LDM -- Strophensynopse

Rudolf von Fenis-Neuenburg, ›Nun ist niht mere min gedinge‹

C Fen 20

I	C Fen 20 = MF 84,10

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 22rb

[ini N|2|rot]#vn‡[[3 i¬nun~i = i¬nu en-~i.]] i#st niht m{e|ê}re m{i|î}n gedinge·,

wan / da{s|z} #si i#st gewalt{i|e}{g|c} m{i|î}n·,

b{i|î} gewalte / #sol gen{a|â}de #s{i|î}n·.

{#v|û}f den tr{o|ô}#st ich ie noch #sin-/ge·.

gen{a|â}de d{u^i|iu} #sol {u|ü}ber<<komen

gr{o|ô}{#s#s|z}en ge-/walt d#vrch milte{k|ch}eit·.

gen{a|â}de zimt wol b{i|î} / r{i|î}cheit·.

ir t#vgende #sint #s{o|ô} vollekomen·,

da{s|z} / d#vrch reht mir ir gewaldes[[2 i¬gewalt~i MF/MT]] #sol fromen·.[[3 i¬vromen/vrumen~i mit Gen. scheint nur hier belegt zu sein (BMZ III, S. 432): ›was rechtens mir gegen ihre Gewalt nützen/helfen soll/wird‹ (so BMZ zur Stelle)? Oder (bei ausgelassenem i¬ez~i: i¬daz ez durch ...~i): ›sodass rechtens ich von ihrer Gewalt profitieren soll/werde‹?]] /

C Fen 21

II	C Fen 21 = MF 84,19

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 22rb

[ini S|2|rot]wer #s{o|ô} #st{e|æ}ten diene#st k#vnde·

– des ich mi{h|ch} doch [[1 i¬doch~i am Zeilenende nachgetragen]] / tr{o^e|œ}#sten #sol· –,

dem gel#vnge l{i|î}hte wol·.

ze / #i#vnge#st er mit[[3 i¬mit~i hier Adv. ›damit‹ (vgl. Le I, Sp. 2178).]] {#v|ü}ber##wnde·

da{s|z} #sende leit, / da{s|z} n{a|â}hen g{a|â}t·:

da{s|z} wirt lachen #vn#d #spil·; /

#s{i|î}n tr{u|û}ren g{a|â}t ze>>fr{eu|öu}den vil·.

in einer #st#vn-/de #s{o|ô} wirt es ra^^t·,

da{s|z} man zehen #i{a|â}r gedie/net h{a|â}t#·. /

C Fen 22

III

III	C Fen 22 = MF 84,28

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 22rb

[ini S|2|rot]wer #s{o|ô} lange{s|z} bi^^ten #schildet·,

der h{a|â}t / #sichs niht wol bed{a|â}ht#·:

n{a|â}{h|ch} r{u^iw|iuw}e #s{o|ô} / h{a|â}t e{s|z} ##wnne br{a|â}ht·.

tr{u|û}ren #sich mit fr{eu|öu}de#n / gildet·[[2/7 Punkt am Versende nach V. 4, Komma nach V. 7 MF/MT]]

dem, der wol b{i|î}ten kan·,

da{s|z} er mit / z{u^i|ü}hten mac vertragen·

#s{i|î}n leit #vn#d n{a|â}{h|ch} ge-/n{a|â}den klagen#·.

der wirt vil l{i|î}hte ein #s{e|æ}l{i|e}{g|c} / man#·:

da{s|z} i#st der tr{o|ô}#st, den ich noch h{a|â}n#·.[[3 Unreiner Reim (wie häufig bei i¬a/â~i).]] // [[1 Rest der Seite freigelassen (Korpusende; vgl. aber die auf einem später eingelegten Blatt befindlichen Nachtragsstrophen C Fen 23–25)]]

Kommentar

Überlieferung: unikal in C.

Form: Isometrische Periodenstrophe mit Anleihen bei der Kanzonenstrophe (abba / cddc / c). Der letzte Vers könnte (vor allem in Str. I und II) auch fünfhebig gemessen werden.

4-a 4b 4b 4-a 4c 4d 4d 4c 4*5c

Die Auftaktgestaltung wirkt frei.

Inhalt: Erörterung zentraler Ideologeme der Hohen Minne: Die Macht, die die Geliebte über den Sänger besitzt, möge sich mit genade verbinden (I), beständiger Dienst soll das Leid zur Freude wenden (II), langes (!) Warten verspreche Erfolg (III). Auffällig ist der optimistische Ton (trost, troͤsten).

Intertext: Wohl Kontrafaktur, teils Nachbildung des Liedes ›Pus tornatz sui em Proensa‹ von Peire Vidal.

Florian Kragl