LDM -- Strophensynopse

Rudolf von Rotenburg, ›Ez wirt ein man, der sinne hat‹

A als neue Leitversion

B als neue Leitversion

C als neue Leitversion

B₂ Rotenb 4

B₂ Rotenb 4 = MF 150,10

Überlieferung: Budapest, Széchényi-Nationalbibliothek, Cod. Germ. 92, fol. 3v

_[ini [om . om]|2|]|E_z wirt ein man, d#er #sinne h{a|â}t·,

vil l{i|î}{ch|h}te #s{e|æ}l{i|e}{ch|c} #vn#d wert, /

#s{o|ô} er mit l{eu|iu}ten #vmbeg{a|â}t·,

d#er h#erze[[2 i¬d#er h#erze~i$ i¬des herze~i MF/MT nach A, C]][[3 Der Relativsatz bezieht sich in der BB₂-Version auf die Herzen der Leute (i¬d#er h#erze~i ›deren Herz‹ mit starker Flexion von i¬herze~i, vgl. BMZ I, Sp. 671b), während in AC vom Herzen des Ichs die Rede ist.]] ni{ch|h}t wan {e|ê}ren / gert·:

di#v fr{eu|öu}de h{o|ô}het im #s{i|î}n h{o|ô}chgem{#ve|üe}te·.

#sich #sol ein rit/ter fl{i|î}{zz|z}en man{i|e}ger g{ue|üe}te·.

i#st ieman, d#er n{ei|î}de·,

daz / i#st ein #s{o|ô} gef{ue|üe}ger #schade·,

den ich von al d#er w#erlde g#erne l{i|î}de·. /

A Reinm 43

I	A Reinm 43 = MF 150,10

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 357, fol. 3r

[ini E|2|blau]z wirt ein man, d#er #sinne h{a|â}t,

vil l{i|î}hte #s{e|æ}l{i|e}c #vn#d wert·,

d#er mit #den l{#v^i|iu}ten #vmbe / g{a|â}t·,

#de#s h#erze niht wan {e|ê}ren gert·:

di#v _|vr{oi|öu}_de wendet eime #s{i|î}n #vngem{#v^o|üe}te·.

#sich #sol / ein ritter vl{i|î}zen meneg#er g{#v^o|üe}te.

i#st iema#n, d#er daz n{i|î}de·,

d#c i#st ein #s{o|ô} gev{u^o|üe}ger #scha#de·, /

#den ich v{u|ü}r al>>die welt gerne l{i|î}de·.

B Hausen 15

I	B Hausen 15 = MF 150,10

Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 12

[ini E|1|rot][mut r mut][ins {s|z} ins][[1 i¬[ini E|1|rot]s~i$ i¬s~i gebessert aus i¬r~i]] wirt {ai|ei}n man, d#er #sinne h{a|â}t·,

vil l{i|î}hte #s{##e|æ}l{i|e}{g|c} #vn#d wert·, /

#s{o|ô} er mit l{#v^i|iu}ten #vmbe g{a|â}t·,

d#er h#erzen[[2 i¬d#er h#erzen~i$ i¬des herze~i MF/MT nach A, C]][[3 Der Relativsatz bezieht sich in der BB₂-Version auf die Herzen der Leute (i¬d#er h#erzen~i ›deren Herzen‹), während in AC vom Herzen des Ichs die Rede ist.]] n{#v|iu}wen {e|ê}ren gert·:

d{#v^i|iu} vr{o^e|öu}-/de h{o^e|œ}het im #s{i|î}n gem{#v^e|üe}te·.

