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Burkhard von Hohenfels, ›Min herze hat minen sin‹ (C 37–41) Lied zurückLied vorDruckerTEI Icon

Überlieferung

C Burk 37–41

Kommentar

Überlieferung: Das Lied ist unikal in Handschrift C überliefert.

Form: Stollenstrophe. 4a 4b 4-c / 4a 4b 4-c // 5d 4-e 4-e 5d.

Inhalt: Jagdallegorisches Minnelied. Das Lied wird von einer Handlungsallegorie eingeleitet, die in systematischer »Differenzierung verschiedener Instanzen des Inneren« (Egidi, S. 252) diese bei der Jagd zeigt. Das Herz hat sin, muot und gedanke (letztere als Spürhunde) ausgesandt, ein Wild zu jagen, das unter der Obhut der Frau steht. Dieses Wild ist nicht einfach ihre Minne, sondern ihr eigenes Inneres, das, in dieselben Instanzen aufgespalten, den Jägern entgeht (I,8f.). Auf dieser Jagd geht es also um ein Begehren nach Reziprozität: korrespondierende innere Fakultäten sollen sich aufeinander beziehen (vgl. das Bild der wehselgedenken in C Burk 61).

Auch in der Folge dominiert das eigentlich konventionelle Bildfeld der Liebesjagd, allerdings in kaskadenhaften, gebrochenen Allegorien und Metaphern. In einem erneuten allegorischen Anlauf gliedert Str. II die positiven inneren Eigenschaften (Goheen, S. 152f.) der Frau weiter auf. Ob es sich in II,3 bei winde um Windhunde oder den Wind handelt, lässt sich aus dem Kontext nicht zweifelsfrei erschließen: Windhunde wären ein Rückverweis auf die Jagd mit Hunden in Str. I, Wind dagegen ein Vorverweis auf das Flugbild in II,7. Hinter der wieder triadischen Gliederung des Inneren kann man wie schon für Str. I im weiteren Sinne aristotelische Modelle vermuten (vgl. Cramer, S. 56f.), ohne dass sich die inneren Instanzen in diesem Lied genau auf die Kategorien gelehrter Kognitionspsychologie (memoria, imaginatio, ratio, sensus) abbilden ließen (vgl. Stock, S. 225–228). Wie in anderen Liedern Burkhards (besonders dem folgenden Lied im Korpus, C 42–44, sowie C 79–81) erweisen sich die Eigenschaften der Frau als zu mächtig, und das Ich wird von seiner vermeintlichen Beute überwunden und gebunden (II,8f.).

Die Metaphernkaskade in Str. III zeigt das Ich in einer Situation des Trauerns, das in seinem Herz Anker geworfen hat, während die Frau in sein Inneres geprägt erscheint (vgl. auch C Burk 49, 7f.). In der Sonne eingeschlossene Strahlen (III,8) gehören zu zeitgenössischen kosmologischen Vorstellungen (vgl. Kuhn, S. 18; Stock, S. 226). Str. IV greift die Jagdmetaphorik implizit wieder auf: Die Frau legt den fliegenden (vgl. IV,8: swinget) Gedanken Schlingen, in denen sie gefangen werden, was zum Verlust von Freude führt. In der letzten Strophe ist nun die personifizierte Minne selbst auf der Jagd nach einer Person, die Beständigkeit beherbergt (V,1–3). Der Rest der Strophe hat zusammenfassenden Charakter und kann als Gegenstück zur trauerbetonten Str. III gelesen werden: Dem Trauern ob der Fixierung der Gedanken bei gleichzeitiger Unerreichbarkeit der Frau wird der Gewinn (V,9) gegenübergestellt, den die Minne dem Beständigen bietet, in dessen Sinn sie Liebesfreude entwirft.

Markus Stock

Kommentar veröffentlicht am 01.10.2020; zuletzt geändert am 06.05.2024.
Gehört zur Anthologie: Minne- bzw. Werbelied
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Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 111v
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