LDM -- Strophensynopse

Hartmann von Aue, ›Es ist mir ein ringu̍ klage‹

C Hartm 38

I	C Hartm 38 = MF 213,29

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 186va

[ini E|2|rot]{s|z} i#st mir ein ring{u^i|iu} klage·,[[3 i¬ringe~i Adj. ›leicht, gering‹.]]

d#c ich #si #s{o|ô} / #selten #sihe·,

der ich alle m{i|î}ne tage#·

g{#v^o|uo}te#s / #iach #vn#d iemer gihe·.

mir i#st niender and#ers-/w{a|â}·

wirs danne d{a|â}·.

m{i|î}me l{i|î}be g{e|ê}t ze>>n{a|â}·, /[[3 ›Es setzt mir zu sehr zu, geht mir ans Leben‹.]]

ich en<<m{o^e|ö}hte erw#erben d#c·,[[3 Der Vers fungiert als exzipierender Nebensatz.]]

da{s|z} #si al#s{o|ô} #s{e|æ}he·, /[[3 ›dass sie es so betrachten würde‹.]]

d#c #si m{i|î}n ze>>fr{u^i|iu}nde v#er#i{e|æ}he·.[[3 i¬verjehen ze~i ›erkären zu‹ (Le III, Sp. 138).]]

mir t{#v^o|uo}t ir fr{o^e|ö}-/meden anders ba{s|z}·. /[[3 i¬vrem(e)den, vröm(e)den~i swV. ›entziehen, fernhalten, meiden‹ (Le III, Sp. 501).]][[3 i¬anders~i Adv. ›sonst‹ (Le I, Sp. 56).]]

C Hartm 39

II	C Hartm 39 = MF 214,1

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 186va

[ini G|2|rot]{#v^o|uo}ter w{i|î}be #s{e|æ}le{k|ch}eit·

fr{o^ei|öu}te noch d#c her-/ze m{i|î}n·.

niema#n i#st in ba{s|z} gereit·,[[3 i¬gereit~i Adj. ›bereit, fertig, zur Hand‹ (Le I, Sp. 876).]]

da{s|z} / #sol lange #st{e|æ}te #s{i|î}n·.

ich wil ir lie{b|p} mit lie-/be tragen·

ze m{i|î}nen tage#n·

#vn#d ir leit mit / leide klage#n·.

niema#n #sol ir¦lobes gedagen·. /[[3 i¬gedagen~i swV. ›(ver)schweigen‹ (Le I, Sp. 767).]]

#sw#c wir rehtes w#erben##·,

#vn#d d#c wir man no{h|ch} / nien v#erderben·,

des #s#vln wir in gen{a|â}de #sage#n#·. /[[3 i¬genâde sagen~i ›Dank sagen‹ (Le I, Sp. 850).]]

Kommentar

Überlieferung: Das zweistrophige Lied ist unikal in C überliefert.

Form:

Str. I: 4a 4b / 4a 4b // 4c .2c 4c 4d 3-e 4-e .4d

Str. II: 4a 4b / 4a 4b // .4c .2c 4c 4c 3-d .4-d 4c

Anders als der Abgesang von Str. I kommt derjenige von Str. II mit nur zwei Reimen aus.

Inhalt: Das Lied lässt konkrete Liebeswerbung (Str. I) und allgemeinen Frauenpreis (Str. II) in ein spannungsvolles Verhältnis zueinander treten: auf der einen Seite die existentielle Betroffenheit (I,7) eines Ich, das die Abwesenheit der erhörungsunwilligen Minnedame ihrer Anwesenheit vorzieht; auf der anderen Seite das empathische Bekenntnis zu den Frauen, deren fortgesetztes Lob gefordert wird.

Justin Vollmann