LDM -- Strophensynopse

Hartmann von Aue, ›Ich muͦs von rehte den tac iemer minnen‹

C Hartm 45

I	C Hartm 45 = MF 215,14

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 186vb

[ini I|2|blau]%Ch m{#v^o|uo}{s|z} vo#n rehte den¦tac iem#er mi#nnen·, /

d{o|ô} ich die w#erden von {e|ê}r#st erkande·[[3 i¬erkennen~i swV. ›kennenlernen‹ (Le I, Sp. 640).]]

in #s{#v^e|üe}{#s-/#s|z}er z{u^i|ü}hte mit w{i|î}{b|p}l{i|î}che#n #sinne#n·.

wol mi{h|ch}, / d#c ich den m{#v^o|uo}t ie dar bewande·.

d#c #schat / ir niht #vn#d i#st mir iemer m{e|ê}re g{u^o|uo}t·,

wa#nd / ich ze go{tt|t}e #vn#d ze der welte den m{#v^o|uo}t /

de#ste ba{s|z} d#vr ir willen k{e|ê}re·.

#sus dinge / ich, d#c #sich m{i|î}n fr{o^ei|öu}de no{h|ch} geme^^re·. /[[3 i¬dingen~i swV. ›hoffen, Zuversicht haben‹ (Le I, Sp. 437).]]

C Hartm 46

II	C Hartm 46 = MF 215,30

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 186vb

[ini S|2|blau]ich mac m{i|î}n l{i|î}p vo#n der g{#v^o|uo}te#n wol #schei-/de#n·,

m{i|î}n h#erze, m{i|î}n wille m{#v^o|uo}{s|z} b{i|î} ir bel{i|î}-/ben·.

#si mac mir lebe#n #vn#d fr{o^ei|öu}de wol leiden·, /

d{a|â} b{i|î} alle m{i|î}ne #sw{e|æ}re v#ertr{i|î}be#n·.

an ir l{i|î}t bei-/de m{i|î}n lie{b|p} #vn#d m{i|î}n leit·,

#sw#c #si m{i|î}n wil, / d#c i#st ir iemer bereit·.

wart ich ie vr{o|ô}, d#c / #sch{#v^o|uo}f niht wan ir g{u^e|üe}te·.

got #s{i|î}, d#er ir l{i|î}p #vn#d/ {e|ê}re beh{u^e|üe}te·. /

C Hartm 47

III

III	C Hartm 47 = MF 215,22

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 186vb

[ini I|2|blau]ch #schiet vo#n ir, d#c ich ir niht enk#vnde· /

be#scheide#n, wie ich #si meinde in de#m m{#v^o|uo}te·. /[[3 i¬meinen~i swV. ›lieben‹ (Le I, Sp. 2080).]]

#s{i|î}t f{u^o|uo}gte mir ein vil #s{e|æ}l{i|e}ge #st#vnde·,

da{s|z} / ich #si vant mir ze>>heile {a|â}ne h{#v^o|uo}te·.

d{o|ô} ich / die w#erden mit f{u^o|uo}ge¦ge#sach·

#vn#d ich ir m{i|î}_|n_#s / wille#n gar v#er#iach·,

d#c enpfie #si mir, d#c ir#s / got iemer lo^^ne·.

#si was vo#n kinde #vnde / m{#v^o|uo}{s|z} iemer #s{i|î}n m{i|î}n kro^^ne#·. /

Kommentar

Überlieferung: Das dreistrophige Lied ist unikal in C überliefert.

Form: 4-a (.)4-b / 4-a 4-b // (.)4c 4c (.)4-d (.)4-d

Der Rhythmus ist daktylisch, doch begegnen mitunter auch zweisilbige Takte.

Inhalt: »[D]aktylische[s] Jubellied« (Blattmann, S. 181) der Hohen Minne, das um folgende Themen kreist: die in geistlicher wie weltlicher Hinsicht veredelnde Kraft der Minne (Str. I); die emotionale Abhängigkeit des männlichen Ichs von der Minnedame (Str. II); sein unter Umgehung der huote vorgebrachtes Liebesgeständnis und die positive Reaktion der Dame (Str. III).

Justin Vollmann