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›Ich was ein chint so wolgetan‹
M Namenl/72r/2 1
I
IM Namenl/72r/2 1 = CB 185,1
Überlieferung: München, BSB, Clm 4660, fol. 72r
M Namenl/72r/2 2
II
IIM Namenl/72r/2 2 = CB 185,2
Überlieferung: München, BSB, Clm 4660, fol. 72r
M Namenl/72r/2 3
III
IIIM Namenl/72r/2 3 = CB 185,3
Überlieferung: München, BSB, Clm 4660, fol. 72r
M Namenl/72r/2 4
IV
IVM Namenl/72r/2 4 = CB 185,4
Überlieferung: München, BSB, Clm 4660, fol. 72r
M Namenl/72r/2 5
V
VM Namenl/72r/2 5 = CB 185,5
Überlieferung: München, BSB, Clm 4660, fol. 72r
M Namenl/72r/2 6
VI
VIM Namenl/72r/2 6 = CB 185,6
Überlieferung: München, BSB, Clm 4660, fol. 72r
M Namenl/72r/2 7
VII
VIIM Namenl/72r/2 7 = CB 185,7
Überlieferung: München, BSB, Clm 4660, fol. 72v
M Namenl/72r/2 8
VIII
VIIIM Namenl/72r/2 8 = CB 185,8
Überlieferung: München, BSB, Clm 4660, fol. 72v
M Namenl/72r/2 9
IX
IXM Namenl/72r/2 9 = CB 185,9
Überlieferung: München, BSB, Clm 4660, fol. 72v
M Namenl/72r/2 10
X
XM Namenl/72r/2 10 = CB 185,10
Überlieferung: München, BSB, Clm 4660, fol. 72v

Kommentar

Überlieferung: unikal in M.

Form: Deutsch-lateinisches Mischgedicht. Neben CB 218 das einzige der Carmina Burana, bei dem deutsche und lateinische Verse im regelmäßigen Wechsel auftreten. In modifizierter kuhnscher Formelsprache:

4a 3b 4a 3b //R 2*3c 4c 4c

Assonanz in I,3 und VI,4. Das Reimschema legt nahe, dass chom (VII,1) als cham realisiert wurde.

Inhalt: Pastourelle. »Die Gestaltung des Lustortes entspricht der üblichen Pastourellen-Staffage« (Gäbe, S. 691). Abweichend ist die Rollenverteilung: Der sonst hochgestellte Ritter oder Kleriker wird als ein ungetan (II,3) bezeichnet, das normalerweise sozial niedriggestellte Mädchen wird dagegen mittels Anrede als chint so wolgetan (I,1), als virgo (I,2) und vrowe (V,1) sowie mittels Attributen (weiß) ausgezeichnet. Außergewöhnlich ist zudem die Sprechsituation des Liedes. Berichtet wird nicht aus der Sicht des erobernden Mannes oder eines neutralen Erzählers, sondern aus der Perspektive der Frau (Rollenrede), untermischt mit direkten Reden des Mannes.

Die extravagante Sprechsituation, die lateinisch-deutsche Sprachmischung, auch die latenten Widersprüche, insbesondere das Hin und Her von Beschuldigung und Entschuldigung des Vergewaltigers, sollen möglicherweise komisches Potential entfalten. Auch die Nennung der Instrumente in VI,3f., die auf die tatsächliche Aufführungssituation des Gedichts hindeutet (vgl. Kraß, S. 31), könnte den spielerischen Charakter stärken. Die Deutung des körperlichen Übergriffs als ludus sowie die topische Metaphorik (Attacke auf die Burg, Jagd) unterstreicht die zotige Wirkung. Man hat versucht, das Lied als Gattungsparodie zu nobilitieren: Die Kenntnis von Liedern wie Walthers von der Vogelweide Under der linden (C Wa 132–135) hätte die Komik intensiviert (Northcott, S. 20f.). Im Kern scheint es aber Männerphantasie und Männerwitz zu sein.

Theresa Höf‌le / Florian Kragl

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