LDM -- Strophensynopse

Heinrich von Veldeke, ›Swer wol gedienet unde erbeiten kan‹

A Veld/33r 1 (11)

I	A Veld/33r 1 (11) = MF 67,33

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 357, fol. 33r

[ini S|2|rot]wer wol gedienet #vn#d erbeiten kan,

dem erg{e|ê}t ez wol ze g{#v^o|uo}te;

dar an / ged{a|â}ht ich m{e|a}negen tac·.

got weiz wol daz: d{o|ô} ich ir k#vnde alr{e|ê}#st gewan, /

#s{i|î}t diende ich ir mit #selchem m{#v^o|uo}te,

d#c ich nie zw{i|î}vels gepflac·.

l{o|ô}ne_s|t_ mirs / d{#v^i|iu} g{#v^o|uo}te,

wir zwei betriegen #vn#ser h{#v^o|uo}te·.

A Veld/33r 2 (12)

II	A Veld/33r 2 (12) = MF 68,6

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 357, fol. 33r

[ini W|1|blau]{e|æ}r ich #vn<<vr{o|ô} dar n{a|â}ch, al#se ez / mir #st{a|â}t·,

d#c w{e|æ}re #vnreht #vn#d wunder,

#s{i|î}t al m{i|î}n leit n{a|â}ch liebe erg{a|â}t. / [[3 »da all mein Leid nach Liebe strebt« ({Schweikle #2760}, S. 205).]]

d{#v^i|iu} minne i#st {c|k}l_#v|{a|â}_r, d{#v^i|iu} m{i|î}n herze[[1 i¬herze~i$ danach evtl. Zierstrich]] al>>#vmbe<<v{a|â}het.[[3 Das Reimschema erfordert die kontrahierte Realisierung des Reimworts.]][[2 i¬diu minne ist [], diu ...~i {MF/MT #122} (allerdings mit Verweis auf hsl. i¬dur~i statt i¬clvr~i)]]

d{a|â} i#st nie dehein dorp{|h}eit / #vnd#er,

wan bl{i|î}#schaft,[[3 i¬blîdeschaft~i stF. ›Freude, Fröhlichkeit‹ (vgl. Le I, Sp. 307).]] d{ie|iu}[[3 i¬d{ie|iu}~i$ hsl. i¬die~i als md. Nebenform im Nom. Sg. F. (vgl. h¬25~hMhd. Gramm. § M 44).]] die r{#v^iw|iuw}e #sl{a|â}t.[[3 i¬#sl{a|â}t~i = i¬slahet~i.]]

des bin ich des ge#s#vnder;[[3 »Darum bin ich in dieser Hinsicht gesund« ({MF/MT #122}) oder mit i¬des~i = i¬deste~i ›umso gesünder‹.]]

r{#v^iw|iuw}e i#st mir / ie langer #vnk#vnder·.

Kommentar

Überlieferung: Die Strophen sind unikal in A im (zweiten) Korpus Heinrichs von Veldeke überliefert.

Moser und Tervooren MF/MT verstehen beide Strophen als einstrophige Lieder; Thomas, S. 171, fasste sie zusammen mit BC Veld 33 zu einem dreistrophigen Lied.

Form: 5a 4-b 4c / 5a 4-b 4c // 3-b 4-b

Es liegen achtversige Stollenstrophen mit freier Auftaktgestaltung vor. Beide Strophen gleichen sich in Versfüllung und Reimstruktur, einzig mit der Ausnahme, dass der c-Reim in II an den a-Reim anreimt (die Kadenz in den V. 3 : 6 bleibt so männlich).

Inhalt: Minnepreis.

In der ersten Strophe beteuert das Ich seinen beständigen Dienst voller Zuversicht; eine Aussicht auf Lohn (unter Umgehung der huote) klingt an.

Die zweite Strophe greift das Verhältnis von Liebe und Leid auf, das hier eindeutig zugunsten der Liebe entschieden wird: Leid strebt nach Liebe, Freude besiegt Betrübnis.

Sandra Hofert