LDM -- Strophensynopse

›Werde knechte, wol ghedenket‹

S Namenl/21vb/2 1

I	S Namenl/21vb/2 1 = KLD 51 IV 1

Überlieferung: Den Haag / 's-Gravenhage, Koninklijke Bibliotheek, Cod. 128 E 2 , fol. 21vb

[[1 Am rechten Pergamentrand steht, in einem Kasten und mit einer Schweifklammer auf die ganze Strophe bezogen, i¬D#erom denchet~i (vgl. {Kossmann # 949}, S. 52)]]#P [ini W|1|rub]erde kne{ch|h}te, wol {gh|g}edenket /

[ini %G|1|rub]{u^o|uo}ter w{i|î}be, daz i#st m{ij|î}n r{ae|â}t, /

[ini %D|1|rub]a{t|z} {y|i}r {z|s}i {i^^e|i}{|h}t m{e|i}t w{oe|o}r{d|t}en {c|k}ren{ck|k}et, /

[ini %D|1|rub]a{t|z} v{y|i}l {o|u}nt{u^o|u}{gh|g}enl{i|î}che #st{a|â}t. / [[3 i¬stân~i stV. hier ›anstehen, sich ziemen‹ (Le II, Sp. 1135).]]

[ini {%Z|s}|1|rub]wer {z|s}{y|i} {e|ê}ret, der h{a|â}t {ee|ê}re, /

[ini %D|1|rub]{ae|a}r {gh|g}edenket an, {y|i}r man, /

[ini %#V|1|rub]nd volget m{ij|î}n{re|er} l{ee|ê}re. /

[ini %D|1|rub]{ae|a}r z{u^o|uo} r{a|â}{d|t}>>ich {#v|iu}_ch|_ noch m{ee|ê}#re: / [[3 Konjektur mit KLD zur Herstellung des Dativs (der im Md. allerdings ebenfalls i¬iuch~i lautet, vgl. h¬25~hMhd. Gramm. § M 40).]]

[ini {%Z|s}|1|rub]{ie|e}{|h}t die w{ij|î}p m{e|i}t tr{ouw|iuw}en an, /

[ini %D|1|rub]az {z|s}{ij|i}{s|z} k{u^o|u}nne#n wol vo[ho l ho]#st{ae|â}n. / [[3 i¬volstân~i stV. ›ausharren, bleiben‹ (Le III, Sp. 453), hier im Sinn von ›Beständigkeit an den Tag legen‹? Vielleicht ist aber auch eher an i¬vorstân~i (= mhd. i¬verstân~i) zu denken, zumal das i¬l~i in der Hs. lediglich übergeschrieben ist.]]

S Namenl/21vb/2 2

II	S Namenl/21vb/2 2 = KLD 51 IV 2

Überlieferung: Den Haag / 's-Gravenhage, Koninklijke Bibliotheek, Cod. 128 E 2 , fol. 21vb

#P [ini D|1|rub]{ie|iu} m{y|i}r {y|i}#st lie{b|p} v{u^o|o}r alle_|n_ w{i|î}ben, /

[ini %Z|1|rub]{u^o|ü}rnet {z|s}i, da{s|z} {y|i}#st_er|_ m{y|i}r l{ey|ei}t. /

[ini %W|1|rub]ie {z|s}olde ich die z{ij|î}t vertr{i|î}ben /

[ini %M|1|rub]it {z|s}{o|ô} {z|s}e{#nn|n}enden {ae|a}rb{ey|ei}t, /

[ini %D|1|rub]{ey|iu} m{ij|î}n her{tz|z} {z|s}{ee|ê}re twin{gh|g}et /

[ini %B|1|rub]{ey|ei}de na{ch|h}t #vnd {oe|ou}ch de_m|n_ {d|t}a{ch|c}, //

[ini %D|1|rub]a{s|z} ni#mmer {z|s}ich {gh|g}erin{gh|g}et, /

[ini %#V|1|rub]nd m{y|i}r an l{i|ie}be ni{ch|h}t {gh|g}elin{gh|g}et? / [[3 i¬und~i hier wohl konzessiv (vgl. BMZ III, S. 186 i¬unde~i III.2.g): ›Auch wenn ich (trotz all der Mühsal, die ich auf mich nehme) keinen Erfolg in der Liebe habe‹.]]

