LDM -- Strophensynopse

Hadlaub, Johannes, ›Nu wil der sumer hinnen‹

C Hadl 117

I	C Hadl 117 = SMS 30 30 I

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 376rb

[ini N|2|rot]#v wil der #sum#er hinnen·,

{o|ô}w{e|ê}, da#st mir / leit·.

man #sach in #s{i|î}nem gra#se di{k|ck}e / #sch{o|œ}ne fr{ow|ouw}en g{a|â}n·.

der winter bring{i|e}t #vns / innen·[[3 i¬innen bringen~i anV. ›merken lassen, bewusst machen‹ (Le I, Sp. 353).]]

gro^^{#s#s|z}er tr{u|û}r{i|e}{k|ch}eit·

#vn#d {o^v|ou}ch di{k|ck}e kleine / vogel wilde, da{s|z} #sir[[3 i¬#sir~i = i¬si ir~i.]] #san{g|c} wen[[3 i¬wen~i$ alem. gebräuchliche kontrahierte Form von i¬wellent~i (h¬25~hMhd. Gramm. § M 111).]] l{a|â}n·.

d{a|â} b{i|î} i#st / er {o^v|ou}ch b{i|î} #senden #sorgen #schade·,

#si w{e|æ}ren {a|â}n / in doch vil ze>>#sw{e|æ}re·.

ich m{u^o|uo}{s|z} iem#er lig{i|e}n #vnd#er / gl{u^i|ü}{k|ck}es rade·,

mir'n helfe {#v|û}f m{i|î}n fr{ow|ouw}e #s{e|æ}l-/deb{e|æ}re·.

#si i#st gar wandels l{e|æ}re·,

d{a|â}#uo#n bin ich / ir·.

{o|ô}w{e|ê}, wenne #sol vo#n ir gen{a|â}den komen ir / tr{o|ô}#st ze>>mir·? /

C Hadl 118

II	C Hadl 118 = SMS 30 30 II

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 376rb

[ini W|2|rot]er m{o^e|ö}{ch|h}te mir gel{o^v|ou}ben·,

wie mir #sen-/den i#st·,

#swenne ich #si #sihe #s{o|ô} #sch{o|ô}n geb{a|â}ren / #vn#d #s{o|ô} wol ge#stalt·?

ir wunne macht mich / t{o^v|ou}ben·,

da{s|z} mir #sinne bri#st·,[[3 i¬bresten~i stV. unpersönlich mit Dat. d. Pers. und Gen. d. S. ›mangeln, fehlen‹ (Le I, Sp. 350).]]

#vn#d bri#nne {o^v|ou}ch / in d#er mi#nne v{u^i|iu}re, w{i|î}le#nt wirde ich kalt·.

al#s{o|ô} / wandel ich mich d{a|â} von re{ch|h}t#er n{o|ô}t·,

wan / mich #i{a|â}m#ert n{a|â}ch ir al#se harte·.

ir wengel / #vn#d ir munt #sint #s{o|ô} r{o|ô}#sen<<r{o|ô}t·,

d{a|â} b{i|î} lachet / #si #s{o|ô} re{ch|h}te zarte·.[[1 Zwischen i¬bi~i und i¬lachet~i Lücke (Aussparung wegen Fehlstelle im Pergament)]]

#si i#st {o^v|ou}ch re{ch|h}ter[[1 Zwischen i¬rechter~i und i¬arte~i Lücke (Aussparung wegen Fehlstelle im Pergament)]] arte·, /

ach, wie i#st #si #s{o|ô} g{u^o|uo}t·.

got h{a|â}t ir tr{u|û}ten,[[3 i¬trût~i Adj. ›traut, lieb‹ (Le II, Sp. 1550).]] #stol-/zen l{i|î}{b|p} vor arge gar beh{u^o|uo}t·. /

C Hadl 119

III

III	C Hadl 119 = SMS 30 30 III

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 376rb

[ini E|2|rot]nkein din{g|c} ma{g|c} #s{o|ô} g{u^o|uo}t #s{i|î}n·,

man vin-/det wol dar an,

da{s|z} man #spr{e|æ}che: ›en<</<<w{e|æ}r da{s|z}, #s{o|ô} w{e|æ}re e{s|z} volkomen gar·.‹

wan d{u^i|iu} / #sch{o|œ}ne fr{ow|ouw}e m{i|î}n·,

d{u^i|iu} i#st wandels erl{a|â}n·.

#si / i#st k{u^i|iu}#sch mit worten #vn#d mit w#erken, #s{o|ô} i#st / #si val#sches bar·.

e#st[[3 i¬e#st~i = i¬es ist~i.]] ni{|h}t m{u^o|uo}twille, da{s|z} mir / n{a|â}ch ir i#st #s{o|ô} w{e|ê}·,

mich erl{a|â}t #s{i|î}n ni{ch|h}t d{u^i|iu} / #starke minne·.

ir kel #/ #vn#d ir hende #sint w{i|î}{s|z} / re{ch|h}t als d#er #sn{e|ê}·,

#vn#d #st{e|ê}t #s{o|ô} lie{b|p}l{i|î}ch ir ir kin-/ne·,

#uil wol #st{e|ê}t {o^v|ou}ch ir tinne·[[3 i¬tinne~i swstF. stN. ›Stirn‹ (Le II, Sp. 1440).]]

#vn#d ir {o^v|ou}gen {c|k}l{a|â}r·. /

als ich #si h{a|â}n gelobt, #/ d#c i#st {a|â}ne allen zw{i|î}/#Zvel w{a|â}r·. //

Kommentar

Überlieferung: Das Lied ist unikal in C überliefert.

Form: .3-a 3b .7c / .3-a 3b .7c // 6d 5-e 6d 5-e .3-e 3f .7f

Kanzonenstrophe mit Steg und drittem Stollen. Entgegen dem Schema enden III,1/4 mit männlicher Kadenz. Tonbeugung in I,8 (werén). Hebungsprall in II,9 (múnt sínt).

Inhalt: Winterlied/Minneklage.

An eine Rückblende zum Sommer schließt in Str. I eine Klage über den Winter an. Das Motiv des Glücksrads wird aufgerufen (vgl. dazu Leppin, S. 242 und Lang, S. 80f.), dem das Ich ausgeliefert ist, von dem die Dame das Ich jedoch entlasten kann. Str. II beschreibt Symptome der Minnekrankheit und preist im Abgesang die Schönheit, Abstammung und Vollkommenheit der Dame. Das Ich erhebt die Dame in Str. III zum einzig vollkommenen Ding, das keinen Makel aufweist.

Milena Müller