LDM -- Strophensynopse

Der Taler, ›Kuͤnzeli, bring mir minen sang‹

C Taler 10

I	C Taler 10 = SMS 25 4 I

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 304rb

›[ini K|2|blau]{#v^e|üe}nzel{i|î}, bring mir[[3 i¬mir~i$ »pleonastischer Dativ« (SMS).]] m{i|î}ne#n #san{g|c}·

d#er mi#nne-/{k|c}l{i|î}che#n fr{ow|ouw}e#n·,

n{a|â}ch d#er m{i|î}n #sende{#s|z} h#erze / ie ran{g|c}·;

d#c h{a|â}t #si mir v#erh{ow|ouw}e#n·.

ah{i|î}, #solt ich die / #sch{o|œ}ne#n noch n{a|â}ch m{i|î}ne#m wille#n #sch{ow|ouw}e#n·!

bring / ir de#n brief #vn#d #sin{g|c} ir {#v|û}f ged{o^e|œ}ne·!

du maht vil / g#erne l{o^v|ou}fen dar, du ge#s{e|æ}he nie w{i|î}{b|p} #s{o|ô} #sch{o^e|œ}ne·.‹ /

C Taler 11

II	C Taler 11 = SMS 25 4 II

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 304rb

›[ini W|2|blau]an[[3 ›Warum sendet ihr nicht ...‹]] #sendent ir d#c %heinzl{i|î}n dar·?

d#c #singet / al#s{o|ô} #s{#v^o|uo}ze·,

e{s|z} kan d{u^i|iu} #selbe#n lied#er gar·

#vn#d / h{a|â}t {o^v|ou}ch wol die m{#v^o|uo}{#s#s|z}e·.

welle er{s|z} niht t{#v^o|uo}n, / #s{o|ô} volge#nt mir #vn#d valle#nt im ze>>f{u^o|uo}{#s#s|z}e·!‹

d#c %hei#n-/zel{i|î}n #sprach zem %k{#v^e|üe}nzl{i|î}n d{o|ô} vo#n zorne·:

›g{a|â} / d#v d{a|â} hin, mich m#vrte[[3 i¬mürden~i swV. ›morden, ermorden‹ (vgl. Le I, Sp. 2251).]] l{i|î}hte ein ma#n i#n #s{i|î}ne#m / #Zkorne·!‹ /

C Taler 12

III

III	C Taler 12 = SMS 25 4 III

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 304rb

›[ini K|2|blau]{#v^e|üe}nzl{i|î}n, wilt d#v mich n#v l{a|â}n·, /[[3 i¬l{a|â}n~i hier im Sinne von ›im Stich lassen‹.]]

#s{o|ô} wilt d#v mich v#ert#r{i|î}ben·.

d#v #solt in di#v / korn[[2 i¬korn~i$ i¬kornvelt~i SM]] g{a|â}n·

#vn#d #solt des rogge#n r{i|î}be#n·.[[3 i¬roggen rîben~i ›Roggen zerreiben, malen‹ (vgl. Le II, Sp. 414).]]

d{a|â} g{a|â}t ei#n / #s{#v^e|üe}ze z{i|î}t har[[3 i¬har~i als Nebenform zu i¬her~i.]] z{#v^o|uo}, d#v maht vil wol bel{i|î}be#n·.

dar / z{#v^o|uo} i{#s#s|zz}e d#v d#er apfel #vn#d der krieche#n·:[[3 i¬krieche~i swF. ›Pflaumenschlehe‹ (vgl. Le I, Sp. 1727f.).]]

des ma{g|c} / ein kneht vil wol gene#sen, de#s #solt d#v z{#v^o|uo} / dir liechen#·!‹[[3 i¬liechen~i als Nebenform zu i¬lûchen~i stV. ›an sich ziehen‹ (vgl. Le I, Sp. 1904, 1974f.).]][[1 Rest der Spalte (20 Zeilen) sowie fol. 304v freigelassen]] //

Kommentar

Überlieferung: Das dreistrophige Lied ist unikal in C überliefert; mit ihm schließt das Korpus des Talers.

Form: 4a .3-b / .4a .3-b // .7-b .5-c .7-c

Es liegen siebenversige Stollenstrophen mit angereimtem Abgesang vor. Auftakt in II,1; kein Auftakt in III,3.

Inhalt: Parodie eines Botenliedes im bäuerlichen Milieu mit starker Sexualmetaphorik in Str. III.

In der ersten Strophe beauftragt ein Sprecher Künzelein als Boten, um seiner Minnedame einen Brief und Sang zu überbringen. Dieser jedoch schlägt vor, statt seiner Heinzlein zu schicken, welcher sich jedoch dagegen wehrt aus Angst, im Kornfeld (wo sich die Adressatin aufhält?) ermordet zu werden (von einem Nebenbuhler?). In der dritten Strophe schließlich schickt der Sprecher Künzelein ins Kornfeld und fordert ihn zum Roggenschlagen sowie zum Apfel- und Pflaumengenuss auf (Sexualmetaphorik).

Sandra Hofert