[ini %D|1|rub]a{s|z} i#st m{y|î}ner vr{eu|öu}den #sla{ch|c}, /

[ini %D|1|rub]{ae|e}r ich w{i|î}len {#sc|sch}{u^o|ô}ne {p|pf}la{ch|c}. / [[3 ›über die ich ehemals reichlich verfügte‹.]]

S Namenl/21vb/2 3

III

III	S Namenl/21vb/2 3 = KLD 51 IV 3

Überlieferung: Den Haag / 's-Gravenhage, Koninklijke Bibliotheek, Cod. 128 E 2 , fol. 22ra

[[1 Die Strophe schließt ohne Gliederungszeichen unmittelbar an die vorhergehende an.]][ini #J|1|rub]ch h{a|â}n {z|s}e{#nn|n}e{nt|c}l{i|î}che {z|s}or{gh|g}en /

[ini {%Ae|â}|1|rub]n hel{p|f}e her {gh|g}etra{gh|g}en, /

[ini %D|1|rub]a{s|z} ich m{u^o|uo}#ste vr{eu|öu}de bor{gh|g}en. /

[ini %W|1|rub]{e|a}n, h{ee|e}{r|rr}e, wem {z|s}olde ich da{s|z} {c|k}la{gh|g}e#n / [[3 i¬wen~i = i¬wan~i Konjunktion, hier wohl im Sinn von ›nur, aber‹ (BMZ III, S. 479 i¬wan~i B.II.1).]]

[ini %W|1|rub]an der r{ey|ei}nen, die ich minne /

[ini %G|1|rub]ar {ae|â}n allen val#schen wan{k|c}? /

[ini {%Z|s}|1|rub]i>>benimt m{y|i}r gar die {z|s}inne. /

[ini {%Z|s}|1|rub]i<<ne w{i|e}lle enden m{ij|î}n be{gh|g}inne#n, / [[2 i¬be{gh|g}inne#n~i$ i¬beginne~i KLD]][[3 Exzipierender Nebensatz.]][[3 i¬be{gh|g}inne#n~i: unreiner Reim, der aber nicht zwingend eine Konjektur erfordert.]]

[ini {%Z|s}|1|rub]{o|ô} b{y|i}n ich {ae|a}n vr{eu|öu}den {c|k}ran{k|c} / [[3-10 i¬{ae|a}n vr{eu|öu}den {c|k}ran{k|c} ... {z|s}under wan{k|c}~i: Elliptische Konstruktion: ›freudlos [durch die beständige Sehnsucht] nach der Geliebten‹.]]

[ini %N|1|rub]{a|â}ch der lieber {z|s}under wan{k|c}. / [[2 i¬lieber~i$ i¬lieben~i KLD]][[3 i¬lieber~i: Da Adjektive im Mhd. auch bei unmittelbar vorausgehendem best. Art. stark flektieren können, ist eine Konjektur nicht nötig.]]

Kommentar

Überlieferung: Unter dem Namen Hartmanns ist das Lied zweistrophig in C überliefert. Anonym und um eine dritte Strophe erweitert begegnet es außerdem in S.

Form: 4-a 4b / (.)4-a (.)4b // 4-c 4d (.)4-c (.)4-c 4d 4d

Inhalt: Im Gestus des Sangspruchdichters belehrt das Ich in der ersten Strophe sein männliches Publikum über wertschätzendes Verhalten den Frauen gegenüber, um in der Folgestrophe (C) bzw. den beiden Folgestrophen (S) die minnesangtypische Rolle des Werbenden einzunehmen. Insbesondere in S ergibt sich hierbei eine reizvolle Spannung zwischen dem allgemeinen Gebot, Frauen nicht kommunikativ herabzuwürdigen (I,3), und dem Zorn der eigenen Dame (II,2), der offenbar gerade auf das kommunikative Verhalten des Ichs (vgl. dessen Rechtfertigung III,4f.: ›Aber wem sonst hätte ich mein Leid denn klagen sollen?‹) zurückzuführen ist.

Justin Vollmann