LDM -- Strophensynopse

Rudolf von Fenis-Neuenburg, ›Minne gebu̍tet mir, das ich singe‹

C Fen 4

I	C Fen 4 = MF 80,25

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 20va

[ini M|2|blau]inne geb{u^i|iu}tet mir, da{s|z} ich #singe·,¦[[1-4 Reimpunkte virgelartig durchstrichen]]

#vn#d wil / niht, da{s|z} mich iemer verdrie{#s#s|z}e·.¦

n#v h{a|â}n / ich von ir werden tr{o|ô}#st noch gedinge·¦[[3 Vgl. dieselbe Varianz in BC Fen 1,2.]]

#vn#d da{s|z} / ich m{i|î}nes #sanges iht genie{#s#s|z}e·.¦

#si wil, d#c ich / iemer diene {#v|û}f einen ta{g|c}·,

d{a|â} noch m{i|î}n dien[ho #st ho] / ie vil {c|k}leine wa{g|c}·

#vn#d al m{i|î}n #st{e|æ}te niht gehel/fen mac·.

n#v w{e|æ}re m{i|î}n reht, m{o^e|ö}ht ich, da{s|z} ich{s|z} / lie{#s#s|z}e#·. /

B Fen 4

I	B Fen 4 = MF 80,25

Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 5

[ini M|1|rot]inne geb{#v^i|iu}tet mir, da{s|z} ich #singe·,

#vn#d wil niht, da{s|z} / mich iem#er verdrie{#s#s|z}e·.

n#v h{a|â}n ich von ir wed#er tr{o|ô}#st noch / gedinge·[[3 Vgl. dieselbe Varianz in BC Fen 1,2.]]

#vn#d da{s|z} ich m{i|î}nes #sanges iht genie{#s#s|z}e·.

#si wil, / da{s|z} ich iem#er diene an #s{o^e|ö}l{h|ch}e #stat·,

d{a|â} noch m{i|î}n dien#st ie / vil {c|k}l{ai|ei}ne wa{g|c}·

#vn#d al m{i|î}n #st{##e|æ}te niht gehelfen ma{g|c}·. /

n#v w{##e|æ}re m{i|î}n reht, moht ich, da{s|z} ich e{s|z} lie{#s#s|z}e·. /

C Fen 5

II	C Fen 5 = MF 81,6

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 20va

[ini E|2|blau]{s|z} #st{e|ê}t mir niht #s{o|ô}; ine mac e{s|z} niht la^^{#s#s|z}en·, /

da{s|z} ich da{s|z} herze von ir niemer bek{e|ê}re·. /

e{s|z} i#st ein n{o|ô}t, da{s|z} ich mich niht kan ma^^{#s#s|z}en·, /

ine mi#nne #si, d{u^i|iu} mich d{a|â} ha{#s#s|zz}et #s{e|ê}re·,

#vn#d iemer / t{#v^o|uo}n, #swie{s|z} doch dar #vmbe mir erg{a|â}t·.

m{i|î}n gr{o|ô}{#s-/#s|z}{u^i|iu} #st{e|æ}te mich des niht erl{a|â}t·,

#vn#d[[3 i¬unde~i hier ›wenn auch, obgleich‹.]] e{s|z} mich leider / {c|k}leine ver#u{a|â}t·.

i#st e{s|z} leit,[[3 Das i¬leit~i bleibt hier unbestimmt (ihr? ihm? allgemein?), evtl. wäre nach B zu ergänzen.]] do{h|ch} diene ich ir iemer / m{e|ê}re·. /

B Fen 5

II	B Fen 5 = MF 81,6

Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 5

[ini E|1|blau]{s|z} #st{e|ê}t mir niht #s{o|ô}; ich enma{g|c} e{s|z} niht l{a|â}{#s#s|z}en·,

da{s|z} / ich da{s|z} herze von ir iem#er bek{e|ê}re·.

e{s|z} i#st {ai|ei}n n{o|ô}t, da{s|z} ich / mich niht kan m{a|â}{#s#s|z}en·,

ich minne #si, d{#v^i|iu} mich d{a|â} ha{#s#s|zz}et / #s{e|ê}re·,

#vn#d iemer t{#v^o|uo}n, #swie e{s|z} doch dar#vmbe mir erg{a|â}t. /

m{i|î}n gro^^{#s#s|z}{#v^i|iu} #st{##e|æ}te mich des niht erl{a|â}t·,

#vn#d[[3 i¬unde~i hier ›wenn auch, obgleich‹.]] e{s|z} mich l{ai|ei}d#er // {c|k}l{ai|ei}ne verv{a|â}t·.

i#st e{s|z} ir l{ai|ei}t, doch diene ich ir iemer>>m{e|ê}re·. /

C Fen 6

III

III	C Fen 6 = MF 81,14

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 20va

[ini I|1|blau]emer m{e|ê}re wil ich ir dienen mit #st{e^^|æ}te#·

#vn#d wei{#s|z} / doch wol, da{s|z} ich #s{i|î}n niemer l{o|ô}n gewinne#·.

