LDM -- Strophensynopse

Hadlaub, Johannes, ›Ich was vor ir‹

C Hadl 56

I	C Hadl 56 = SMS 30 13 I

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 373vb

[ini I|3|rot]%Ch was vor ir·,

da{s|z} ich wol / m{i|î}n #i{a|â}mer ir geklaget #solde h{a|â}n·.

m{i|î}n / #send{u^i|iu} gir·

wart #s{o|ô} gr{o|ô}{s|z}, #/ da{s|z} #si mich dar / ni{|h}t reden wolde· l{a|â}n·,

wan #si was #s{o|ô} re{ch|h}-/te wunne{n|}{k|c}l{i|î}ch get{a|â}n·,

da{s|z} ich ni{ch|h}t / mo{ch|h}te vor liebe in m{i|î}nen #sinnen be-/#st{a|â}n·.

wan #swe#nne ein man·

wirt ze re{ch|h}-/te fr{o|ô}·,

#s{o|ô}n[[3 i¬#s{o|ô}n~i = i¬sô ne~i.]] enwei{#s|z} er noch {i|e}nkan·.

re{ch|h}t / al#s{o|ô}·#binnenr {i|e}rgien{g|c} mir #senden leider vor ir d{o|ô}·. /

C Hadl 57

II	C Hadl 57 = SMS 30 13 II

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 373vb

[ini D|2|rot]a{s|z} h#erze m{i|î}n·

wart #s{o|ô} re{ch|h}te / m{u^e|üe}de vo#n g{i|e}danken in der #stu#nt·. /

{e|ê} #sender p{i|î}n

mich gar {#v|ü}ber#stri{tt|t}e·, d{a|â} was / fr{o^ei|öu}de mir wol kunt·.

#send{u^i|e}[[3 i¬sende~i stF. ›liebendes Verlangen, Liebesschmerz‹ (Le II, Sp. 875). Im Zusammenhang mit V. 4 kann die Liebessehnsucht mit Freude einhergehen, alternativ ließe sie sich als Gegensatz zu dieser verstehen (i¬noch~i Adv. ›dennoch‹ [Le II, Sp. 98f.]).]][[5 Zur Endung i¬iu~i für i¬e~i in i¬sendu^i~i vgl. {Weinhold # 1357}, § 32.]] noch[[2 i¬noch~i$ i¬not~i {Leppin # 4315} u. a.]] gien{g|c} / mir ze>>herzen in den grunt·.

d{o|ô} d{a|â}{ch|h}te / ich: {o|ô}w{e|ê}, lie{b|p}l{i|î}ch ge#stellet #s{o|ô} r{o|ô}ter mu#nt·. /

d{o|ô} war{d|t} ich wunt·

vo#n #sendem[[3 i¬#sendem~i = i¬senendem~i Part. Adj. ›schmerzlich‹ (BMZ II/2, Sp. 250b–251a).]] #i{a|â}mer / gr{o|ô}{s|z}·.

mich bant der %minne bunt·,[[3 i¬bunt~i stM. ›Band, Fessel‹ (Le I, Sp. 383).]]

%min-/ne #sch{o|ô}{s|z}·#binnenr mich, #/ d#c ich m{i|î}nen #sin #s{o|ô} gar / #Zv#erl{o|ô}s·. /

C Hadl 58

III

III	C Hadl 58 = SMS 30 13 III

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 373vb

[ini {O|Ô}|2|rot]w{e|ê}, d#c ich·

ir ni{|h}t / machte g{i|e}klag{i|e}n·[[3/4 Zusätzlicher Binnenreim i¬g{i|e}klag{i|e}n~i : i¬v#erzagen~i.]] m{i|î}n vil lan-/ge{s|z} #vngemach·.

ir wunne mich·

tet #s{o|ô} / gar v#erzagen·, wan ich #si #s{o|ô} #sch{o^e|œ}ne #sach·. /

ich d{a|â}{ch|h}te mir #s{o|ô} re{ch|h}te n{a|â}he· #senl{i|î}ch: / ach·! –

d#c mir #s{o|ô} gar m{i|î}n #spr{a|â}che· in m{i|î}-/nem herzen d{o|ô} brach·.

ich wart #s{o|ô} #swach· /

vo#n ir wunnen f{i|î}n·,

da{s|z} ich d{a|â}{ch|h}te: h#erze / l{a|â}ch[[3 i¬l{a|â}ch~i alem. für Imp. Sg. zu i¬lâzen~i (Le I, Sp. 1843, vgl. {Schiendorfer # 4327}, S. 166).]]

fr{o^ei|öu}de d{i|î}n·#binnenr – da{s|z} wart {o^v|ou}ch leid#er mir / d{o|ô} balde· #sch{i|î}n·. /

Kommentar

Überlieferung: Das Lied ist unikal in C überliefert.

Form: .2a 7b / .2a 7b // 6b .6b .2b 3c 4b 2c+.5c

Kanzonenstrophe. Weitere Auftakte weisen II,8 und III,5 auf. II,9 erfordert eine beschwerte Hebung auf mich.

Inhalt: Minneklage. Das Sänger-Ich berichtet in Str. I, wie es vor der Dame sein Leid klagen wollte, diese ihn aber nicht sprechen ließ aufgrund seiner Liebesverrücktheit. Sentenzhaft wird begründet, dass Liebesglück mit Kontrollverlust einhergeht. Str. II erweitert die Schilderung des Minneleids bei erneuter Erwähnung der geistigen Unzurechnungsfähigkeit des Ichs aufgrund der Liebe. In Str. III bedauert das Ich, der Dame sein Minneleid nicht klagen zu können. Ihre Großartigkeit lässt es verstummen und schwach werden, weshalb Liebesfreude unmöglich ist.

Michael Lebzelter