LDM -- Strophensynopse

Heinrich von Anhalt, ›Sta bi, la mich den wint an wejen‹

A Anhalt 4

I	A Anhalt 4 = KLD 2 II 1

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 357, fol. 36r

[[1 Paragraphenzeichen am Rand (Liedbeginn)]][ini S|1|blau]t{a|â} b{i|î}, l{a|â} mich den wint _l|_an w{e|æ}#ien, [[1=, Konjektur nach C]]

der / k#v{mp|m}t vo#n m{i|î}nes h#erzen k{#v|ü}neginne·.

wie mohte ein l#vft #s{o|ô} #s{#v^o|uo}ze dr{e|æ}#ien, [[3 i¬dræjen~i swV. ›wirbeln‹ (Le I, Sp. 457).]]

er_|n_ w{e|æ}/re al †#vht #vn#d #vht† vil gar ein minne? [[1=, Konjektur nach C]] [[2 i¬#vht un#d #vht~i$ KLD konjiziert zu i¬ûz und ûz~i]]

d{o|ô} m{i|î}n h#erze wart verdriben, d#c wart vo#n / ir enthal_b|t_en: [[1=, Konjektur nach C]][[3 i¬enthalten~i stV. ›aufnehmen, in Schutz nehmen‹ (MWB I, Sp. 1663).]]

doch w{i|ü}n#sche ich des, got m{#v^o|uo}ze ir {e|ê}ren walten.

ir m{#v|ü}ndel, daz / i#st r{o|ô}#sen<<var·:

#solde ich #si k{#v|ü}#s#sen zeinem m{a|â}le, m{#v^o|uo}ze ich niht alten·.

A Anhalt 5

II	A Anhalt 5 = KLD 2 II 2

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 357, fol. 36r

[ini I|1|rot]ch #sach / die #sch{o|œ}ne#sten in den landen,

d{a|â} man aller fr{ow|ouw}en m{#v^o|uo}z ge#sw{i|î}gen.

ir o#vgen / {c|k}l{a|â}r, ir w{i|î}zen handen,

#sw{a|â} #si wonent, dar m{#v^o|uo}z ich iem#er n{i|î}gen.

m{#v^o|uo}#ste ich b{i|î} d#er / wolget{a|â}nen lieb{#v^i|iu} kint †#provieren† [[2 i¬provieren~i$ i¬punieren~i {Goller 2003 # 1189}, S. 80]] [[3 i¬provieren~i$ Hapax legomenon; C überliefert i¬pronieren~i, das evtl. auf lat. i¬progignere~i ›hervorbringen, erzeugen‹ zurückzuführen ist (vgl. Le II, Sp. 300, s. auch KLD II, S. 20 und den Abriss bei {Gottzmann 2004 # 1037}, S. 35, Anm. 44).]]

#vn#d eine ganze naht b{i|î} ir dormieren, [[3 i¬dormieren~i swV. ›schlafen‹ (aus afrz. i¬dormir~i) (MWB I, Sp. 1349).]]

ah{i|î}, #i{o|ô} / w{e|æ}r des alze vil.

gn{#v^o|uo}gte, #sold ich _mir|in ir_ [[1=, Konjektur nach C]] dien#ste m{i|î}nen #sanc #schantieren·. [[3 i¬schantieren~i swV. ›singen‹ (aus afrz. i¬chanter~i) (Le II, Sp. 657).]]

Kommentar

Überlieferung: in identischer Strophenreihenfolge in A und C.

Form: .4-a (.)5-b / .4-a (.)5-b // 7-c .5-c .4x (.)7-c.

Inhalt: Frauenpreislied. Die Schönheit der Minnedame (A/C I,7f., A/C II,1–4) hat denkbar positive Auswirkungen auf den Sprecher: Ein Kuss von ihr wäre ihm Quell ewiger Jugend (A/C I,9). Nichtsdestotrotz würde er auf eine Nacht mit ihr verzichten, wenn er sie nur weiter besingen dürfe (A/C II,5–8).

Das das Lied eröffnende Motiv des Windes, der von der Geliebten (bzw. ihrem Land) her zum Sprecher weht, ist in der romanischen Lyrik verbreitet (bereits Bartsch, S. 333, verweist auf die Verwendung bei Bernart de Ventadorn; vgl. dazu auch Mertens, Sp. 686). Auch der Wortschatz zeigt – in den Verben dormieren und schantieren (A/C II,6.8) und evtl. auch im unklaren provieren (A II,5) bzw. pronieren (C II,5) – romanischen Einfluss.

Stephanie Seidl