LDM -- Strophensynopse

Hartmann von Aue, ›Nieman ist ein selig man‹

C Hartm 40

I	C Hartm 40 = MF 214,12

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 186va

[ini N|2|blau]ieman i#st ein #s{e|æ}l{i|e}{g|c} man##·

ze dirre w#erlte / wan der eine·,

d#er nie liebes teil gewan· /

#vn#d {o^v|ou}ch dar n{a|â}ch gedenket kleine·.

des h#erze / i#st vr{i|î} vo#n #sender n{o|ô}t·,

d{u^i|iu} man{i|e}ge#n bringe[ho t ho] / {#v|û}f den t{o|ô}t·,

der #sch{o|ô}ne heil gedienet h{a|â}t· /[[3 i¬gedienen~i swV. ›verdienen, erwerben oder wert sein zu erwerben‹ (Le I, Sp. 769).]]

#vn#d #sich des {a|â}ne m{#v^o|uo}{s|z} beg{a|â}n·.[[3 i¬begân~i anV. ›das Leben führen‹ (Le I, Sp. 143).]]

dem l{i|î}be niht / #s{o|ô} n{a|â}he g{a|â}t·,

als ich mich leides wol ent#st{a|â}#n·, /[[3 i¬entstân~i stV. ›merken, verstehen, wahrnehmen‹ (Le I, Sp. 590).]]

wand ich den #selben k#vmb#er h{a|â}n#·. /

C Hartm 41

II	C Hartm 41 = MF 214,23

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 186va

[ini E|2|blau]{s|z} i#st ein #vngel{u^i|ü}{k|ck}es gr{u^o|uo}{s|z}·,

d#er g{e|ê}t f{u^i|ü}r / aller hande #sw{e|æ}re·,

d#c ich vo#n fr{u^i|iu}nde#n / #scheide#n m{#v^o|uo}{s|z}·,

b{i|î} den ich iemer gerne w{#e|æ}re·. /

d{u^i|iu} n{o|ô}t vo#n m{i|î}ne#n tr{u^iw|iuw}e#n k#vmt·.

ich en<<wei[ho {#s|z} ho], / ob #si der #s{e|ê}le iht frumt·,

#s{i|î}ne g{i|î}t de#m l{i|î}be / l{o|ô}nes m{e|ê}#·

wan tr{u|û}re#n den vil lange#n tac·. /

mir t{u^o|uo}t m{i|î}n #st{e|æ}te di{k|ck}e w{e|ê}·,

wand ich mi{h|ch} / niht getr{o^e|œ}#ste#n mac·

der g{#v^o|uo}te#n, d{u^i|iu} _mich|mîn_[[1 =, Konjektur mit MF/MT]] #sch_{o^e|œ}|ô_-/ne pfla{g|c}#·. /

Kommentar

Überlieferung: Das zweistrophige Lied ist unikal in C überliefert.

Form: (.)4a .4-b / (.)4a .4-b // .4c .4c .4d .4e .4d .4e .4e

Inhalt: Str. I setzt ein mit dem »Motiv der ›glücklichen Gegenfigur‹« (Kasten, S. 732) – hier eines niemals von der Liebe affizierten Mannes, von dem sich das Ich als unglücklich Liebender programmatisch absetzt. Wie Str. II dann zeigt, resultiert das Liebesleid nicht etwa aus einer abweisenden Haltung der Dame (vgl. im Gegenteil II,11), sondern aus dem bevorstehenden Abschied des Sprechers, der vielleicht an einem Kreuzzug teilnimmt (vgl. immerhin die Erwähnung des Seelenheils II,6).

Justin Vollmann