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Ulrich von Winterstetten, ›Komen ist der winter kalt‹
C Wint 147 (140)
IC Wint 147 (140) = KLD 59 XXXVI 1
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 94va
C Wint 148 (141)
IIC Wint 148 (141) = KLD 59 XXXVI 2
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 94va
C Wint 149 (142)
IIIC Wint 149 (142) = KLD 59 XXXVI 3
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 94vb

Kommentar

Überlieferung: unikal in C. Der pointierte Abschluss des Liedes spricht dagegen, dass Strophen fehlen; vielleicht ist Platz freigelassen, weil im Korpus fünf­strophige Lieder dominieren, wenngleich drei­strophige durchaus nicht selten sind.

Form: Kanzone mit Refrain. Metrisches Schema:

4a 3-b 5c / 4a 3-b 5c // 2c+.2d 3-e 4d 3-e 5c // 1-f+1-f+2g 2-h+2h 3g

Der c-Reim verknüpft Auf- und Abgesang formal. Die Alternation ist regelmäßig (mit tugentrîche, II,6). Der Ansatz von Binnenreimen ist über Verssymmetrie zu begründen. In R,13 kollidieren die Prinzipien Reim und Alternation (Elision).

Inhalt: Ironisches Gesprächslied. Die winterliche Natur bildet die emotionale Verfasstheit des singenden Ichs ab, das aber dennoch weitersingt, weil die Hoffnung ihm Freude spendet (I). Ein Ansatz zum Frauenpreis weicht jäh einer direkten Rede der Frau, die despektierlich als klaffen eingeführt wird und in der sie seinen Dienst als lästig abtut. Die Erwartungshaltung (Natureingang, Frauenpreis) wird schwer enttäuscht. Dass die Frau als eine ›Tugendreiche‹ schwatzt und sich zu den hochsinnigen Frauen rechnet, macht die Ironie überdeutlich (II). Sie wird verschärft davon, dass das Ich, abgesehen von seinen gleichsam auktorialen Notizen zu den Frauenreden, in seiner Werbungshaltung verharrt (vgl. auch den Refrain, von dem sich das Lied immer weiter entfernt!), was sie wiederum brüsk abwehrt, und dies abermals mit Formulierungen, deren Derbheit die Stillage des Hohen Sangs krass konterkariert und die Frau entsprechend diskreditiert (III).

Cramer, S. 187 wertet das ironische Auseinanderlaufen von Strophenargument und Refrain nicht ohne Pathos als »Auseinanderfall von Sprache und Wahrheit«. In der Tat hat die »Darstellung von Minnesang als Lügendichtung und penetranter Belästigung« einen »subversiven, ja destruktiven Zug«, der auf eine – wie ernst auch immer zu nehmende – »Desavouierung von Minnesang und Minnesängern« ausgeht (Laude, S. 17).

Intertext: Einige wenig spezifische Similien sind bei von Kraus, S. 594 verzeichnet. Den intertextuellen Horizont (Gottfried von Neifen, Neidhart) des Liedes und seiner minnelogischen Subversion erschließt Herweg, S. 282-287.

Florian Kragl

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