LDM -- Strophensynopse

Hartmann von Aue, ›Der mit gelu̍ke trurig ist‹

B Hartm 23

I	B Hartm 23 = MF 211,27

Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 38

[ini D|1|rot]er mit gel{#v^i|ü}{k|ck}e tr{#v|û}r{i|e}{g|c} i#st·,

der wirt mit #vngel{#v^i|ü}{k|ck}e / #selten g##eme{ll|l}{i|î}chen vr{o|ô}·.[[3 i¬gemelîche~i, i¬gemelîchen~i Adv. ›auf lustige, spaßhafte, ausgelassene Weise‹ (Le I, Sp. 844).]]

f{#v^i|ü}r tr{#v|û}ren h{a|â}n ich {ai|ei}nen li#st·, /

#swa{s|z} mir ge#schiht ze l{ai|ei}de, #s{o|ô} gedenke ich iem#er #s{o|ô}·:

›n#v l{a|â} / varn, e{s|z} #solte dir ge#schehen·.

#schiere k#vmet·,

da{s|z} dir fr#v-/met·.‹

#s#vs #sol {ai|ei}n man des be#sten #sich ver#sehen·. /[[3 i¬versehen~i stV. refl. ›rechnen auf, Zuversicht haben, erwarten‹ (Le III, Sp. 222).]]

B Hartm 24

II	B Hartm 24 = MF 211,35

Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 38

[ini S|1|blau]wer anders giht, d#er mi#s#se#s{ai|ei}t·,

wan da{s|z} man #st{##e|æ}t{#v^i|iu} w{i|î}p / mit #st{##e|æ}te{k|ch}{ai|ei}t· erwerben m{#v^o|uo}{s|z}·.

des h{a|â}t mir m{i|î}n #vn#st{##e|æ}-/te{k|ch}{ai|ei}t·

ein #st{##e|æ}te{s|z} w{i|î}p verlorn·, d{#v^i|iu} b{o|ô}t mir al#se #sch{o^e|œ}nen / gr{#v^o|uo}{s|z}·,

da{s|z} #si mir {o^v|ou}gete lieben w{a|â}n·.[[3 i¬ougen~i swV. ›vor Augen bringen, zeigen‹ (Le II, Sp. 186).]]

d{o|ô} #si erk{o|ô}s·[[3 i¬erkiesen~i stV. ›gewahren, sehen‹ (Le I, Sp. 641).]]

mich #st{##e|æ}-/tel{o|ô}s·,

d{o|ô} m{#v^o|uo}#se {o^v|ou}ch d{#v^i|iu} gen{a|â}de {ai|ei}n ende h{a|â}n·. /

B Hartm 25

III

III	B Hartm 25 = MF 212,5

Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 38

[ini E|1|rot]{s|z} i#st mir iem#er>>m{e|ê}re g{#v^o|uo}t·,

da{s|z} m{i|î}n #vn#st{##e|æ}te an vr{ow|ouw}e#n / mich ver#s{#v|û}met h{a|â}t·.[[3 i¬versûmen~i swV. ›um etwas bringen‹ (Le III, Sp. 258).]]

n#v k{e|ê}re ich mich an #st{##e|æ}ten m{#v^o|uo}t·, /

#vn#d m{#v^o|uo}{s|z} mit h{ai|ei}le m{i|î}nes #vngel{#v^i|ü}{k|ck}es werden r{a|â}t·.[[3 i¬rât~i stM. ›Abhilfe, Befreiung‹ (Le II, Sp. 347).]]

ich / bin {ai|ei}ner #st{##e|æ}ten #vndert{a|â}n·,

an d#er wirt #sch{i|î}n·

d{#v^i|iu} #st{##e|æ}te / m{i|î}n·,

#vn#d da{s|z} ich an #st{##e|æ}te m{ai|ei}#st#er nie gewan·. /

Kommentar

Überlieferung: Das dreistrophige Lied ist in B und C in nahezu identischer Gestalt überliefert (vgl. aber die Abweichung in III,2).

Form: .4a .7b / .4a .7b // (.)5c (.)2d (.)2d .5c

Unreiner Reim in III,5/8.

Inhalt: Die erste, in einem allgemein-lehrhaften Ton gehaltene Strophe setzt der Larmoyanz derer, die selbst im Glück zu trauern pflegen, einen Fatalismus entgegen, der auch Schicksalschläge gelassen hinnimmt. Diese Haltung wird in den im engeren Sinn minnesängerischen Folgestrophen am konkreten Beispiel vorgeführt: Das aufgrund seiner Unbeständigkeit bei der Minnedame in Ungnade gefallene Ich (Str. II) begreift seine Situation als Chance, in Zukunft seine selbstbewusst vorgetragene Meisterschaft in puncto Beständgkeit unter Beweis zu stellen (Str. III).

Justin Vollmann