#sich #sol {ai|ei}n ritt#er fl{i|î}{#s#s|z}en man{i|e}g#er g{#v^e|üe}te. /

i#st i[mut a mut][ins e ins]man,[[1 i¬ieman~i$ i¬e~i gebessert aus i¬a~i]] d#er da{s|z} n{i|î}de·,

da{s|z} i#st[[1 i¬i#st~i$ i¬#st~i verwischt oder gebessert]] {ai|ei}n #s{o|ô} gef{#v^i|üe}g#er #schade·,

de#n † vo#n al d#er / #Zwelte g#erne l{i|î}de·. /

C Reinm 2

II	C Reinm 2 = MF 150,10

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 98va

[ini E|2|blau]{s|z} wirt ein man, der #sinne h{a|â}t#·,

vil l{i|î}h-/te #s{e|æ}l{i|e}c #vn#d wert·,

der mit den l{u^i|iu}te#n #vm-/be g{a|â}t·,

des h#erze niht wan¦{e|ê}re#n gert·:

d#c[[2 i¬d#c~i$ i¬Diu vröude~i MF/MT, {Schweikle # 7} nach A, B, B₂]] we#n-/det im #s{i|î}n #vngem{#v^e|üe}te·.

#sich #sol ein man[[2 i¬man~i$ i¬ritter~i MF/MT, {Schweikle # 7} nach A, B, B₂]] fl{i|î}-/{#s|z}en man{i|e}ger g{u^e|üe}te·.

i#st ieman, der d#c n{i|î}de·, /

d#c i#st ein #s{o|ô} gef{u^e|üe}ger #schade,

den ich f{u^i|ü}r al / die w#erlt vil gerne l{i|î}de·. /

A Reinm 44

II	A Reinm 44 = MF 150,1

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 357, fol. 3r

[ini M|1|rot]{i|î}n liep ich mir vil n{a|â}he trage·,

des ich / zw{a|â}re nie vergaz·,

#des {e|ê}re ich #singe #vn#d #sage·;

mit rehten tr{#v^iw|iuw}en t{#v^o|uo}n ich d#c·. /

#si #sol mir iem#er #s{i|î}n vor allen w{i|î}ben·;

an #dem m{#v^o|uo}te wil ich m{e|a}negi#v #i{a|â}r bel{i|î}/ben·.

w#c bedarf ich leides m{e|ê}re·,

wan #swenn e{th|ht} ich #si m{i|î}den #sol·?

d#c {c|k}lage / ich #vn#d m{#v^o|üe}{g|j}et mich #s{e|ê}re·.

B Reinm 1

B Reinm 1 = MF 150,1

Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 61

{[ini A|2|blau]i|Ei}n liep ich mir vil n{a|â}he trage·,

des ich ze g{#v^o|uo}te / niene verga{s|z}·,

des {e|ê}re #singe ich #vn#d #sage·;

mit _g#v^o-|_ / g{#v^o|uo}ten tr{#v^iw|iuw}en m{ai|ei}n ich da{s|z}·.

#si m{#v^o|uo}{s|z} mir iemer #s{i|î}n vor / allen w{i|î}ben·;

an dem m{#v^o|uo}te wil ich man{i|e}g{#v^i|iu} #i{a|â}r bel{i|î}ben·. /

wa{s|z} bedarf ich l{ai|ei}des m{e|ê}re·,

wan da{s|z} ich #si vr{o^e|ö}mede? /[[2 i¬wan swenn eht ich si mîden sol?~i MF/MT nach A]]

da{s|z} m{#v^e|üe}{g|j}et mich di{k|ck}e #s{e|ê}re·. /[[2 i¬daz klage ich und müeget mich sêre~i MF/MT nach A; i¬daz klage ich unde müeget mich dicke sêre~i {Schweikle # 7}]]

C Reinm 1

I	C Reinm 1 = MF 150,1

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 98va

[ini E|4|blau]%#Jn lie{b|p} ich mir vil n{a|â}he trage·, /

des ich ze>>g{u^o|uo}te nie v#erga{s|z}·,

des {e|ê}re / #singe ich #vn#d #sage·;

mit g{u^o|uo}te#n tr{u^i-/w|iuw}e#n mein ich da{s|z}·.

