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Überlieferung und Strophenzusammenhang: Die drei Strophen sind unter walter in M₁ überliefert, die dritte hier unikal; Parallelüberlieferungen finden sich – mit Zuschreibung an Reinmar – in C (Str. I) und E (Str. I u. II) (siehe den eigenen Liedkommentar).
Diese drei Strophen, M₁ Wa 1–3, bilden in der Handschrift einen Absatz. Das Gliederungsprinzip der Handschrift folgt grundsätzlich der Unterteilung von Liedeinheiten, sodass die in einem Absatz zusammengefassten Strophen meist auch einem Lied entsprechen (vgl. Schmeisky, S. 64). So werden sie auch in der vorliegenden Edition als dreistrophiger Liedverbund präsentiert. Die Strophen lassen sich jedoch zwei Tönen zuordnen (s. u.).
Ein Argument für die Zuordnung von M₁ Wa 3 zu E Reinm 45–47 (trotz fehlender Parallelüberlieferung) könnte in der engen Verwandtschaft von E und M₁ liegen (s. Korpuskommentar zu E).
Schmeisky, S. 112f., sieht in den drei Strophen M₁ Wa 1–3 die Verschriftlichung einer möglichen Vortragsfassung: Die formal sehr ähnlich konstruierten Strophen könnten zu der gleichen Melodie vorgetragen worden sein; »[d]ie kleineren metrischen Differenzen könnten sich im musikalischen Vortrag leicht ›zersungen‹ haben« (S. 113).
Die Strophen werden, nicht zuletzt durch die wechselnde Zuschreibung, in der Forschung immer wieder mit der Reinmar-Walther-Fehde in Zusammenhang gebracht. Siehe zu jenem vermeintlichen Sängerstreit den Autorkommentar.
Form: Die Strophen lassen sich zwei Tönen mit gleichem Reimschema zuordnen (I+II und III), wobei Freiheiten der metrischen Versfüllung die Unterschiedlichkeit der Töne relativieren.
Str. I u. II: 6a .5b / 6a .5b // .5c .8c
(wobei I,4 überfüllt ist, II,5 unterfüllt, II,6 ist eher neunhebig)
Str. III: 6a .3-b / 6a .3-b // .4c 7c
Es liegen drei sechsversige Stollenstrophen vor, deren Reimschema identisch ist, mit Kadenzwechsel im b-Reim. Die Hebungszahl variiert zwar, Parallelen (wie der überlange letzte Vers) lassen sich aber erkennen.
Inhalt: Minneklage.
Es ist keine ummatze (I,1) (unmâze), dass seine Dame dem Sprecher lieber ist als alle anderen Frauen, beteuert der Sprecher. So widmet er ihr sein Leben und will ihren Geboten folgen (vgl. Str. I). Immer hat er seine Dame gnädig gebeten, doch bekommt er von ihr keine Antwort (vgl. Str. II). Zur Freude seiner Freunde und zum Leid seiner Neider will das Ich froh sein: Letztere hoffen, dass er durch ihren Hass seine Freude aufgeben werde, so wäre es seine größte Freude, wenn diese Mißgünstigen sterben würden (vgl. Str. III). Setzt sich das Ich schon in der ersten Strophe mit seinen Gegnern auseinander, wird deren Tod in der dritten Strophe zum zentralen Ziel des Ichs – und verdrängt damit die Hoffnung auf Erhörung durch die Dame.
Insbesondere in der Pointe des letzten Verses sieht Schweikle, S. 357, ein Argument, die Strophe mit den Parodien Walthers auf verschiedene Reinmar-Lieder zusammenzudenken. So vermutet er: »Diese Beobachtungen geben der Überlieferung, welche die Strophe Walther zuweist, mehr Wahrscheinlichkeit [...]. Das Lied gehört damit doch wohl in den Kreis der Reinmar-Walther-Fehde« (S. 358).
Sandra Hofert