Überlieferung: Die sechs Strophen sind unikal in C im Korpus des Walther von Klingen überliefert.
Form: 4-a 4b / 4-a 4b // 4b 4-a 4-a
Es liegen siebenversige, isometrische, durchgereimte Stollenstrophen vor. Identischer Reim in II,3 : 7. Unreiner a-Reim zwischen Auf- und Abgesang in Str. V; gestörter b-Reim in VI,5; Freiheiten in der Anreimung des Abgesangs in Str. IV (V. 5 reimt nur unrein mit V. 2 und 4; V. 6 : 7 haben einen eigenen Reimklang). Auftakt in II,5.7. Unlandt vermutet einen romanischen Einfluss und sieht Parallelen zur Chanson legiere a entendre des Conon de Béthune.
Inhalt: Minneklage mit ausgeprägter Bildlichkeit und sommerlichem Natureingang.
Die erste Strophe setzt mit einem frühlingshaften Natureingang ein, der in der dritten und der fünften Strophe erneut aufgegriffen wird: Wie die Blumen hervorsprießen, so will das Herz des Sprechers zu seiner Geliebten springen. Würde sie ihm Gnade gewähren, würde er mit den Vögeln singen und den Sommer verkünden (vgl. Str. I). Sie gleicht in ihrer Güte nicht nur der Frühlingspracht, sondern übertrifft die Rosen in ihrer Blüte (vgl. Str. III). Sie ist so schön wie die Veilchen im März (vgl. Str. V). Das Brennen seines Herzens wiederum übertrifft jenes von 1.000 Kerzen, so der Sprecher in der fünften Strophe.
In der zweiten Strophe beklagt er zwar sein Minneleid und seinen drohenden Minnetod, doch nimmt er seine Dame gleichzeitig in Schutz: Würde seine Geliebte wirklich seinen Minnetod wollen, wäre Kupfer zu Gold geworden, die Dame also nur falscher Schein.
Dass der Sprecher ihr nichts vorwerfen möchte, wird durch die mehrfachen Verweise auf die huͦte (IV,1,5) in der dritten und vierten Strophe unterstrichen. Den Vorwurf aus Str. II aufgreifend, spricht er sie schließlich von jeder Schuld frei: Es sind falsche Freunde, die mit süßen Worten seinen Tod wünschen (vgl. Str. VI). So wird die Gesellschaft als zentraler Hinderungsgrund hervorgehoben, der die Liebenden davon abhält, sich räumlich nahezukommen – sind sie innerlich also eigentlich bereits vereint?
Sandra Hofert
C WaKling 16 = SMS 5 4 IZitieren | |||
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 53ra | |||
I | |||
C WaKling 17 = SMS 5 4 IIZitieren | |||
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 53ra | |||
II | |||
C WaKling 18 = SMS 5 4 IIIZitieren | |||
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 53ra | |||
III | |||
C WaKling 19 = SMS 5 4 IVZitieren | |||
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 53ra | |||
IV | |||
C WaKling 20 = SMS 5 4 VZitieren | |||
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 53ra | |||
V | |||
C WaKling 21 = SMS 5 4 VIZitieren | |||
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 53ra | |||
VI | |||