auftakt in II,3 und IV,7 sowie V,4.

Inhalt: Freudige Liebeserwartung mit Sommereingang. Lübben, S. 155–164, spricht von einem ›Gattungsexperiment‹, in dem Pastourelle, Hoher Sang und Tagelied (insbesondere im Refrain) im Dienste von Steinmars eigener fröude-Konzeption zuzsammengeführt werden.

Der Sprecher erfreut sich an der Sommerzeit und am Anblick seiner herzen froͮwe (I,4) auf der Heide. Aus dem krute (I,5), das von ihr gesammelt wird, werden in der zweiten Strophe Blumen, die von ihr zu einem Kranz geflochten werden (vgl. II,5) (wobei im Motiv des Blumenbrechens die sexuelle Vereinigung aufgerufen wird). Was der inszenierte Blick aus der Ferne sowie der Refrain mit dem Verweis auf verholne minne bereits andeuten, wird in der dritten Strophe konkret: Die Frau steht unter ir muͦter huͦte (III,6). Auf ihr Geheiß hin wartet er im Garten auf ein heimliches Treffen und hofft, dass es ihr bald gelingt, der Aufsicht ihrer Mutter zu entkommen (vgl. Str. IV).

In den Strophen gehen Frauen- und Naturschönheit ineinander über (vgl. insbesondere II,4f. sowie III,2f.). Gleichzeitig wird das eher bäuerliche Milieu (vgl. auch die Doppeldeutigkeit von selderin in I,3) mit Elementen aus dem höfischen Kontext der Hohen Minne verbunden, so etwa die Anrede als mines herzen froͮwe (I,4), die Dienstergebenheit des Sprechers (vgl. I,8) sowie der hohe muͦt (vgl. III,5), den sie bei ihm bewirken soll.

Diese erhöhende Funktion der Dame wird in der letzten Strophe aufgegriffen: Eine weitere Sprecher-Instanz redet das Ich der vorherigen Strophen mit Steimar (V,1) an und versichert ihm einen Ehrgewinn durch die Dame. Rätselhaft wird diese Instanz durch das Pronomen mir in V,2: Wenn ihm, dem Sprecher von Str. V, die Frau zuteil werde, habe er, der Liebende der vorherigen Strophen, für immer Ehre. Das lässt eine Selbstanrede des Sprechers vermuten.

Kontrafaktur: In der Basler Handschrift UB Cod. B XI 8 findet sich auf fol. 1v–2r eine drei­stro­phige Kontrafaktur zu diesem Lied aus dem frühen 14. Jh. (Abdruck bei Kesting, S. 49f.). Hier wird das Minneverhältnis zur Beziehung zwischen Gott und Mensch, die lauernde huote-Instanz ist der Teufel, der den Menschen zur Sünde verführen will.

Sandra Hofert

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