#si m{#v^o|uo}{s|z} mir / iemer #s{i|î}n vor alle#n w{i|î}be#n·;

an dem m{#v^o|uo}te wil / ich man{i|e}g{u^i|iu} #i{a|â}r bel{i|î}be#n·.

wa{s|z} bedarf ich leide#s / m{e|ê}re·,

wan d#c ich #si fr{o^e|ö}mde?[[2 i¬wan swenn eht ich si mîden sol?~i MF/MT nach A]]

d#c m{#v^e|üe}t mich / di{k|ck}e #s{e|ê}re·. /[[2 i¬daz klage ich und müeget mich sêre~i MF/MT nach A; i¬daz klage ich unde müeget mich dicke sêre~i {Schweikle # 7}]]

A Reinm 45

III

III	A Reinm 45 = MF 150,19

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 357, fol. 3r

[ini E|1|blau]z i#st ein n{i|î}t, den niema#n kan·

v#erheln vor den // l{#v^i|iu}ten #sich·;

war #vmbe #sprichet men{i|e}c man·:

›wes t{o^e|œ}ret #sich d#er?‹ #vn#d meinet mich·?

daz / k#vnd ich ime[[1 i¬⸍⸍ime ⸍⸍ich~i mit Umstellungsvermerk]] ge#sagen, obe ich wolde.

ich enw{a|â}nde niht, d#c iema#n fr{a|â}gen #solde·,

ern / {ph|pf}l{a|æ}ge #sch{o^e|œ}ner #sinne.

wan niema#n in>>d#er welte lebt,

er envinde #s{i|î}nes h#erzen k{#v|ü}negin/#Zne·. /

B Hausen 16

II	B Hausen 16 = MF 150,19

Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 12

[ini E|1|blau]{s|z} i#st {ai|ei}n n{i|î}t, d#er niht kan·

an de#n l{#v^i|iu}ten / v#erheln #sich·;

war#vmbe #sprichet man{i|e}{g|c} ma#n·:

›wes vr{o^e|öu}t #sich d#er?‹ #vn#d / m{ai|ei}net mich·?

da{s|z} k{#v^i|ü}nd ich im ge#sage#n, ob ich wolte·.

#ioch w{a|â}nd / ich niht, da{s|z} des iema#n fr{a|â}gen #solte· –

deh{ai|ei}n ma#n, der pfl{e|æ}ge- // rehter #sinne·;

wan nieman in d#er welte le{p|b}t,

er envinde #s{i|î}nes / h#erzen k{#v^i|ü}neginne·. /

C Reinm 3

III

III	C Reinm 3 = MF 150,19

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 98va

[ini E|2|blau]{s|z} i#st ein ni^^t, der niht en<<kan·

verheln / an den l{u^i|iu}ten #sich·;

war #vmbe #sprichet / man{i|e}c man·:

›wes t{o^e|œ}rt #sich der?‹ #vn#d meinet / mich·?

d#c k#vnde ich im ge#sagen, ob ich wol-/de·.

ich en<<w{a|â}nde¦niht, d#c iema#n fr{a|â}ge#n #sol-/de·,

er enpfl{e|æ}ge #sch{o|œ}ner #sinne·;

wan nie-/man lebt,[[2 i¬lebt~i$ i¬in der werlte lebt~i MF/MT, {Schweikle # 7}, {Kasten # 8} nach A, B]]

er envinde wol[[1 i¬wol~i$ i¬w~i eventuell gebessert]] #s{i|î}nes herzen / k{#v^i|ü}n{i|e}ginne·. /

Kommentar

Überlieferung: Die Strophe ist Teil eines Textgeflechts mittlerer Größe, das im Übrigen unter Reinmar (ABC) und Friedrich von Hausen (B) überliefert ist. Die Rotenb-Strophe entspricht der ersten Strophe der mehrstrophigen Fassungen (A Reinm, B Hausen, C Reinm). Unter den vier Überlieferungen der Strophe stehen einander die Reinm-Fassungen einerseits sowie B Hausen und B Rotenb andererseits textkritisch nahe (V. 3, 4, 5).

Form: Siehe den Kommentar zum Textbündel.

Inhalt: Ohne den Liedkontext wirkt die Strophe gnomisch. Allenfalls das Neiden (V. 7) indiziert Minnesang-Nähe.

Florian Kragl