e{s|z} / w{e|æ}r an mir ein #sin, ob ich d{a|â} b{e|æ}te#·,

d{a|â} ich lo^^ne#s / mich ver#s{e|æ}he von der minne##·.

l{o|ô}nes h{a|â}n ich / no{h|ch} vil {c|k}leinen w{a|â}n#·.

ich diene ie dar, d{a|â} e{s|z} / mich kleine kan ver#u{a|â}n#·

– n#v l{i^^e|ie}{#s#s|z}e ich e{s|z} ger-//ne, m{o^e|ö}hte ich e{s|z} l{a|â}n· –,

e{s|z} wellent dur da{s|z} nih[ho t ho] / von ir m{i|î}ne #sinne·. /

B Fen 6

III

III	B Fen 6 = MF 81,14

Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 6

[ini I|1|rot]emer>>m{e|ê}re wil ich ir dienen mit #st{##e|æ}te·

#vn#d w{ai|ei}{s|z} doch / wol, da{s|z} ich #s{i|î}n niem#er l{o|ô}n gewinne·.

e{s|z} w{##e|æ}re an mir {ai|ei}n / #sin, ob ich d{a|â} b{##e|æ}te·,

d{a|â} ich l{o|ô}nes mich ver#s{##e|æ}he von der / minne·.

l{o|ô}nes h{a|â}n ich noch vil {c|k}l{ai|ei}nen w{a|â}n·.

ich diene / ie dar, d{a|â} e{s|z} mich {c|k}l{ai|ei}ne kan verv{a|â}n·

– n#v lie{s|z} ich e{s|z} g#er-/ne, moht ich e{s|z} l{a|â}n· –,

e{s|z} wellent d#vrch da{s|z} niht von ir / #Zm{i|î}ne #sinne·. /

C Fen 7

IV	C Fen 7 = MF 81,22

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 20vb

[ini M|2|blau]{i|î}ne #sinne wellent dur da{s|z} niht von / ir #scheiden#·,

#swie #si mich b{i|î} ir niht wil / l{a|â}n bel{i|î}ben#·,[[3 kann syntaktisch nach oben und unten gezogen werden.]]

#sin enkan mir doch da{s|z} niemer / geleiden#·,

ich endiene ir gerne #vn#d dur #si alle#n / g{#v^o|uo}ten w{i|î}ben#·.

l{i|î}de ich dar #vnder n{o|ô}t, da{s|z} i#st / an mir niht #sch{i|î}n#·:

d{u^i|iu} n{o|ô}t i#st d{u^i|iu} mei#ste ##wn-/ne m{i|î}n#·.

#si #sol ir zorn dar #vmbe l{a|â}{#s#s|z}en #s{i|î}n#·, /

wan #si enkan mich niemer vo#n ir vertr{i|î}ben#·. /

B Fen 7

IV	B Fen 7 = MF 81,22

Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 6

[ini M|1|blau]{i|î}ne #sinne wellent d#vrch da{s|z} niht / von ir #sch{ai|ei}den·,

#swie #si mich b{i|î} ir niht wil l{a|â}n bel{i|î}ben·,[[3 kann syntaktisch nach oben und unten gezogen werden.]] /

#si enkan mir doch da{s|z} niem#er gel{ai|ei}den·,

ich diene ir gerne / #vn#d d#vrch #si allen g{#v^o|uo}ten w{i|î}ben·.

l{i|î}de ich dar#vnd#er n{o|ô}t, da{s|z} / i#st an mir niht #sch{i|î}n·:

d{#v^i|iu} n{o|ô}t i#st d{#v^i|iu} m{ai|ei}#ste ##wnne m{i|î}n·. /

#si #sol ir zorne dar#vmbe l{a|â}{#s#s|z}en #s{i|î}n·,

wan #si enkan mich / #Zniemer von ir vertr{i|î}ben·. /

Kommentar

Überlieferung: parallel in B und C ohne nennenswerte semantische Abweichungen, siehe aber die Anm. zu C II,8.

Form: Isometrische Kanzonenstrophe.

4-a 4-b / 4-a 4-b // .4c 4c 4c 4-b

Die Hebungszahlen gelten unter der Annahme gemischter Daktylen (vgl. den Autorkommentar). Geht man von Zweitaktigkeit aus, sind die Verse fünfhebig. In beiden Fällen erscheint der Rhythmus unruhig, die Messung der Verse ist teils unsicher. Die Auftaktgestaltung ist frei.

Inhalt: Minneklage, die ausschließlich aus dem topischen Inventar der Hohen Minne schöpft: Dilemma des erfolglosen Minnedienstes (I), Dienstbekenntnis, Beständigkeit und Leiderfahrung (II), Aussichtslosigkeit und Zwang (III), Freude und/aus Leid, Beharrlichkeit (IV). Auffällig ist die abstrakte, bildarme Sprache.

Die Verkettung der Strophen wird davon gestärkt, dass der jeweilige Schluss einer Strophe im ersten Vers der Folgestrophe aufgegriffen wird, in Str. III und IV sogar unmittelbar.

Intertext: Das Lied ist wohl Kontrafaktur, teils Nachbildung von ›De bone amor‹ des Grace Brulé.

Florian Kragl